Der Inbegriff der Seidenstraße: Textilien und Stoffe
Ferdinand von Richthofens Begriff "Seidenstraßen" hat
sich eingeprägt für ein Verkehrsnetz, auf dem bei weitem
nicht nur Seide gehandelt wurde. Dennoch war Seide ein wichtiges
Luxushandelsgut. Lange Zeit glaubte man im Westen, Seide
wachse auf den Blättern von Bäumen. Dass die Seide in China
als fertiger Faden aus den Kokons der Seidenraupe gewonnen
wird, blieb hier lange verborgen. Seide war im Westen sehr
begehrt.
Noch vor der Seide kannte man dort Wollstoffe. Die ältesten
Funde stammen aus Käwrigul und Xiaohe, etwa aus der Zeit
von 2000 - 1800 v. Chr. Für die frühe Zeit erstaunlich sind
die fortschrittlichen Techniken des Webens, Flechtens, Wirkens,
Filzens und Färbens.
Außergewöhnlich sind die Textilien aus Sampula, für die
es in Nordwest-China nichts Vergleichbares gibt. Die Frauen
trugen schwere, knöchellange Röcke, die aus mehreren Querbändern
bestanden. Neben der in Sampula gefertigten Kleidung findet
man dort auch importierte Stücke, wie das spektakuläre Fragment
eines Behangs mit Kentaur und Kriegerfigur in 24 Farben.
Die Textilfunde im Tarim-Becken sind Beispiel für lokale
Tradition und Kultur, zeigen, woher Fremdes importiert wurde,
und wie weit Handelsverbindungen schon reichten.
Aufgrund der klimatischen Verhältnisse befinden sich diese
Textilfunde in einem herausragenden Erhaltungszustand. Ihre
Herstellung und künstlerische Gestaltung spiegelt sowohl
die Entwicklung einer eigenständigen Textilkultur, als auch
den kulturellen Austausch zwischen Ost und West wider. Während
die frühen Wolltextilien von fundierten Kenntnissen in der
Filzherstellung und Wollfärberei zeugen, sind die später
aufkommenden Seide- und Baumwolltextilien hingegen eher
Importware.
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