Das
Flair eines festlichen Rokokoappartements aus der Zeit des
Herzogs Carl Eugen
Die Staatlichen Schlösser und Gärten präsentieren die
Möblierung der "Neuen Zimmer" im 2. Geschoss des Neuen Hauptbaus
Zwischen 1757 und 1759 ließ sich Herzog Carl Eugen im zweiten
Geschoss des Neuen Corps de Logis acht Räume "auf attique
Art neu einrichten" - so die zeitgenössischen Quellen. Er
folgte damit dem Bedürfnis seiner Zeit: Im Rokoko verlangte
auch ein Herrscher in seinem Schloss nach intimeren Räumen
für gesellschaftliche Anlässe von weniger offiziellem Charakter.
Die gut erhaltenen, neu restaurierten Räume werden ab Juni
den idealen Rahmen für die französischen Möbel bieten, die
bisher im Ludwigsburger Schloss nur verstreut gezeigt werden
konnten. Diese Möbel, von Carl Eugen zur Ausstattung seiner
zahlreichen Schlossprojekte erworben, gehören zu den kostbarsten
des Ludwigsburger Schlosses. Sie wurden bereits 1998 in
einem Bestandskatalog vorgestellt und können nun nahezu
komplett im stilistisch passenden Ambiente präsentiert werden.
Alle Objekte wurden für die Neuaufstellung sorgfältig restauriert
und zeigen sich fast in alter Pracht.
Ihre Aufstellung zeichnet, so weit wie möglich, die Möblierung
nach, die in den Inventaren der Zeit detailliert beschrieben
wurde. So erschließt sich dem Besucher das elegante und
heitere Flair eines Gesellschaftsappartements, in dem der
Hof zu festlichen "Appartements" bei Spiel und Musik zusammen
kam. Der Besucher erlebt beim Durchschreiten des Vestibüls
und der beiden Vorzimmer die Steigerung der Pracht bis zum
weiträumigen, feierlichen Assembleezimmer. An diesen großen
und offiziellen Raum schließen sich nochmals zwei Kabinette
von heiterem und intimerem Charakter an. Für unser heutiges
Empfinden sind die Räume nur sehr sparsam eingerichtet;
die Möbel - auch die Sitzmöbel -, waren streng rechtwinklig
entlang der Wände aufgestellt und ließen die Mitte des Raumes
frei. Reich geschnitzte, vergoldete Konsoltische betonen
auch heute wieder die Achsen des Raumes und präsentieren
auf ihren ausgesuchten Steinplatten wie damals wertvollen
Zierrat. Porzellane beispielsweise, überwiegend aus der
von Herzog Carl Eugen begründeten Ludwigsburger Manufaktur.
Die raren Stücke konnten bislang im Depot verwahrt werden.
Kommoden mit elegantem Schwung und aufwändig furnierten
Oberflächen und reichen Beschlägen zeugen von der Beliebtheit
dieser teuren Möbel auch am Hofe Herzog Carl Eugens. Außergewöhnlich:
zwei Sitzmöbelgarnituren in den beiden Vorzimmern: Sie zeigen
noch - natürlich stark verblichen - ihre originalen Bezüge
und die ursprüngliche Polsterung. Sehr seltene Objekte sind
die zierlich gearbeiteten Notenpulte im Assembleezimmer.
Solche Möbel gesellten sich, je nach Anlass, zur festen
Ausstattung der Räume hinzu. Auch der Spieltisch im zweiten
Vorzimmer lässt ahnen, wie bei manchen Gelegenheiten einfach
weiteres Mobiliar für die Zusammenkünfte des Hofes zum Plaudern
und Spielen aufgestellt wurde.
Ganz nebenbei kann der Besucher beim Durchschreiten des
Appartements eine kleine Stilgeschichte vom Rokoko zum Klassizismus
nachvollziehen. In beiden Kabinetten und dem abschließenden,
bereits unter Carl Eugen nicht vollendeten Schlafzimmer
stehen Möbel, die bereits die strengeren klassizistischen
Formen zeigen.
Herzog Carl Eugen ist ab 2004 nicht nur mit seiner Leidenschaft
zum Bauen und Einrichten im Ludwigsburger Schlossmuseum
präsent. Exquisite Portraits führen ihn selbst und die Personen,
die von großer Bedeutung für sein Leben waren, vor Augen.
Dr. Saskia Esser
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