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31.10.12

Aktionsplan Biologische Vielfalt: 111-Artenkorb

Bergwacht-Bereitschaften Lenninger Tal und Stuttgart übernehmen Patenschaft für die Pfingstnelke

Sie ist klein und unscheinbar, wächst an Felsen und gehört zu den gefährdeten Pflanzenarten - die Pfingstnelke. Doch zur Blütezeit bildet sie attraktive rosafarbene Blüten aus mit nelkentypischen ausgefransten Blütenblättern. Für den Erhalt der Pfingstnelke setzt sich nicht nur die Naturschutzverwaltung ein: Seit 2011 engagieren sich ehrenamtlich die Mitglieder der Bergwacht Württemberg. Die Bergwacht-Bereitschaften Lenninger Tal und Stuttgart halten Felsköpfe im Naturschutzgebiet „Oberes Lenninger Tal mit Seitentälern“ (Lenningen, Landkreis Esslingen) von starkem Bewuchs frei, damit die Pfingstnelke ausreichend Licht zum Wachsen erhält.

Diese Schutzmaßnahmen wurden am Samstag, 27. Oktober 2012, auf der Bergrettungswache der Bereitschaft Stuttgart in Lenningen-Schopfloch vorgestellt. Dr. Christian Schneider beeindruckt: „Die Bergwachtmitglieder leisten hier wichtige Arbeit im Sinne des Artenschutzes. Die Geländeverhältnisse erfordern an den Felsen ein hohes Maß an körperlicher Fitness und Einsatzbereitschaft. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bei allen Aktiven bedanken.“

Die Bergwachtmitglieder zeigten bei der Info-Veranstaltung zunächst Bilder ihrer Geländeeinsätze, bei denen stets unter Seilsicherung und teilweise auch im Hängen gearbeitet werden muss. Im Anschluss daran konnten die Gäste sich nahe der Felsformation „Schwarze Wand“ ein Bild der diesjährigen Pflegearbeiten der Bergwacht-Bereitschaft Stuttgart machen. Seit 2012 pflegen Mitglieder dort sowie an der nahe gelegenen „Sylphenwand“ die Pfingstnelkenstandorte. Bereits im vergangenen Jahr führte die Bereitschaft Lenninger Tal die Erstpflege an Felsen bei Schlattstall (Lenningen) und 2012 die erste Nachpflege durch. Zukünftig werden diese regelmäßig notwendigen Pflegemaßnahmen jährlich ehrenamtlich organisiert und durchgeführt.

Die Pfingstnelke ist sehr trittempfindlich. Zu ihrem Schutz wurden daher im Naturschutzgebiet „Oberes Lenninger Tal mit Seitentälern“ Besucherlenkungsmaßnahmen und stellenweise auch Kletterverbote ausgesprochen. „Es ist besonders wichtig, dass gerade die Bergwacht im Pflanzenschutz aktiv ist und dabei auch andere Kletterer und Bergsportler für die Ansprüche empfindlicher Arten am Fels sensibilisiert“, sagte Regierungsvizepräsident Dr. Christian Schneider.

Zum Dank und als Anerkennung des Einsatzes der Bergwachtbereitschaften Lenninger Tal und Stuttgart wurden symbolisch Urkunden des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) überreicht, unterzeichnet von Minister Alexander Bonde.

Pfingstnelke
Ihr Lebensraum sind die Kalkfelsen der Schwäbischen Alb. Sie ist an diese kargen Standorte angepasst, da sie gegen sommerliche Hitze und winterlichen Frost beispielsweise ein Wachsüberzug auf den graugrünen Blättern schützt.
Außerhalb ihrer Blütezeit ist sie aufgrund ihres grasbüschelartigen Aussehens relativ unscheinbar. Zwischen Ende Mai und Ende Juni machen jedoch ihre hübschen rosavioletten Blüten auf die Pflanzen am Felsen aufmerksam.
Besonders in der Vergangenheit machte diese Attraktivität den Pflanzenbeständen auf den Kalkfelsen der Schwäbischen Alb zu schaffen. Besucher der Gebiete gruben Pflanzenpolster aus - heute gibt es die Pfingstnelke im Handel zu kaufen.
Auch die Trittbelastung ist für die Pflanze auf Dauer ein Problem. Das Betreten der Pflanzenstandorte an den Felsköpfen durch Wanderer oder Kletterer zerstört die Polster und führt zu deren Absterben. Aus diesem Grund sind für den Erhalt der attraktiven Pflanze auch Besucherlenkungsmaßnahmen, Kletter- oder Betretungsverbote an Felsen wichtig und sollten respektiert werden.
Damit die Pfingstnelke gedeihen kann, darf es ihr zudem nicht an Licht fehlen. Nimmt der Bewuchs durch Sträucher und Bäume jedoch auf den Felsköpfen und -bändern sind im Internet unter www.aktionsplan-biologische-vielfalt.de viele weitere Informationen und Projektbeispiele abrufbar.
Die Arten des 111-Arten-Korbs sind besonders auf Hilfe angewiesen. Viele dieser Arten finden sich auf den „Roten Listen“ der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten Baden-Württembergs.

Bergwacht Württemberg
Die Bergwacht Württemberg feiert in diesem Jahr ihr 75. Jubiläum. Nach ihrer Gründung im Jahr 1937 in Stuttgart kamen insbesondere im Bereich der Schwäbischen Alb zahlreiche Bereitschaften hinzu. 1954 schloss sich die Bergwacht Württemberg dem Deutschen Roten Kreuz an.
Die Bereitschaften leisten sommers wie winters bei Unfällen im Gelände Hilfe. Zum Einsatz kommen sie beispielsweise bei Ski-, Wander-, Kletter- und Gleitschirmfliegerunfällen.
Neben dem Bergrettungsdienst ist der Naturschutz bei der Bergwacht in ihrem Aufgabenspektrum fest verankert. Mitglieder der Bereitschaften können sich durch eine Fachprüfung im Naturschutz ausbilden lassen. Zur Naturschutzarbeit gehört z.B. das Anlegen von Umlenkhaken, um die Felskopfvegetation zu schonen, die Felspflege in schwierigem Gelände, Einsätze auch in ebenem Gelände zur Biotoppflege und das Informieren von anderen stark zu, wird es ihr zu schattig. Unter Beachtung anderer geschützter und naturschutzfachlich wertvoller Pflanzen halten deshalb die Mitglieder der Bergwacht-Bereitschaften Lenninger Tal und Stuttgart zu starken Bewuchs auf und an den Felsen in Zaum.
Die Pfingstnelke wird in der Roten Liste der Farn- und Samenpflanzen Baden-Württembergs als „gefährdet“ eingestuft. Sie ist „besonders geschützt“ nach dem Bundesnaturschutzgesetz und darf beispielsweise nicht der Natur entnommen, beschädigt, zerstört und in Besitz genommen werden.


Hintergrundinformationen zum 111-Arten-Korb

 
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