12.5.08

Hortus Palatinus: So nicht, Herr Finanzminister!

Dass Stratthaus seine Ideen immer noch nicht begraben hat, obwohl unbestätigten Gerüchten zufolge die Investoren längst abgesprungen sind, zeigte sein Auftritt am 4. Mai in Weikersheim, wo er den dort mit großem Erfolg restaurierten Barockgarten - zu Recht - in den höchsten Tönen lobte und als Modell auch für den Hortus Palatinus herausstellte. Und die Bürgerinitiative, so Stratthaus in seiner Rede beim Festakt zur Eröffnung der Weikersheimer Gartensaison, die würde er gerne mal dorthin einladen, damit sie sehen könnten, wie schön das geworden sei.

Abgesehen davon, dass man ihn beim Wort nehmen sollte - eine Einladung ist eine Einladung, auch für einen Finanzminister.

Aber anlässlich der offiziellen Eröffnung des Mövenpick-Restaurantbetriebs im Heidelberger Schloss konnte er - zumindest nach dem gewöhnlich tendenziellen Bericht der Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung zu urteilen - sich wiederum nicht eines Kommentars enthalten. "Den Gästen empfahl er" - so der Text in der RNZ - "sich mal in Weikersheim umzuschauen, wo der frisch angelegte Barock- und Renaissancegarten auf große Begeisterung stößt."

An dieser ministerlichen Aussage stimmt nur eins: Der Weikersheimer Garten ist ein Publikumsmagnet und unzweifelhaft ein Schmuckstück erster Güte im Hohenloher Schlösserland.

Allerdings ist er nicht frisch angelegt, denn die Gartenrestauratoren sind seit langer Zeit am Werk und haben mit viel Mühe und Einsatz die Spuren der vergangenen Vernachlässigung und Reduzierung wieder beseitigt. Was frisch ist in Weikersheim, ist eine neue Dauerausstellung zum Garten.

Und: Der Weikersheimer Garten ist keineswegs ein "Barock- und Renaissancegarten". Im Gegenteil. Bei der Neuanlage des Gartens 1708 - vor 300 Jahren - wurden die Reste des Renaissancegartens, wie sie in einer Zeichnung von 1602 überliefert sind, beseitigt und ein Barockgarten angelegt, der von seiner Anlage her nichts mit seinem Vorgänger zu tun hat. Allenfalls die ungefähren Dimensionen sind ähnlich.

Da hat der Heidelberger Schlossgarten, der nun wirklich so schlimm, wie Stratthaus ihn in letzter Zeit hinstellt, NCHT ist, mehr an Renaissance-elementen zu bieten. Aber das Renaissanceschloss Weikersheim mit seinem restaurierten Barockgarten kann ebensowenig als Muster für Heidelberg gelten wie der Schwetzinger Garten. Dazu sind die Überlieferungsschichten dort zwischen dem Barockgarten und dem letzten Zustand vor der Restaurierung einfach zu nah aufeinander.

Landeskunde online zeigt in seiner Weikersheim-Präsentation eine Ansicht des Schlossgartens 1602, von 1709 und 1747, sowie Ansichten vor der Restaurierung und von heute.

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