5.11.07
Hortus Palatinus: FAZ bejubelt Stifter-Initiative
Es gab Zeiten, da äußerte sich die FAZ sehr kritisch
zu ahistorischen Rekonstruktionen verschwunderer Kulturdenkmäler.
Auch hier scheinen jetzt andere Zeiten angebrochen zu sein, denn
die FAZ lobhudelt auf sehr eigenartige Weise über den Hortus
Palatinus-Plan von Hans Joachim Wessenberg und den übrigen
Unruhestiftern.
Sehr unkritisch wird das Bemühen um die Rekonstruktion referiert.
Dass der Verfasser des Artikels selbst ein offenbar schlecht informierter
Rekonstruktions-Fanatiker ist, erweist sich schnell in den Formulierungen.
Da werden die Absichten der Stifter zitiert: "Durch die
Wirrnisse des Dreißigjährigen Krieges wieder der Garten
allerdings nie ganz fertiggestellt. [Absatz] Doch das soll sich
bald ändern. Der Garten soll in seinen urpsrünglichen
Ausdehnungen wieder erstehen."
Gerade die Absicht, etwas nie Vollendetes vollenden zu wollen,
spricht für die geradezu geschichtsfeindliche Haltung der
Stiftungs-Initiatoren. Und dass der Garten nie hinter seine ursprüngliche
Ausdehung (!) zurückging, zeigt die schlechte Recherche des
Autors.
Schließlich noch ein bedenkenswertes Zitat:
"Der Befürchtung, das Heidelberger Schloss werde
privatisiert oder aus der Sehenswürdigkeit werde eine Art
Disneyland oder Ähnliches, tritt Wessendorf energisch entgegen.
Es gehe nicht darum, dass einige Reiche sich den Schlossgarten
kaufen."
Es reicht nicht aus, Herr Wessendorf, dem entgegen zu treten,
und es dennoch zu tun. Taten zählen! Und: Es geht wirklich
nicht darum, dass der Schlossgarten gekauft würde. Hier wird
die Geschichte gekauft, und das ist noch schlimmer! Das war früher,
zu Wilhelms II. Zeiten, des Kaisers "Recht". Heute scheinen
10 Millionen dazu zu reichen.
Man darf gespannt sein, wann und in welchem Umfang die FAZ auch
den Gegenargumenten den erforderlichen Raum gibt.
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