Neueinrichtung
des Schlossmuseums im Alten Corps de Logis und Riesenbau
zum Ludwigsburger Schlossjubiläum 2004
Die Beletage zur Zeit des Schlossgründers
Aus der Zeit Herzog Eberhard Ludwigs ist nur die wandfeste
Ausstattung in den ältesten Teilen des Schlosses reichlich
erhalten geblieben: die barocken Türgewände, Deckengemälde
mit Themen aus der antiken Mythologie, der hervorragende
figürliche Schmuck beider Galerien zum Jagd- und Spielpavillon,
und schließlich die Gestaltung der Pavillons selbst. Zu
Eberhard Ludwigs Zeit waren Textilien kostspieligster Schmuck
der Räume, besonders das "gewirkte Gold" - Tapisserien,
die alle Wände flächendeckend bekleideten. Schwere Samtvorhänge
mit breiten Silber- und Goldborten schmückten Fenster und
Türen. Die Ausstattung mit Möbeln war für unser heutiges
Empfinden sparsam, doch äußerst kostbar. Zwischen den Fenstern
standen vergoldete oder versilberte Konsoltische, darüber
hingen Spiegel in reichen silbernen Rahmen - teure Luxusprodukte
dieser Zeit. Gueridons, kleine vergoldete oder massiv silberne
Tische, trugen Silberleuchter. Entlang der Wände standen
Kanapees, Armlehnstühle und Rückenlehnstühle aufgereiht,
ihre Bezüge und Borten passend zur übrigen textilen Ausstattung
jedes Raumes.
So detailliert kann man sich die Möblierung Herzog Eberhard
Ludwigs und seiner Familie nur noch vor Augen führen, wenn
man das älteste erhaltene Ludwigsburger Inventar aus dem
Jahr 1721 heranzieht. Sogar der Schlafplatz von "Wolf",
dem riesigen Hund des Herzogs ist darin zu finden: Er ruhte
im Schlafzimmer des Herzogs auf einer passend zum Raum bezogenen
Matratze. Der Hund taucht im Inventar immer wieder auf,
denn er wird für manche fehlende Silberquaste und Möbelborte
der Schlosseinrichtung verantwortlich gemacht.
Die Neupräsentation des Schlossmuseums im Alten Hauptbau
und Riesenbau
Die Staatlichen Schlösser und Gärten präsentieren zum dreihundertjährigen
Gründungsjubiläum die einstigen Appartements des Schlossgründers
und seiner Familie mit zahlreichen Neuerwerbungen und Objekten,
die bislang im Depot ruhten. Durch die Erweiterung des Schlossmuseums
- das Appartement Herzog Carl Eugens im zweiten Geschoss
des Neuen Hauptbaus kommt aus Anlass des Gründungsjubiläums
dazu - stand mehr Platz im Alten Hauptbau und Riesenbau
zur Verfügung. So eröffnete sich die Möglichkeit, das Schlossmuseum
in diesem Bereich stärker auf die frühesten Bewohner auszurichten.
Weitere wichtige Ziele waren es, einen Eindruck von der
Raumgestaltung zur Zeit Eberhard Ludwigs zu vermitteln -
dies vor allem mithilfe des reichen Bestandes an Tapisserien
- zugleich aber auch die Zeugnisse der nachfolgenden Nutzungen
zu erschließen.
Die frühesten Bewohner des Schlosses
Das repräsentative Appartement Herzog Eberhard Ludwigs lag
für den Besucher, der die Treppe empor geschritten war,
zur Rechten des zentralen Saals, in der Westhälfte des Alten
Hauptbaus. Das Appartement linker Hand, in der Osthälfte,
stand Erbprinzessin Henriette Marie zu. Sie war als Gattin
des Erbprinzen und Schwiegertochter des Herzogs die erste
Dame am Hofe. Die Gemahlin Eberhard Ludwigs hatte ihren
Wohnsitz im Stuttgarter Schloss beibehalten. Seiner Gattin
benachbart logierte im Riesenbau Erbprinz Friedrich Ludwig,
des Herzogs einziger Sohn; er starb bereits 1731. Das zweite
Appartement im Riesenbau stand dem nachfolgenden Regenten
Carl Alexander zur Verfügung, wenn er als Prinz oder Erbprinz
Ludwigsburg besuchte. Diese Verteilung der Appartements
wird zukünftig auch dadurch sichtbar werden, dass in allen
Räumen die Portraits der Schlossbewohner hängen werden.
Ausstattung aus der Zeit des Schlossgründers in der Neupräsentation
Ein ganz wesentliches Gestaltungselement der ersten barocken
Ausstattung: der reiche Tapisserienbestand. Es ist ein großer
Glücksfall, dass sich aus der Zeit Eberhard Ludwigs eine
stattliche Zahl von Tapisserien erhalten hat. Sie werden
- nach sorgfältiger Restaurierung - den Besuchern des Schlossmuseums
nun wieder einen Eindruck vom einst dominierenden Wandschmuck
der Räume vermitteln.
Als einziges Möbel aus der Zeit des Schlossgründers hat
in Ludwigsburg ein großer Schreibschrank überdauert. Er
stammt mit größter Wahrscheinlichkeit von der Hand des Kirchheimer
Schreiners Johannes Mayr. Das monumentale Möbel ist im Audienzzimmer
des Herzogs zu bewundern, obwohl er nicht zur einstigen
Ausstattung dieses Raumes gehört. Für das Boiserienkabinett
glückte bereits im Jahr 2000 mit Hilfe der Stiftung der
Landesbank Baden-Württemberg ein bedeutender Ankauf: ein
Schreibsekretär mit reicher Einlegearbeit, geschaffen von
dem Kirchheimer Kunstschreiner Isaak Roos. Das Inventar
von 1721 überliefert, dass in diesem Raum genau ein solches
kunstvoll dekoriertes Schreibmöbel stand.
Die Restaurierungen
Hinter der Neupräsentation des Schlossmuseums steht die
langjährige Arbeit der Restauratoren im Ludwigsburger Schloss.
Sie haben in den letzten Jahren jedes der mehr als 600 Objekte
der neu einzurichtenden Räume unter die Lupe genommen und
geeignete Maßnahmen zur Konservierung in die Wege geleitet.
Insgesamt sind in den letzten sechs Jahren knapp 900 000
Euro für die Restaurierung der historischen Einrichtungsobjekte
ausgegeben worden; ein großer Teil floss in die Konservierung
der Tapisserien, für die pro Teppich bis zu 45 000 Euro
anfielen; eine stattliche Summe schlug auch für die Restaurierung
der besonders kostbaren französischen Möbel zu Buche, die
künftig größtenteils im neuen Appartement Herzog Carl Eugens
zu sehen sein werden.
Dr. Saskia Esser, Konservatorin, Schloss
Ludwigsburg
Dieser Text gibt in Auszügen einen Artikel wieder, der vollständig
in Schlösser Baden-Württemberg 2/2004 erschienen ist (April
04).
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