Schlossgeschichten

Schloss Ludwigsburg und die Herren Württembergs - Notizen zur Baugeschichte

Spatzen für Ludwigsburg? - Was das Schloss kostete

Bau- und Sanierungsmaßnahmen in Schloss Ludwigsburg

Neueinrichtung des Schlossmuseums im Alten Corps de Logis und Riesenbau zum Ludwigsburger Schlossjubiläum 2004

Wie richtet man ein Schloss ein ?

Dreihundert Jahre Geschichte in den Räumen Herzog Eberhard Ludwigs und seiner Familie

Das Flair eines festlichen Rokokoappartements aus der Zeit des Herzogs Carl Eugen

  

Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg (1676-1733)

Eberhard Ludwig war das dritte Kind von Herzog Wilhelm Ludwig und Magdalena Sibylla von Hessen-Darmstadt. Entscheidend für seine Entwicklung war der frühe und unerwartete Tod des Vaters im Jahre 1677. Zum Vormund des kleinen Prinzen bestimmte der Hof seinen Onkel Friedrich Carl von Württemberg-Winnental. Seiner Mutter wurde die Verantwortung für seine Erziehung übertragen. Eine schwierige Aufgabe! Denn Eberhard Ludwigs Kindheit und Jugend war geprägt durch Auseinandersetzungen mit Friedrich Carl um die vormundschaftliche Regierung des Landes. Zudem fiel sie in kriegerische Zeiten, in denen das Herzogtum Württemberg wiederholt von französischen Truppen gebrandschatzt wurde und mit großen wirtschaftlichen und politischen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Auch Friedrich Carl beteiligte sich an den kriegerischen Auseinandersetzungen und geriet in französische Kriegsgefangenschaft. Das nutzte Magdalena Sibylla, um Eberhard Ludwig 1693 im Alter von 16 Jahren vorzeitig von Kaiser Leopold I. mündig erklären zu lassen. Doch der junge Herzog zeigte kein übermäßig großes Interesse an den Regierungsgeschäften. Von Zeitgenossen wurde Eberhard Ludwig als oberflächlich und extrem beeinflussbar beschrieben. Vor allem Letzteres führte dazu, dass das politische Geschick des Landes stark von Eberhard Ludwigs jeweiligem Umfeld bestimmt wurde. Der Herzog selbst bevorzugte die Jagd und ließ die Verwaltung seines Landes gerne in den Händen des Geheimen Rats.

Die 1697 geschlossene Ehe Eberhard Ludwigs mit Johanna Elisabeth von Baden-Durlach änderte seine Einstellung zu den Pflichten als Landesherr nicht. Die Jagdleidenschaft und das immer größer werdende Bedürfnis, mit anderen absolutistischen Höfen zu konkurrieren, blieben nach wie vor Eberhard Ludwigs größtes Interesse - zumal er auf seiner Kavalierstour im Jahr 1700 zum ersten Mal weit über die Grenzen des vergleichsweise armen Württembergs hinaus in Holland, Frankreich und England andere prunkvolle Höfe kennenlernte.

In den folgenden Jahren absolvierte Eberhard Ludwig eine glänzende Militärkarriere, die von der Teilnahme an der Schlacht von Höchstädt 1704 bis zur Ernennung zum Oberbefehlshaber über die Rheinarmee führte. Ebenfalls 1704 erfolgte die Grundsteinlegung zum Wiederaufbau des im Spanischen Erbfolgekrieg zerstörten Jagdhauses Erlachhof zu einem repräsentativen Jagdschloss. Beflügelt durch seine militärischen Erfolge änderte er seine Pläne schon bald: An Stelle des Jagdschlosses entstand eine dreiflügelige Schlossanlage. Sie wurde zur Bühne, auf der Eberhard Ludwig seinen Machtanspruch mit höfischer Prachtentfaltung zeitgemäß inszenieren konnte.

Ab 1711 hielt sich Eberhard Ludwig immer häufiger in Ludwigsburg auf, meist in Gesellschaft seiner langjährigen Mätresse Wilhelmine von Grävenitz. Auf kaiserlichen Druck musste ihre 1707 mit dem Herzog eingegangene Ehe wieder gelöst werden, die "Grävenitz" ging ins Exil. Erst eine Scheinehe mit Landhofmeister Graf von Würben gestattete der einflussreichen Mätresse die Rückkehr an den Hof. Geschickt umgab sie den Herzog mit ihren Günstlingen und Vertrauten, so dass sie über zwei Jahrzehnte großen Einfluss auf die Regierung des Landes hatte. 1718 war sie es, die gemeinsam mit Eberhard Ludwig die Residenz von Stuttgart nach Ludwigsburg verlegte und die noch wenig bevölkerte Planstadt zur Hauptstadt des Herzogtums erhob. Herzogin Johanna Elisabeth von Baden-Durlach blieb im Stuttgarter Schloss und beobachtete das Treiben in Ludwigsburg missbilligend aus der Ferne.

1724 begann Eberhard Ludwig in Ludwigsburg erneut zu planen und zu bauen. Die Schlossanlage umfasste vor allem Fest- und Repräsentationsräume. Appartements aber und Räumlichkeiten, die den ständigen Aufenthalt im Schloss für den Fürsten, seinen Hof und hochgestellte Gäste möglich machten, fehlten bislang. So fiel der Entschluss, die dreiflügelige Schlossanlage durch ein zweites Corps de Logis in eine Vierflügelanlage umzugestalten. Nun - und das war mit Sicherheit für Eberhard Ludwig von eben so großer Bedeutung - konnte sich die Ludwigsburger Schlossanlage durchaus mit anderen europäischen Schlössern etwa in Paris (Louvre), Stockholm und Berlin vergleichen lassen.

Eine ernste Wendung nahm das Leben des Herzogs 1731: Durch den frühen Tod seines Nachfolgers, des Erbprinzen Friedrich Ludwig, drohte die Herrschaft in Württemberg an eine katholische Nebenlinie überzugehen. Im protestantischen Württemberg eine undenkbare Zukunft - Herzog Eberhard Ludwig löste daher seine Verbindung zu Wilhelmine von Grävenitz und hoffte, von seiner legitimen und lange ignorierten Gattin Johanna Elisabeth noch einmal einen Nachfolger zu erhalten. Bei seinem eigenen Tod am 31. Oktober 1733 hinterließ er jedoch keinen Nachfolger. Die Herrschaft über den württembergischen Thron ging - wenn auch nur für wenige Jahre - auf seinen konvertierten Neffen Carl Alexander aus der Nebenlinie Württemberg-Winnental über.

Herzog Eberhard Ludwig, der sich vor 300 Jahren so selbstbewusst als Achill, ja als Herkules darstellen und verherrlichen ließ, schuf mit der Barock-Residenz Ludwigsburg ein einzigartiges Schloss-, Park- und Stadtensemble, das noch heute ein lebendiges Bild des Lebens am Württembergischen Hof im Zeitalter des Absolutismus vermittelt.

Text: Staatsanzeiger-Verlag

   

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