Ein Traum von Rom


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Aus der Traum
 

Germaneneinfälle, häufige Regierungswechsel, Gegenkaiser, Kriege im Osten und eine Inflation stürzten das Römische Reich im 3. Jahrhundert nach Christus in eine schwere Krise, von der das rechtsrheinische Gebiet besonders betroffen war. Soldaten wurden vom Limes abgezogen, daher war die Sicherung der Grenze nicht mehr möglich. Ab 233 nach Christus sind Einfälle von später als Alamannen bezeichneten germanischen Stammesgruppen zu verzeichnen, zudem bestand eine wirtschaftlich prekäre Lage. Die Zivilbevölkerung sah sich gezwungen, das Gebiet nach und nach zu verlassen. Um 270 nach Christus zog sich Rom endgültig hinter Rhein, Iller und Donau zurück, Städte und Siedlungen verödeten vollständig. Sie wurden von den Germanen, die sich in der Folge in dem Gebiet niederließen, nicht weitergenutzt.

Allerdings hatten auch die Alamannen ihren Traum von Rom: Gerade in Gräbern der frühen Siedler finden sich neben Objekten aus ihrer alten Heimat auch viele römische Güter. Diese waren hoch begehrt und wurden entweder in den von den Römern verlassenen Siedlungen und Städten gefunden, durch Warenaustausch erworben oder aber von Raubzügen in das römische Gebiet jenseits des Rheins als Beute mitgebracht. Schöne Beispiele hierzu gibt es in der Ausstellung aus Lauffen a. N. und Gundelsheim.

Während das Gebiet rechts des Rheines aufgeben wurde, erlebte Trier eine ungeahnte Blüte: Im Jahre 286 nach Christus wurde Trier Residenzstadt eines in zwei Verwaltungsgebiete neu aufgeteilten Reiches, mit einem östlichen und einem westlichen Reichsteils. Als Verwaltungssitz für den gesamten Westen des Römischen Reiches reichte ihr Einfluss von Britannien im Norden bis Marokko im Süden. Binnen weniger Jahrzehnte wurde eines der größten kaiserlichen Bauprogramme zur Repräsentation des neuen römischen Zentrums der Macht umgesetzt. Trier wurde zur Roma Secunda, dem zweiten Rom, und zur größten Stadt nördlich der Alpen.

Ab der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts setzte aufgrund der zunehmenden Bedrohung durch die Germanen eine allmähliche Abwanderung der Bevölkerung ein. Zeichen dieser Zeit ist die Verödung ganzer Stadtviertel und die Ausbeutung der ehemals glanzvollen Ausstattung.

Bilder: Porträt des römischen Kaisers Gratian mit zerstörtem Gesicht. Trier, 2. Hälfte 4. Jh. n. Chr. (oben)

Zerstörte Bleirohre vorbereitet zum Einschmelzen. Trier, aus der Mosel, 2.–4. Jh. n. Chr. (unten)
Beide Rheinisches Landesmuseum Trier. © Th. Zühmer; Rheinisches Landesmuseum Trier

Marmorne Wandverkleidungsplatten wurden als Inschriften wiederverwendet, marmorne Bildwerke mit Darstellungen aus der Mythologie – angesichts der Dominanz des Christentums ohnehin bedeutungslos – wurden zerschlagen, um im Ofen zum Kalk verbrannt zu werden. Bronzene Standbilder, lange schon als Nistplätze von Vögeln genutzt, wurden zerschnitten und zur Wiederverwendung des Metalls eingeschmolzen. Auch den Römern war Recycling nicht unbekannt. Mit der Übernahme durch Franken und Germanen im 5. Jahrhundert nach Christus endet das städtische Leben in einer nahezu intakten römischen Metropole wie Trier – aus der Traum! Der Traum von Rom fand sowohl in Trier als auch im heutigen Baden-Württemberg trotz aller Unterschiede ein jähes Ende: Geblieben ist die Vielzahl von archäologischen Funden, Gebäuderesten oder gar oberirdisch noch sichtbaren Bauten. Sie alle lassen uns auch nach rund 2000 Jahren noch die Sehnsucht der Bevölkerung in den Provinzen erahnen und vermitteln einen Eindruck davon, wie das Vorbild Rom Alltag und Leben bestimmte.

    Text: Landesmuseum Württemberg

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