Kurfürsten von der Pfalz
 


1 Leben
1.1 Jugend
1.2 Streit um die Vormundschaft
1.3 Heirat mit Elisabeth Stuart
1.4 Kurfürst vor dem Dreißigjährigen Krieg
1.5 König von Böhmen
1.5.1 Vorgeschichte und Pläne
1.5.2 Wahl und Krönung
1.5.3 Regierung
1.5.4 Schlacht am Weißen Berg
1.6 Flucht
1.7 Verlust der Erblande
1.8 Im Exil
1.9 Tod
2 Rezeption
2.1 Zeitgenössische Publizistik und Propaganda
2.2 Forschung
3 Literatur


Elisabeth Stuart
Ruprecht v.d. Pfalz
Ausstellung "der Winterkönig"

Kurfürst Friedrich V.

Leben

1.5.2 Wahl und Krönung

Am 26. August 1619 wurde Friedrich V. von der Pfalz schließlich mit den Stimmen aller in der Böhmischen Konföderation zusammengeschlossenen Länder zum König gewählt. Der Kandidat selbst hatte die Entscheidung in Heidelberg abgewartet.

Die Wahl Ferdinands II. zum Kaiser zwei Tage später konnte Friedrich angesichts der katholischen Mehrheit im durch die Kurfürsten des Reiches gebildeten Wahlgremium nicht verhindern. Auch die Stimmen der protestantischen Kurfürsten aus Sachsen und Brandenburg gingen an den Habsburger. Gegen den Einspruch einer aus Prag angereisten Delegation der böhmischen Stände wurde Ferdinand die dem König von Böhmen zustehende Kurstimme von den drei geistlichen Kurfürsten und den Kurfürsten aus Brandenburg und Sachsen zugesprochen. Nur die pfälzischen Gesandten plädierten für eine Anhörung der böhmischen Gesandten.

Um Einstimmigkeit zu erzielen, zogen die pfälzischen Gesandten ihre ursprüngliche Stimmabgabe für Maximilian von Bayern zurück und votierten auch für Ferdinand. Diese Entscheidung sollte für die zukünftige Entwicklung aber fatal sein. Denn mit dieser Entscheidung hatte nun das gesamte Kurfürstenkollegium bestätigt, dass es die Absetzung Ferdinands und eine erneute Königswahl in Böhmen als illegal betrachtete. Im Reich war der Pfälzer daher in einer denkbar schwachen Position.

Genau am Tag der Kaiserwahl traf die Nachricht von der Wahl Friedrichs V. zum König von Böhmen in Frankfurt ein. Da Friedrich nicht zum Wahltag in Frankfurt erschienen war, schickten ihm seine dort als Gesandte vertretenen Hofräte ein Gutachten, in dem sie ihm davon abrieten, die böhmische Wahl anzunehmen.

Über die Gründe der folgenschweren Annahme der Krone wurde in den folgenden Jahrhunderten viel spekuliert. Dass ihn seine Frau gedrängt habe, da sie unbedingt Königin sein wollte, ist eine Legende der katholischen Propaganda, ebenso wie der von Friedrich Schiller in seinem 1792 erschienenen Geschichtswerk Geschichte des 30jährigen Kriegs kolportierte Ausspruch Elisabeth Stuarts:

"Konntest du dich vermessen, [...] die Hand einer Königstochter anzunehmen, und dir bangt vor einer Krone, die man freiwillig dir entgegenbringt? Ich will lieber Brod essen an deiner königlichen Tafel, als an deinem kurfürstlichen Tische schwelgen."[4]

Auch wenn die lang ersehnte Standeserhöhung sicherlich hochwillkommen war, dürften aber vorrangig religiöse Gründe ausschlaggebend gewesen sein. In seinem Rechtfertigungsschreiben sprach Friedrich von einer göttlichen Berufung und stilisierte sich in einem Gebet, das er kurz vor der Abreise nach Prag verfasste, zu einem "Kreuzritter des Protestantismus". Dennoch blieb er schwankend zwischen der Heiligkeit seiner Pflicht gegenüber dem Kaiser und dem Bedürfnis, Glaubensgenossen in einer gerechten Sache zu unterstützen.

Neben machtpolitischen und religiösen Beweggründen könnten aber auch wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle gespielt haben, weshalb Christian von Anhalt seinem Dienstherren zur Krone verhelfen wollte. Die Oberpfalz um Amberg war zu dieser Zeit das europäische Eisenzentrum; Böhmen war ein Brennpunkt für Zinn- und Glashandel. Ein Zusammenlegen hätte eine neue Exportmacht in zentraler Lage bedeuten können[5]. Für Christian von Anhalt als Statthalter der Oberpfalz wäre dies auch finanziell lohnend gewesen.

Die am 12. September stattfindende Versammlung der protestantischen Union in Rothenburg ob der Tauber riet Friedrich mehrheitlich, sich nicht in die böhmischen Angelegenheiten einzumischen. Auch die anderen Verbündeten der Protestanten im Reich, wie die Vereinigten Niederlande, der Herzog von Savoyen oder die Republik Venedig, wollten oder konnten das Projekt weder militärisch noch finanziell unterstützen. Nur der Fürst von Siebenbürgen, Gábor Bethlen, sandte ermutigende Briefe an Friedrich.

Doch der Kurfürst schlug alle Warnungen und Bedenken in den Wind. Zwischen dem 24. und dem 28. September 1619 entschloss sich Friedrich, dem Willen des Allmechtigen nicht zu widerstreben[6] und die Wahl anzunehmen. Die Vereinigten Niederlande, Dänemark, Schweden und die Republik Venedig erkannten Friedrich als König an, das gemeinsame Zusammengehen der protestantischen Fürsten des Reiches kam jedoch nicht zustande. Am 31. Oktober 1619 zog Friedrich mit insgesamt 568 Personen und fast 100 Wagen in Prag ein, wo er begeistert willkommen geheißen wurde. Auch wenn ein großer Teil des Landes vom Krieg bereits verwüstet war und viele Flüchtlinge in der Stadt lagerten, feierte man anlässlich der Ankunft und der Krönung am 4. November rauschende Feste[7]. Seine zuvor erteilte Garantie der böhmischen Ständeverfassung, die vermeintliche Tüchtigkeit seines Kanzlers Christian von Anhalt und der Umstand, dass sich seine schöne Gattin in hochschwangerem Zustand auf die beschwerliche Reise gemacht hatte, nahmen seine neuen Untertanen für den neuen König ein.

 

 

Text: Wikipedia (Lizenz)
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