27.11.07
Denkmalpflege - Aus dem Archiv die Fundsache des Tages
Die politische Wochenzeitung "Das Parlament", herausgegeben
vom Deutschen Bundestag, widmete die Ausgabe Nr. 16/17 vom 16.
April 2007 dem Thema Denkmalschutz. Der Berliner Achitekturkritiker
Prof. Falk Jäger spricht sich darin unter dem Titel "Nur
noch schöne Bilder" vehement gegen den gegenwärtigen
Rekonstruktionswahn aus. Auch wenn seine Thesen in erster Linie
auf die Rekonstruktion historischer Baudenkmäler, allen voran
das Berliner Schloss, zielen, kann man doch mit Fug und Recht
auch einiges auf die geplante Rekonstruktion des Heidelberger
Hortus Palatinus beziehen. Heidelbergs Baubürgermeister von
der Malsburg sollte einsehen, dass Gegner des Projekts auch ihre
guten Argumente haben, die man nicht aus der hohlen Hand widerlegen,
sondern nur mutwillig vom Tisch wischen kann.
Die erste Stelle:
"All die Imitationen und Rekonstruktionen vermitteln dem
Zeitgenossen das Gefühl, historische Architektur sei beliebig
manipulierbar."
Die zweite:
"Die Rekonstruktion ist der Todfeind der Denkmalpflege. Sie
entwertet das authentische Denkmal, die bauhistorische Urkunde,
die, weniger perfekt, weniger bunt, weniger anschaulich, es schwer
hat, sich Geltung zu verschaffen."
Und die dritte:
"Wenn Denkmäler beliebig reproduzierbar scheinen, liegt es
nahe, die lästigen Originale abzuräumen und durch bessere, schönere,
funktionalere "Denkmäler" zu ersetzen."
Wir versichern natürlich (der Einwand wird vielleicht kommen),
dass die Zitate zwar aus ihren Zusammenhang herausgelöst
sind, aber nicht so herausgerissen, dass sie einen ganz falschen
Eindruck vermittelten.
Der Zusammenhang ist vielmehr der, dass Jäger vom Berliner
Stadtschloss schreibt: "Auch beim Berliner Schloss geht es
den Protagonisten nur um die Wiedergewinnung eines verlorenen
Bildes, und zwar fast ausschließlich um die Westansicht. Alle
anderen Aspekte scheinen den Schlossbefürwortern disponibel: welche
Nutzungen wie und wo hineinkommen sollen, ... . Das Ergebnis ist
absehbar: Man wird einen Zwitter bauen, mit einem Innenleben,
das mit der an drei Seiten vorgehängten historischen Fassade nichts
zu tun haben wird, nicht architektonisch-strukturell und nicht
inhaltlich."
Man ersetze "Berliner Schloss" durch "Hortus Palatinus"
und hat die ganze Zweifelhaftigkeit des Projekts vor Augen.
Im Editorial derselben Ausgabe schreibt Astrid Pawassar übrigens:
"Denkmalschutz ist ohne Geschichtsbewusstsein nicht denkbar.
Doch Bewusstsein liegt eben unterhalb der Oberfläche, ist verfestigtes
Wissen als Voraussetzung für Urteilsfähigkeit." Und: "Ohne
die Akzeptanz seiner Biografie geht der Wert eines Denkmals verloren,
weil er damit auch nicht für die Nachfahren definiert werden kann."
Der Artikel ist online nachlesbar bei der Wochenzeitschrift Das
Parlament, das Editorial
an gleicher Stelle.
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