Ein Traum von Rom


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Der Traum von Rom
 

Die Oberschicht in den Provinzen tat es der Elite in der Hauptstadt gleich und umgab sich in ihren prachtvollen Häusern mit Luxusgütern. Nirgends manifestiert sich der Traum von Rom in vergleichbarer Weise wie in der Ausstattung der Häuser mit Mosaiken und Skulpturen. Zur Königsklasse der Ausstattung von Innenräumen gehörten marmorne Statuen. Allein schon ihr Material galt als erhaben. Kopien bekannter Werke griechischer Bildhauerstars wie etwa die Statuen von Athleten aus der Werkstatt des klassischen Bildhauers Polyklet waren begehrt und durften in der Welt der Reichen nicht fehlen. Ein reger Kunsthandel deckte den hohen Bedarf für die Ausstattung privater und öffentlicher Gebäude der wohlhabenden Städte wie Trier. Öffentliche Platzanlagen und Einrichtungen wie Thermen verwandelten sich so in Galerien, private Häuser und Gärten wurden zum Idealbild römischer Lebenskultur.

Kopf einer Marmorstatue eines Athleten. Trier, 2. Jh. n. Chr. Gesellschaft für nützliche Forschungen, Trier
© H. Zwietasch; Landesmuseum Württemberg, Stuttgart

Mosaiken waren für die römische Elite unverzichtbar, von Caesar ist gar bekannt, dass er transportable Mosaiken auf seinen Feldzügen mit sich führen ließ! Die farbenprächtigen Kompositionen wurden reichsweit zur Zierde der Haupträume eines Hauses eingesetzt, d. h. der Räume, in denen etwa Gäste empfangen wurden oder in denen man viel Zeit verbrachte. Die ausgewählten Motive und Szenen hatten vor allem in Gästen zugänglichen Bereichen repräsentativen Charakter. Allein die Tatsache, dass sich der Hausherr Mosaiken leisten konnte, wies auf dessen beachtliche finanzielle Mittel hin. Die Auswahl bestimmter Motive unterstrich zudem noch seine gesellschaftliche Stellung.
 

Häufig hoben die Bilder auch die Funktion eines Raumes hervor, indem sie direkt oder indirekt auf seine Nutzung hinwiesen: So eigneten sich Darstellungen des Weingottes Bacchus und seines Gefolges vorzüglich für Speisezimmer!

Die Darstellungen auf Mosaiken sind vielfältig und wurden nicht zufällig vom Auftraggeber ausgewählt. Hinter den für Mosaiken ausgewählten Bildern standen Botschaften, die sich vom Auftraggeber mit ganz bestimmten Absichten und Zielen an die Betrachter richteten. Die Bildformeln, die Bildsprache und die Botschaft dahinter waren dem antiken Betrachter jedoch geläufig. So sollten Darstellungen von Literaten oder Philosophen wie die des Anaximanders – dem die Erfindung der Sonnenuhr zugeschrieben wurde – auf einem Trierer Mosaik die Bildung des Hausherrn unterstreichen: Nur wer Bildung hatte, konnte den nur mit Mantel bekleidetet Mann mit Sonnenuhr als Anaximander erkennen.

Szenen aus der griechischen Mythologie zielten ebenfalls auf die Bildung des Auftraggebers ab, da zum Erkennen dieser Darstellungen eine weitreichende Kenntnis der vielfältigen Mythenlandschaft der Antike Voraussetzung war. Ob die Auftraggeber solcher Bilder wirklich die umfassende Bildung hatten, die dadurch unterstrichen werden sollte, ist nicht bekannt. Vermutlich war es im Falle so manches Hausherrn „mehr Schein als Sein“, wodurch sich die Botschaft und die Aussage der Bilder letztlich aber nicht änderte.

Darstellungen von Jagden oder aber Tierhatzen in der Arena und Gladiatorenszenen hoben dagegen ganz andere Aspekte hervor: Da sie jeweils zur Lebenswelt der Reichen gehörten, konnte mit beiden seine gesellschaftliche Stellung hervorgehoben werden. Die Stiftung von Veranstaltungen im Circus, in der Arena und auch im Theater zählte zu den Verpflichtungen der Oberschicht, da diese dafür aufkommen musste. Die Jagd dagegen war ein Zeitvertreib der Wohlhabenden. Jagdszenen hatten bis zum 3. Jahrhundert nach Christus darüber hinaus noch eine zweite Ebene: Sie sollten die Mannhaftigkeit und Tugend des Hausherrn aufzeigen. Danach stand die Darstellung des eigenen Status im Vordergrund.

Zusammen mit den Statuen bildete die Ausstattung eines wohlhabenden Haushalts ein fein aufeinander abgestimmtes Gesamtkunstwerk. Tugend, Bildung und Anmut standen als ideale Wertvorstellung im Zentrum des Interesses und bezeugten dem Hausherrn ein hohes Maß an Bildung und Kunstsinn. Dies galt in besonderem Maße in den Metropolen wir Trier. In den kleineren Städten am Neckar sind Ansätze davon aber zu entdecken. Auch hier kamen Mosaiken zu Tage, die qualitätvollsten davon in Rottweil. Ein Fragment aus der einzigen Stadt der Römer im rechtlichen Sinne, welches den Sonnengott Sol und die vor ihm zurückweichende Leukothoe zeigt, ist in der Ausstellung zu sehen. Großartige marmorne Kunstwerke dagegen sucht man in Rottweil vergebens. Wie auch im Falle der Wandmalereien spiegeln sich hier die weniger großzügigen finanziellen Möglichkeiten der Bewohner des Gebietes zwischen Rhein und Limes wider.

    Text: Landesmuseum Württemberg

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