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Ausrüstung und Bewaffnung des Ritters

Heutzutage stellen wir uns häufig die Ritter in einer kompletten Blechpanzerung vor. Tatsächlich machte die Ausstattung des Ritters im Laufe des Mittelalters eine große Entwicklung durch.

Die kriegerischen Reiter des frühen Mittelalters, auf die die Bezeichnung „Ritter“ vermutlich zurückzuführen ist, trugen eine noch wesentlich leichtere Ausrüstung. Charakteristisch für sie waren ein Schild sowie ein- und zweischneidige Schwerter. Oftmals kamen auch andere Waffen, wie der Bogen, die Lanze und „die Franziska“, eine große Wurfaxt des frühen Mittelalters, zum Einsatz. Herausragende Krieger trugen einen Spangenhelm und ein Kettenhemd.

In der Zeit des Hochmittelalters wurden Helme und Rüstungen massiver. Kettenhemden fanden durch entsprechende Beinlinge, Hauben und Handschuhe in gleicher Machart Ergänzung. Sogenannte Nasalhelme aus geschmiedetem Eisen schützten Teile des Gesichts. Eine Innovation stellten die Topfhelme dar, die Gesicht und Nacken bedeckten. Sie kamen erst um 1200 auf, verbreiteten sich dann aber schnell über ganz Europa. Da hinter der Rüstung verborgen Freund und Feind nicht mehr zu unterscheiden waren, trugen die Ritter ein Wappen auf Schild, Helm und Pferdeüberwurf. In dieser Zeit entstand auch das Turnierwesen. Die sportlichen Kämpfe erforderten allerdings neue Waffen: Die Schwerter und die Turnierlanzen waren stumpf.

Im Laufe der Zeit wurden die Rüstungen immer schwerer. Über dem Kettenschutz boten Eisenplatten Schutz, aus denen sich die Harnische des Spätmittelalters entwickelten. Die Rüstungen mit einem Gewicht von teilweise über 60 kg schränkten die Bewegungsfreiheit enorm ein. Im gleichen Zug veränderten sich die kriegerischen „unritterlichen“ Waffen. Der „Morgenstern“, eine Schlagwaffe mit Stacheln, vermochte es auch an Eisenrüstungen Schäden anzurichten. Armbrüste und Langbögen wurden so weit entwickelt, dass sie als Fernwaffe eine Reichweite von über 350 Metern besaßen und Rüstungen durchschlagen konnten.

Die Ausstellung „Die Ritter. Leben auf der Burg“ vertieft das Thema Ausrüstung und Bewaffnung des Ritters anschaulich: Anhand von Repliken können Kinder durch eigenes Anprobieren spüren, wie schwer sich ein Kettenhemd anfühlt, und wie ein Topfhelm das Sichtfeld einschränkt. Einzelne Mitmachstationen erlauben das Ausprobieren von Pfeil und Bogen, wie auch das Üben mit Lanze oder Holzschwert. Highlights sind zudem die Originalobjekte: neben diversen Waffen ist hier einer der wenigen erhaltenen „Nasalhelme“ als Leihgabe des Römisch-Germanischen Zentralmuseums aus Mainz hervorzuheben, wie auch die langen und spitzen „Panzerstecher“ aus den Beständen des Landesmuseums Württemberg. Diese Schwerter entstanden im 16. Jahrhundert und konnten, gezielt eingesetzt, eine Plattenrüstung durchdringen.

credits: Ausstellungsfotos mit Kindern:
© Landesmuseum Württemberg, Stuttgart; Foto: Martin Sigmund
Alle Texte: Landesmuseum Stuttgart
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