12.12.07
Hortus Palatinus:
Immer noch unter Rekonstruktionsverdacht
Die Wessendorf'schen Pläne zu einer Rekonstruktion des "Hortus
Palatinus" sind nun doch nicht vom Tisch. Die aus gewöhnlich
gut informierten Quellen durchgesickerten "eigenen Pläne"
des Landes beziehen sich nur auf die von Wessendorf ohnehin schon
länger "zugestandenen" Abstriche. Kern- und Angelpunkt
sind die beiden "Hauptterrasse" und "Zwischenterrasse"
genannten Hauptbereiche, die nach dem jetzt vorgestellten Plänen
doch einer grundlegenden Rekonstruktion unterzogen werden sollen.
Zwar bleibt die Scheffelterrasse mit dem berühmten Blick
auf Stadt, Stadt und Tal frei von Umbauten, wird aber wohl, so
der Tenor der insgesamt gewundenen Erklärungen, in das Gartenkonzept
einbezogen und damit eintrittsgeldpflichtig.
Eine Ausschreibung unter entsprechend kompetenten Planungsbüros
soll einen Entwurf entstehen lassen, dessen Ergebnis Grundlage
für weitere Entscheidungen ist. Mit diesen Ergebnissen ist
im 1. Halbjahr 2008 zu rechnen. Der Entscheidungsprozess wird
aus einer Diskussion zwischen den drei Beteiligten, dem Land,
dem Denkmalschutz und der Stiftung Hortus Palatinus, hervorgehen.
Allerdings wid dieser Planungswettbewerb nicht ergebnisoffen durchgeführt,
sondern Vorgaben seitens des Landes unterliegen
Das sind die Kernpunkte der Pressekonferenz, die heute nachmittag
im Ottheinrichsbau des Heidelberger Schlosses das derzeitige Planungsstadium
der Öffentlichkeit vorstellten.
Was ist davon zu halten?
Das Land ist fasziniert von der Chance, dass die Stiftung nicht
nur den Bau des Gartens, sondern auch seinen Erhalt finanziert.
Wer Wessendorf allerdings genau zugehört hat, erkennt - außer
der gebetsmühlenartigen Wiederholung von den Sitzbänken
ohne Lehnen, den fehlenden Toiletten samt Wickelraum und der Geschichte
mit der Tante Erna, - dass er aus der Diskussion der letzten Wochen
nichts gelernt hat. So beruft er sich immer noch auf Salomon de
Caus, der 1619 "geahnt (hat), dass er nicht mehr ganz fertig
wird" und deswegen sein Planwerk veröffentlichte. Und
diese Projektveröffentlichung wird flugs zur Grundlage für
"denkmalschützerische" Entscheidungen genommen.
Und wenn er mal wieder betont, er habe "nie vor (gehabt),
die Romantik zu beseitigen", dann ist das schlicht unwahr
und nichts als Sand, den er der Öffentlichkeit in die Augen
streut. Man muss sich nur seine Computersimulationen ansehen,
mit denen er in seiner Broschüre immer noch wirbt.
Noch eine Unwahrheit sind die "2 von 5 Hektar", die
er nur umbauen will. Der Stückgarten im Westen des Schlosses
gehörte nie zum Hortus Palatinus des Salomon de Caus, und
dass Wessendorf den Weg vom Zugangstor zum Schlossgarten nicht
umbauen will, ist echt ein großzügiges Entgegenkommen.
Legt man den eigentlichen Hortus zugrunde, sollen immer noch 50-
70% umgebaut werden.
Zum Dritten: "Wir bauen nur, was der Denkmalschutz genehmigt!"
So Wessendorfs Beteuerungen, immer mit treuherzigem Blick wiederholt.
Und wenn jetzt der Denkmalschutz spricht - dummerweise nicht in
seinem Sinn - wird das als "Einzelmeinung" weggewischt.
Wo bleibt da die Glaubwürdigkeit?
Und wieder ist die Rede davon, dass Erträge aus der Betriebs-GmbH
in die "Weiterentwicklung" des Gartens fließen
sollen. Nur - was "Weiterentwicklung" bedeutet, sagt
er nicht.
Das Fazit?
Der Kampf um die Angemessenheit einer Neugestaltung ist noch
keineswegs ausgestanden. Verzicht auf Totalrekonstruktion heißt
nicht, einen Bereich frei zu lassen und den Rest in Renaissance-Manier
nachzubauen, sondern im gesamten Garten auf Rekonstruktionen zu
verzichten und statt dessen punktuell die Variation von Nachbildung
und Visualisierung zu suchen. Wessendorf zeigt sich noch immer
und ungebrochen als Anhänger der Rekonstruktions-Idee.
"Timeo Danaos et dona ferentes" - Ich fürchte
die Danaer, auch wenn sie Geschenke bringen, warnte Laokoon angesichts
des von den Griechen hinterlassenen Trojanischen Pferdes. Nicht
alles, was im Gewand eines Geschenkes daher kommt, ist wirklich
ein Geschenk. Und schon gar nicht ein Geschenk an die Bürger.
Die Badische Heimat wird weiterhin den Finger auf die Wunde halten,
wird weiterhin der Stimme des Denkmalschutzes Gewicht verleihen.
Jede Rekonstruktion ist ein kläglicher Versuch, Authentizität
vorzutäuschen. Es kann nicht um Rekonstruktion längst
vergangener flüchtiger Strukturen gehen, sondern um eine
zukunftsorientierte Lösung, die sich in ihrem ganzen Umfang
an den Gegebenheiten orientiert.
Die Badische Heimat fordert, erst NACH einer gartenarchäologischen
Untersuchung überhaupt in das Planungs- und Entwurfsstadium
einzutreten.
Die Badische Heimat fordert ein Gesamtkonzept für den GESAMTEN
Schlossgartenbereich, einschließlich der Bäderterrasse,
einschließlich der Gartenkabinette, damit nicht im Dämmerzustand
verbleibt, was den eigentlichen Schwerpunkt des Gartens ausmacht.
Spenden
Sie für die Bürgerinitiative "Rettet den Schlossgarten
der Romantik"!
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