Kurfürst Friedrich V.
Leben
1.4 Kurfürst vor dem Dreißigjährigen Krieg
Der Bau des Elisabethentors war nur der Auftakt für eine
größere Umgestaltung der Residenz. So wurde ein neuer Hofgarten,
der berühmte Hortus Palatinus, angelegt und mit zahlreichen
Grotten und Brunnen versehen, die Friedrich verherrlichten
und ihn als Gott Apollo und Herkules darstellten.
Friedrich selbst sah sich als Führer der protestantischen
Fürsten im Reich und als Verteidiger der teutschen Libertät
gegenüber dem katholischen Kaiser. Das Reich selbst stand
kurz vor einer bewaffneten Auseinandersetzung; seit dem
Ende des vorhergehenden Jahrhunderts hatten sich die Auseinandersetzungen
zwischen den Fürsten der drei Konfessionen – wobei die calvinistische
nicht durch Reichsrecht bestätigt war – zu einem Kampf um
die Verfassung des Reiches entwickelt. Weiterhin war ein
Krieg zwischen den protestantischen Generalstaaten der Niederlande
und dem habsburgischen Spanien absehbar, da 1621 ein zwölfjähriger
Waffenstillstand auslaufen sollte und beide Seiten bereits
seit Jahren für den Krieg rüsteten.
Die Kurpfalz bildete dabei eine wichtige Rolle als potentielles
Durchmarschgebiet der kaiserlichen Truppen aus den habsburgischen
Erblanden. Das kurpfälzische Gebiet war, wie viele andere
Territorien des Reiches, kein geschlossenes Herrschaftsgebiet
und bestand aus zwei größeren Landesteilen, in die wiederum
Teile fremder Territorien eingeschlossen waren. Die Untere
Pfalz zog sich an Rhein und Neckar entlang und hatte ihr
Zentrum in Heidelberg. Die Obere Pfalz lag im Osten des
heutigen Bayerns rund um deren Hauptstadt Amberg. Während
die Untere Pfalz eher landwirtschaftlich geprägt war, bildete
die Obere Pfalz eine der wichtigsten Bergbauregionen des
Reiches und war wirtschaftlich besonders leistungsfähig.
An seinem 18. Geburtstag übernahm Friedrich die volle
Herrschaft als Kurfürst in der Pfalz. Kurz nach seinem Regierungsantritt
erlitt er während einer Sitzung der protestantischen Union
in Heidelberg einen Fieberanfall, dem er fast erlag. Die
Krankheit veränderte seine Persönlichkeit radikal. Zeitgenossen
schildern ihn nach der Krankheit als kraftlos, schläfrig
und melancholisch, ja sogar depressiv. An eine Durchführung
der Regierungsgeschäfte durch den jungen Kurfürsten war
in dieser Situation nicht zu denken. Deshalb führte sein
Kanzler, der anhaltinische Fürst Christian I. von Anhalt-Bernburg,
fast vollständig die Geschäfte.
Friedrich vertraute dem Fürsten beinahe uneingeschränkt.
Christian und die anderen Hofräte entschieden von 1614 bis
1618 fast vollständig die Maßnahmen der Kurpfalz, denen
der Herrscher nur noch zustimmen musste. Neben den Auswirkungen
der Krankheit ist dies sicherlich auch der Jugend und der
politischen Unerfahrenheit des Kurfürsten zuzuschreiben.
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