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Schlosshof

Blick in den Schlosshof vom Eingang am Torturm aus Friedrichsbau, erbaut 1602-1607, das einzige Familienalbum an einer deutschen Schlossfassade Der Gläserne Saalbau, so benannt nach dem mit venezianischem Spiegelglas ausgeschmückten Festsaal im Obergeschoss Ottheinrichsbau, die erste durchentwickelte Renaissancefassade im deutschen Schlossbau

Der Schlosshof, wie es sich dem Betrachter bietet, wenn er ihn durch das große Renaissancetor betritt. Links der Friedrichsbau (erbaut 1601 - 1607) mit der Ahnengalerie der Kurfürsten, rechts davon der Gläserne Saalbau (1544-1546). Ganz rechts der Ottheinrichsbau, der erste Renaissancepalast im deutschen Schlossbau. Unterhalb des Friedrichsbaus der Zugang zum Großen Fass

Das Schloss geht in seinen Ursprüngen auf eine Neugründung, vermutlich des Bayernherzogs und Pfalzgrafen Otto II. oder seines Sohnes Ludwig, in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück. In seiner Größe ist es durchaus vergleichbar mit bayerischen oder fränkischen Anlagen der Zeit. Als Burg des Pfalzgrafen muss es bereits im 13. Jahrhundert mit Dürnitz und Befestigungen einen respektablen Eindruck vermittelt haben.

Archäologische Zeugnisse legen einen zerstörerischen Brand zu Beginn des 14. Jahrhunderts nahe, nach dem die Burg, vor allem auch nach der Trennung der Pfalzgrafschaft vom Herzogtum Bayern, zügig wieder aufgebaut wurde. Die erhaltenen Gebäude im Schlosshof datieren von der ersten Hälfte des 15. (Ruprechtsbau) bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts (Friedrichsbau). Kurfürst Ludwig V. verwandelt zwischen 1520 und 1544 die Burg durch umfassende Neu- und Umbaumaßnahmen in eine moderne Festung, die gleichzeitig durch den repräsentativen Glanz den Wandel von der Burg zum Schloss markieren. Es beginnt das "Goldene Zeitalter" der Heidelberger Residenz, in dem die Kurfürsten sowohl europäische Politik betreiben als auch das Schloss zu einem Juwel der Renaissancebaukunst umwandeln.

Mit Kurfürst Ottheinrich (1556 - 59) ziehen Renaissance und Reformation ein, sein Palast ist der erste wirkliche Renaissacepalast im deutschen Schlossbau.

Kurfürst Friedrich V. verlässt mit seinem "Englischen Bau" den engeren Bereich des Schlosshofs und nutzt den Nordwall der Befestigungen als Standort seines Palastes. Er gibt dem Schlossareal sowohl durch die Anlage eines Gartens auf dem alten Stückgarten, vor allem aber durch den Bau eine weitläufigen Renaissancegartens, des "Hortus Palatinus", ein modernes höfische Gepränge.

Sein Versuch, für das pfälzische Haus und die protestantische Sache im Reich die böhmische Königs- und schließlich wohl auch die Kaiserkrone zu erringen, löst 1619 den Dreißigjährigen Krieg aus, der den völligen Ruin der Pfalzgrafschaft zur Folge hat. Sein Sohn Karl Ludwig erhält 1648 im Westfälischen Frieden die Pfalz zurück und kann anschließend auch dem Schloss wieder neuen Glanz geben. Iim Krieg des französischen Königs Ludwig XIV. gegen die Augsburger Liga, bei dem als Nebenkriegsschauplatz auch die Pfälzischen Erbansprüche der Eisabeth Charlotte, genannt "Liselotte von der Pfalz" herhalten müssen, wird die Pfalz samt der Residenz Heidelberg erobert und zweimal, 1689 und 1693 zerstört.

In der Folge dieser durchgreifenden Zerstörungen bleibt das Schloss trotz aller Maßnahmen zur Wiederherstellung ein Nebenschauplatz des kurpfälzischen Hofs, der zunächst in Düsseldorf, dann, nach einem kurzen Zwischenspiel in Heidelberg, in Mannheim residiert. Die letzten Wiederherstellungsarbeiten, die das Schlos immerhin als Sitz von Verwaltungsstellen der Kurpfalz tauglich machten, gingen in einem Großfeuer 1764 zugrunde.

Das frühe 19. Jahrhundert entdeckt das Schloss als romantische Ruine, und vor allem den Bemühungen des französischen Emigranten Charles de Graimberg ist es zu verdanken, dass die weitere Zerstörung durch Steinraub und Nachlässigkeit unterblieb. Das späte 19. Jahhrundert allerdings möchte in seinem Bestreben, die Geschichte zu "reparieren", auch die Zerstörung des Schlosses rückgängig machen und plant einen großzügigen Wiederaufbau. An der Rekonstruktion des Friedrichsbaus 1890 bis 1900 - und vor allem an seiner Ablehnung - entwickelt sich der Gedanke des modernen Denkmalschutzes.

Baumaßnahmen des 20. Jahrhunderts haben eher unauffällige Einbauten zum Ziel. In den 1930er Jahren wird der Königssaal als Festsaal für geplante Schlossfestspiele eingerichtet, in den 1950er Jahren wird der Nordteil des Ruprechtsbaus wieder eingewölbt und der Ottheinrichsbau erhält ein inneres Dach. Beide Maßnahmen haben die Gewinnung von Ausstellungs- und später auch Veranstaltungsfläche zum Ziel. Das Land als Eigentümerin der Ruine muss jährlich Millionen investieren, um das Bauwerk zu erhalten.

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