Landeskunde > Geschichte > 19. Jahrhundert > Revolution 1848/49

9. Die Kaiserproklamation

Friedrich Wilhelm IV. und die Revolution

Mein edles Fräulein, darf ich's wagen, Arm und Geleit ihr anzutragen?

Satire auf den Wunsch des Preußenkönigs, die Führung der deutschen Nation zu übernehmen.

Friedrich Wilhelm als Faust wirbt um Gretchen-Germania, die ein Buch mit der Aufschrift "Grundrechte" in der Hand hält.

Fliegende Blätter, Band IX, Nr. 194 S. 13


"Scene aus dem Schauspiel: Ein deutscher Komödiant (letzter Akt)"

Satire auf die Ereignisse des 18. März 1848 in Berlin und die Rolle des Königs.

Der Text:

Er: Bin ich nicht der schönste deutsche Kaiser?
Chorpersonal: Ja wohl
Bruder: und höchstdieselben werden dero Kaiserlichen Willen bei Ihren Völkern stets mit Kartätschen den gehörigen Eindruck zu verschaffen wissen.
Chor... : Ja wohl

Lithographie, Mannheim, Reiss-Museum, Aus der Ausstellung "Mit Zorn und Eifer". Kat.- Nr.33

 

Die Verfassungsdiskussion

Spitze des Reiches war ein Erbkaiser, der zugleich König von Preußen war. Der Reichstag teilte sich in zwei Kammern, ein Staatenhaus mit den Vertretern der Regierungen und ein direkt gewähltes Volkshaus. Reichsangelegenheiten waren die Außenpolitik, die Verfügung über das Militär und wirtschaftliche Belange des Gesamtstaates (Zoll, Handel, Münzen und Maße). Reichsrecht sollte Landesrecht brechen.

Das demokratische Prinzip äußerte sich im allgemeinen und gleichen Wahlrecht zum Volkshaus. Dieses wirkte bei der Gesetzgebung mit und kontrollierte die Reichsregierung. Die Reichsminister sollten dem Reichstag gegenüber verantwortlich sein.

Die fortschrittliche Kräfte übten Kritik an diesem Verfassungsentwurf, wie die nebenstehende Karikatur zeigt. Er sei anachronistisch, und nur eine Republik könne die liberalen Rechte und die Souveränität des Volkes wahren. Die Spitze dieser Karikatur richtet sich aber nicht allein gegen die Idee eines Kaisertums für Deutschland, sondern auch gegen die Person des künftigen Kaisers, der eindeutigerweise als Schaf dargestellt ist. Gemeint ist zweifellos der Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. Es wäre aber auch zu fragen, ob er nicht auch als Wolf im Schafspelz dargestellt ist.

"Alte Professoren der alten Geschichten wollen dem jungen democratischen Deutschland ihre verschimmelte Idee eines erblichen deutschen Kaisers aufdringen"
Kreidelithographie, Mannheim, Reiss-Museum. Aus der Ausstellung "Mit Zorn und Eifer", Kat.- Nr. 121

Friedrich Wilhelm IV. und die Kaiserkone

Als am 3. April 1849 die Delegation der Nationalversammlung Friedrich Wilhelm von Preußen die Kaiserkrone anbot, lehnte sie dieser als "imaginären Reif, aus Dreck und Letten gebacken, mit dem Ludergeruch der Revolution behaftet", ab und machte gleichzeitig deutlich, daß das Werk der Deutschen Einigung nur von der Seite der Fürsten zu kommen habe. Seine Haltung stärkte den Widerstand der anderen Regierungen, die die Reichsverfassung ablehnten und ihre Abgeordneten aus Frankfurt zurückriefen.

"Soll ich oder soll ich nicht?" Karikatur auf die Ablehnung der Kaiserkrone durch König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen. Kolorierte Druckgraphik, 23x32 cm. Mannheim, Landesmuseum für Technik und Arbeit. Aus der Ausstellung "Revolution der deutschen Demokraten in Baden", Karlsruhe. Kat.- Nr. 368.

 

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