Kurfürst Friedrich V.
Leben
1.3 Heirat mit Elisabeth Stuart
Die Heiratspolitik des kurpfälzischen Fürstenhauses war
darauf ausgerichtet, die Stellung des Landes im reformierten
Lager zu stärken: Zwei Schwestern Friedrichs waren bereits
mit protestantischen Fürsten des Reiches verheiratet, und
auch die 1595 geborene Katharina Sophie sollte mit Gustav
Adolf von Schweden vermählt werden. Für Friedrich bot sich
eine Heirat mit Elisabeth Stuart, der Tochter des englischen
Königs Jakob I., an. Auch wenn der englische Hof schon einige
Bewerber als nicht standesgemäß abgelehnt hatte und der
Titel eines Pfalzgrafen dort unbekannt war, versuchte man
die Gelegenheit zu nutzen.
Zu diesem Zweck reiste der Hofmeister des Kurprinzen Hans
Meinrad von Schönberg im Frühjahr 1612 nach London und versuchte
dort die Vorbehalte auszuräumen, indem er die königsgleichen
Rechte des Kurfürsten hervorhob. Auch von den Niederlanden
und Sedan aus wurde von Verwandten das Projekt vorangetrieben,
so dass man sich am 26. Mai 1612 über den Heiratsvertrag
einig war. Die Prinzessin brachte eine Mitgift von 40.000
Pfund mit, und Friedrich musste ein jährliches Wittum von
10.000 Pfund garantieren.
Obwohl Königin Anna mit der geplanten Verbindung unzufrieden
war, reiste Friedrich nach London und landete am 16. Oktober
1612 auf englischem Boden. Dort traf er erstmals mit Elisabeth
zusammen und machte durch sein gutes Aussehen und freundliches
Benehmen einen sehr günstigen Eindruck auf den Hof und seine
künftige Braut. Zuvor hatte bereits ein reger Briefwechsel
in französischer Sprache zwischen den beiden stattgefunden.
Die Verlobung fand am 7. Januar 1613 statt; Königin Anna
blieb ihr aufgrund ihrer Vorbehalte allerdings fern. Am
24. Februar 1613 wurde in der königlichen Kapelle am Whitehall-Palast
Hochzeit gefeiert. Bei der Zeremonie trug Friedrich die
Kette des Hosenbandordens, der ihm kurz zuvor verliehen
worden war und den er später in sein Wappen aufnahm. Die
Festlichkeiten nach der Trauung werden als außergewöhnlich
beschrieben. Ein Festspiel von Francis Beaumont wurde aufgeführt,
worin religiöses Verhalten und Rittertum in Verbindung gebracht
wurden. Die gesamten Festlichkeiten wurden von Francis Bacon
ausgerichtet.
Diese ungewöhnliche, ja fast einmalige Heirat eines Kurfürsten
mit einer der zu jener Zeit höchstgestellten Bräute Europas
konnte nur zustande kommen, weil König Jakob seinen ursprünglichen
Plan aufgab, Elisabeth mit dem französischen König zu verheiraten,
denn dies hätte nach seiner Meinung das Gleichgewicht der
Konfessionen in Europa gestört. Deshalb begann er nach einem
protestantischen Prinzen für seine Tochter zu suchen.
Mit einer Zwischenstation in Den Haag, wo beide den Statthalter
der Niederlande Moritz von Nassau, den Onkel des Kurfürsten,
trafen, reiste das junge Paar am 5. Mai 1613 nach Deutschland.
Am 13. Juni wurde beiden in Heidelberg ein großartiger Empfang
durch die Stadtbevölkerung zuteil. Die anschließenden Feierlichkeiten
zogen sich mehrere Tage hin. Bereits seit 1612 hatte Friedrich
mit Blick auf die Heirat im Heidelberger Schloss umfangreiche
Baumaßnahmen durchführen lassen, um seiner Gattin eine standesgemäße
Unterkunft zu bieten. So ließ er den sogenannten Englischen
Bau als Palast für Elisabeth errichten. 1615 entstand zur
Erinnerung an den triumphalen Einzug in Heidelberg das Elisabethentor,
mit dem Friedrich für Elisabeth einen separaten Eingang
in seine Residenz schuf.
Elisabeth war von Anfang an bei ihren Untertanen sehr beliebt.
Diese Beliebtheit nahm nach der Geburt ihres Sohnes Friedrich
Heinrich am 1. Januar 1614 noch weiter zu. Dem Jungen schien
als Kurprinz und möglichem englischen Thronfolger eine große
Zukunft bevorzustehen. Elisabeth gebar ihrem Mann bis 1632
dreizehn Kinder, von denen fünf ihre Mutter überlebten.
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