4.2.08
Grundlinien eines kommenden Konzepts
Badische Heimat stellt Eckpunkte von "Plan B" vor
Nachdem Hans Joachim Wessendorf in seinem ungebrochenen Selbstbewusstsein
immer noch mit dem uralten Flyer aus den Kindertagen seiner Stiftung
um sich wirft und zur Information des irrezuführenden Publikums
noch ein Beiblatt dazulegt, veröffentlicht die Badische Heimat
e.V. nachstehend die Grundlinien ihres Konzepts, das sich vom
Wessendorfschen Plan insofern unterscheidet, als es von Anfang
an mit dem Denkmalschutz abgesprochen ist.
Der Schlossgarten, so wie er von de Caus geplant und teilweise
verwirklicht worden war, umfasst etwas weniger als 4 ha Fläche.
Der gesamte Umfang des Schlossgartens wird nacheinander einer
Erneuerung unterzogen - in manchen Bereichen mehr, in anderen,
wie der Scheffelterrasse, weniger. Auch die von Wessendorfs Stiftung
bisher unbeachtete Terrasse mit den Kabinetten und die Bäderterrasse.
In der dringenden Frage nach dem Erhalt der Bäume
geben wir keine Prozentzahlen, argumentieren nicht mit dem Bestand
von 700 Bäumen im Schlossareal, der dann den Verlust von
20 Bäumen verschmerzbar machen würde. Bäume leben
nicht ewig, so schmerzhaft das uns vorkommen mag. Dass kranke
Bäume oder solche, die nicht mehr sicher stehen (niemand
kennt genau die Beschaffenheit des Untergrunds), gefällt
werden müssen, bedarf keiner großen Worte. Es sind
uns bis jetzt drei Bäume bekannt, die in einer für ein
mögliches konkretes Konzept wichtigen Sichtachse stehen.
Kommt eine Einigung dahingehend zustande, dass sie gefällt
werden, wird an anderer Stelle nachgepflanzt.
Der Eintritt in den Schlossgarten wird auch weiterhin
nichts kosten - das ist das Überraschende. Legt man vergleichbare
Eintrittspreise in anderen Schlössern des Landes zu Grunde,
lässt sich für Heidelberg allerdings ein Modell für
die Eintrittsgebühren entwickeln, das den besonderen Gegebenheiten
hier entspricht.
Die Frage, die Heidelberg anscheinend am meisten umtreibt, ist
die nach den Toiletten. Sie wird natürlich für
den GANZEN Schlossbereich erörtert werden müssen. Wessendorf
verspricht vollmundig eine öffentliche Toilette im Café-Pavillon,
ob die aber verwirklicht werden wird, liegt an der Einigung mit
dem zukünftigen Pächter. Selbstverständlich wird
das neue Besucherzentrum öffentliche Toiletten aufweisen
- mit oder ohne uns. Und ganz sicher auch behindertengerechte
Anlagen, das ist von Seiten der Bauvorschriften längst
Standard.
Was das neue Besucherzentrum angeht, könnte es sein,
dass es keine Gepäckaufbewahrung haben wird, ebensowenig
wie einen Schirmverleih und ein Fundbüro - wer hat jemals
etwas derartiges vermisst?. Dafür sind wir dafür, dass
ein großzügiger Eingangsbereich mit Gruppentreffpunkt,
ein Videoraum, eine Kinderwerkstatt für die Museumspädagogik
und ein Sozialraum für die Schlossführerinnen und -führer
mit eingeplant wird.
Mit allen (!) Beteiligten wird man über die Gesamtkonzeption
der Gastronomie in der Sattelkammer, den Schlossweinstuben
und im Fasskeller sprechen und planen müssen. Hohe Besucherfrequenz
mit einem angenehmen Ambiente zu verbinden ist eine Herausforderung,
der man sich jedoch stellen kann.
Auf jeden Fall gehört ein attraktives Café
im Bereich des Schlossgartens zu unserem Konzept dazu. Vielleicht
kann man das sogar so planen, dass auch abendliche Musikveranstaltungen
im kleinen Rahmen möglich sind.
Einer der Kern- und Angelpunkte in dem Wessendorfschen Konzept
ist das von uns immer bezweifelte Junktim zwischen der Errichtung
einer gemeinnützigen Betriebsgesellschaft und der
Rekonstruktion des Hortus Palatinus. Wir sind weiterhin der Ansicht,
dass dieses Junktim unsinnig, nicht sachgemäß, nicht
zwingend und überflüssig ist.
Nachdem das finanzielle Konzept völlig anders aussieht,
besteht vielleicht überhaupt keine Notwendigkeit dazu. Es
mag sein, dass Hans Joachim Wessendorf sich auch schon Gedanken
über die Gehälter der Stiftungsvorsitzenden gemacht
hat - veröffentlicht hat er sie jedenfalls noch nicht. Und
wir sind jedenfalls der Meinung, dass die aus dem Schloss fließenden
Einkünfte nicht dahin fließen sollen. Die Rede
war zwar immer von einer gemeinnützigen Betriebsgesellschaft,
aber nie von Ehrenamtlichkeit. Und die der Gemeinnützigkeit
"unschädlichen" Aufwandsentschädigungen dürften
sich doch auch im Budget der Beriebsgesellschaft niederschlagen.
Und eine Weiterentwicklung des Gartens? Unser Plan sieht
keine "Weiterentwicklung" vor - alles, was dazu gehören
soll, wird zu Anfang an auf dem Tisch liegen. Und bitte - WENN
so genannte "Überschüsse" entstehen, dann
ist es ein Akt der Solidarität, dass sie anderen Objekten
des Kulturerbes zu Gute kommen, auch außerhalb Heidelbergs,
die sie vielliecht im Moment nötiger brauchen. Da haben WIR
jetzt soviel Vertrauen in die Landesverwaltung.
Soweit unsere Bemerkungen zu Wessendorfs "Beiblatt".
Wir haben allerdings noch andere Fragen - und die Antworten dazu.
Wie sieht es jetzt mit der "Rekonstruktion" des
Hortus Palatinus aus?
Der Hortus Palatinus ist eine geschichtliche Größe,
die sich schon allein in der Konstruktion der mächtigen Terrassen
zeigt. Selbstverständlich wird die Idee des manieristischen
Gartens an einigen Stellen zu erkennen sein. Aber das Gestaltungskonzept
wird nicht rückwärtsgewandt in der Wiederherstellung
einer scheinbar historischen Kulisse bestehen - so etwas wäre
im Jahr 2008 einer Stadt wie Heidelberg unwürdig -, sondern
zukunftsorientiert dem Garten eine echte Aufenthaltsqualität
bringen.
Wer bezahlt das?
Die gesamten Baukosten dürften erheblich höher als
die von Wessendorf an Anschubfinanzierung gedachten 10 Millionen
€ sein. Wir hoffen, dass sich die Stifter nicht auf Grund
der Tatsache, dass es keine Rekonstruktion mehr geben wird, von
dem Projekt abwenden. Im Übrigen ist das Heidelberger Schloss
nicht nur eine Sache der Heidelberger Altstadt, sondern eine Sache
der ganzen Metropolregion, und unser Konzept wird so viel Charme
haben, dass es verschiedenen potenziellen Stiftern schwer fallen
wird, nein zu sagen.
Im Übrigen verdankt auch das Mannheimer Schloss den Neubau
der Universitätsbibliothek unter der Dach einer sehr noblen
Spende, ohne dass der Spender gleich eine Gemeinnützige Betriebsgesellschaft
mit Erwirtschaftung von Überschüssen verlangte.
Wie sieht es mit der Behindertengerechtheit aus?
Da unser Konzept den ganzen Schlossgarten umfasst, muss auch
der gesamte Bereich barrierefrei zugänglich sein. Das ist
eine der Grundvoraussetzungen. Und die wird zu klären sein
- erforderlichenfalls mit einem Behindertenaufzug auf die oberen
Trerrassen.
Wird es öffentliche Veranstaltungen im Garten geben?
Unter der zwingenden Voraussetzung, dass das Verkehrsproblem
gelöst wird - ja. Ob allerdings im Bereich des Gartens oder
im Bereich des Cafés, sei erst mal dahingestellt. Es kann
allerdings nicht sein, dass eine Zunahme der Besucherfrequenz
ausschließlich zu Lasten der Anwohner geht. Und - ein Rockkonzert
mit Heavy Metal über den Dächern der Altstadt ist sicher
nicht das, was wir uns unter Veranstaltungen vorstellen.
Wird der Garten Opfer von Vandalismus werden, wenn er nicht
abgesperrt ist?
Eine Frage, die wir uns auch gestellt haben. Bisher ist er das
nicht. Aber wir wissen auch, dass ein umgestalteter Garten nicht
nur Leute anzieht, die sich an der Anlage freuen. Mit Vandalismus
müssen wir leben, und die Absperrung des Schwetzinger Schlossgartens
hat auch von Jahren die Demontage der Chinesischen Brücke
nicht verhindert.
Was ist mit dem Betonbunker?
Der sogenannte "Betonbunker" ist im wesentlichen eine
böswillige Zeitungsente, von dem einzig und allein seine
Existenz keine Ente ist. Er liegt weder "mitten" im
Schlossgarten noch stört er irgendwo das Erscheinungsbild
oder irgendwelche "historischen" Gartenlinien, noch
bleibt er im Rohbau stehen. Es ist das Gerätehaus der Schlossgärtnerinnen
und Schlossgärtner und liegt genau da, wo er von der Straße
aus erreichbar ist und von wo auch die Gärtnerinnen und Gärtner
den Schlossgarten mit ihren Fahrzeugen erreichen können.
Und er bleibt auch nicht als Rohbau stehen, sondern wird mit einer
Sandsteinfassade verkleidet werden, die dem obendran liegenden
ehemaligen Schlosshotel angeglichen wird. Und wenn im Sommer die
Bäume wieder Laub tragen, wird man sehr intensiv suchen müssen,
bis man ihn überhaupt sieht.
Was wird mit der Großen Grotte?
Die Große Grotte auf der Hauptterrasse ist ein wichtiger
Bestandteil des ganzen Gartens. Sobald dür die dort lagernden
Gerätschaften in anderer (und wenn möglich besserer)
Platz gefunden ist, wird man über ihre Nutzung sprechen.
Was wird mit dem Souvenirshop im Gläsernen Saalbau?
Es ist uns bekannt, dass sowohl hieran als auch an den anderen
Souvenirläden Arbeitsplätze hängen und das jedes
Besucherzentrum mit Souvenirshop hier erhebliche Konkurrenz entwickeln
wird. Hier besteht Klärungsbedarf, für den wir allerdings
kaum verantwortlich sind. Zum Glück.
Unsere letzte Frage liegt vielleicht am Termin, dem Rosenmontag,
zu dem wir das Papier veröffentlichen:
Werden die Sitzbänke Lehnen haben?
Da der Garten eine echte Verweilqualität haben wird, werden
einige Bänke in der Tat Lehnen haben - auch wenn wir wissen,
dass dann verschiedene Besucher sich auf die Lehnen setzen und
ihre beschuhten Füße auf der Sitzfläche abstellen
werden. Mit allen Konsequenzen für den Erneuerungsbedarf
der Sitzflächen und der Lehnen. Im Bereich der Brüstungen
jedenfalls, über die man ja hinwegsehen muss, wird es weiterhin
massive Steinbänke ohne Lehnen geben.
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