Königin
Charlotte Auguste Mathilde von Württemberg (1766-1828)
Königin Charlotte Auguste Mathilde von Württemberg war
- wie der sagenkundige Gustav Schwab 1828 in einem Nachruf
schrieb - eine gebildete, künstlerisch begabte, fromme und
warmherzige Frau.
Sie wurde 1766 als älteste Tochter des englischen Königs
Georg III. (1738-1820) geboren. 1797 heiratete sie den württembergischen
Erbprinzen Friedrich (1754-1816), der seit 1788 Witwer war.
Die englische Heirat sollte Württemberg den Rücken gegen
Frankreich stärken. Zugleich war das Haus Hannover dafür
bekannt, seine Töchter mit einer hohen Mitgift auszustatten.
An der Seite Friedrichs wurde Charlotte Mathilde bereits
im Jahr ihrer Heirat Herzogin und 1806 - mit Württembergs
Erhebung zum Königreich - die erste Königin des Landes.
Die Ehepartner gingen respektvoll miteinander um. Von hohem
Wuchs und eher korpulent, passten sie in ihrer Erscheinung
zueinander. Außerdem besaß Charlotte Mathilde die Gabe,
geduldig die Launen ihres oft herrischen Mannes zu ertragen.
Sie überließ ihm die Politik und konzentrierte sich ganz
auf den herrscherlichen Haushalt und die Familie. Zwar blieb
Charlotte Mathilde selbst kinderlos. Doch sorgte sie für
Friedrichs Kinder aus erster Ehe, den Kronprinzen Friedrich
Wilhelm Karl (1781-1864), den Prinzen Paul (1785-1852) und
die spätere Königin von Westphalen Katharina (1783-1835).
Dazu engagierte sie sich für die Gründung des Ludwigsburger
Mathildenstifts, das sich verwahrloster Kinder annahm.
Als englisches Königskind war Charlotte Mathilde künstlerisch
sehr gefördert worden. Später beteiligte sie sich intensiv
an der Neugestaltung der Appartements in Schloss Ludwigsburg
und dem Stuttgarter Neuen Schloss, die ihr Mann in die Hände
des Hofbaumeisters Friedrich Nikolaus von Thouret gelegt
hatte. "Ein Hauptschmuck dieser Gemächer aber ist", bemerkt
ein zeitgenössischer Bericht, "daß die herrlichen Stickereyen
und Zeichnungen an Stühlen, Ruhebetten, Ofen- und Kaminschirmen
meist von der Hand der Königin und zum Theil auch der königlichen
Prinzessinnen sind." Die Königin bemalte auch Porzellan
und ließ in der Ludwigsburger Manufaktur seit 1810 mehrere
von ihr gestaltete Porzellanplatten brennen, mit denen Tische,
Kommoden und Schränke dekoriert wurden. Nun galten kunstsinnige
Handarbeiten seit jeher als schickliche Beschäftigung für
Damen von Stand. Charlotte Mathildes Begabung führte aber
über die bloße Konvention des Zeitvertreibs hinaus. Das
zeigen ihre Vielseitigkeit und die von ihrer Hand erhaltenen
Arbeiten. Bemerkenswert sind etwa die mit Blumenarrangements
bestickten Bezüge einer Sitzgarnitur, die sich heute im
Lesezimmer der Königin im Neuen Corps de Logis des Ludwigsburger
Schlosses befindet.
Als König Friedrich I. 1816 starb, nahm Charlotte Mathilde
ihren Witwensitz in Schloss Ludwigsburg. Sie wollte ihrem
Mann möglichst nahe sein, den man in der Ludwigsburger Fürstengruft
beigesetzt hatte. Seit 1828 ruht sie dort an seiner Seite.
Text: Staatsanzeiger-Verlag
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