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Freizeit und Vergnügen in der Ritterzeit

Im 12. und 13. Jahrhundert war das Leben des niederen Adels auf den Burgen von viel Arbeit geprägt. Trotzdem spielte die Freizeitunterhaltung eine wichtige Rolle, wie uns archäologische und schriftliche Quellen nahelegen.

BrettspielsteineKinder wurden - wie auch in heutiger Zeit - durch Spiele an das Erwachsenenleben herangeführt, sei es durch den geschickten Umgang mit Murmeln oder das Rollenspiel mit Püppchen oder Ritterfiguren. Erwachsene verbrachten ihre Freizeit mit Gesellschaftsspielen. Verbreitet waren Brettspiele wie Schach, Mühle oder Backgammon (rechts: Brettspielsteine). Spielfelder wurden gelegentlich auf Fensterbänke oder Holzmöbel eingeritzt.

Zur Ausbildung am Hof gehörten neben der körperlichen Ertüchtigung Schreiben und Rechnen sowie Gesang und oftmals das Erlernen eines Musikinstrumentes. Zerstreuung bot auch die Jagd. Nicht nur die Söhne der Adligen wurden hierfür ausgebildet, auch die Damen beteiligten sich. Dazu mussten sie ebenso wie die zukünftigen Ritter Reiten und Bogenschießen erlernen.

Abwechslung zum Alltag boten Feste an Feiertagen, bei Hochzeiten oder anderen Ereignissen. Es wurden besondere Speisen und Getränken aufgetischt, für Unterhaltung sorgten fahrende Gaukler, Sänger und Musikanten, die von Burg zu Burg zogen. Die höfische Literatur mit dem Ritterroman und dem Minnesang spielten ebenfalls eine große Rolle in der Freizeitgestaltung. Die Heldengeschichten und Gesänge hoben die ritterlichen Tugenden hervor und beschworen die romantische, idealisierte Liebe.

Die Maiden auf den Tribünen jubelten den ritterlichen Recken zu
Die Maiden auf den Tribünen jubelten den ritterlichen Recken zu.

Gesellschaftliche Höhepunkte waren die Turniere. Sie kamen im Hochmittelalter auf und stellten die spielerische Fortführung von kriegerischen Kämpfen dar. Besonders in ihrer Anfangszeit forderten sie viele Tote und Verletzte. Neben dem Zweikampf zu Pferd, dem „Tjost“, gab es auch Gruppenkämpfe. Hier waren Knechte und andere Gefolgsleute beteiligt. Die Gewinner eines Turniers erhofften sich Ruhm und Ehre und sicherlich auch die Aufmerksamkeit von heiratswilligen Damen. Den Verlierern kam es teuer zu stehen, wenn sie ihre Rüstung für viel Geld wieder freikaufen mussten. Turniere waren äußerst selten und mit enormen Ausgaben verbunden. Ein großes Fest fand 1184 in Mainz zur Schwertleite der Söhne von Kaiser Friedrich Barbarossa statt. Dieses Turnier hatte mehrere zehntausend Gäste.

Die Ausstellung „Die Ritter. Leben auf der Burg“ geht ausführlich auf das Thema Unterhaltung ein. Zum einen mit echten Objekten, die als anschauliche Belege dienen, wie auch mit vielen Mitmachstationen, unter anderem zu den Themen Spiel, Ritterroman und Festkultur. Eine Turniersituation mit Tribüne und kleinen mechanischen Reitpferdchen bildet hier sicherlich ein Ausstellungshighlight.

credits: Ausstellungsfotos mit Kindern:
© Landesmuseum Württemberg, Stuttgart;
Foto: Martin Sigmund
Alle Texte: Landesmuseum Stuttgart
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