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Gaggenau - Bad Rotenfels

 
Schloss und Landgut Rotenfels haben ihren Ursprung in einer bereits 1730 genannten Eisenschmelze, deren Hammerwerk von der Murg angetrieben wurde. In den Jahren danach wurde das Werk um ein Wirtschaftsgebäude, ein Wohnhaus, Baracken für die Arbeiter und eine abseits gelegene Kapelle erweitert. Der Rastatter Hofglasermeister und spätere Hofkammerrat Anton Dürr, der 1753 das Werk gepachtet hatte, dann auch Besitzer des Werks geworden war, verkaufte es 1769. Die neuen Eigentümer konnten indessen trotz einiger Investitionen den Ruin des Werks 1775 nicht verhindern. Eine neue Ausschreibung zur Fortführung durch Markgraf Karl Friedrich, den Hauptgläubiger der Bankrotteure, verlief ergebnislos.

In den 1780er Jahren schließlich verkaufte die Witwe des letzten Eigentümers das ganze Anwesen an den Markgrafen. Dieser schenkte es 1790 an seine zweite Gemahlin, die Reichsgräfin Hochberg, die darin eine Steingeschirr- und Tiegelfabrik einrichtete. Die Manufaktur lief so gut, dass 1808 eine von Weinbrenner geplante „Römische Villa“ im Gartenerrichtet werden konnte. 1816 allerdings musste das Werk wegen mangelnder Rentabilität geschlossen werden.


Schloss Rotenfels in den 1950er Jahren

Nach ihrem Tod erbte ihr Sohn, Markgraf Wilhelm, den Besitz und begann, hier ein landwirtschaftliches Gut einzurichten, das als Mustergut gelten sollte. Durch Grundstückskäufe und durch Zuwendungen des Karlsruher Hofs konnte der Besitz von 17 ha im Jahr 1790 auf 122 ha 1850 vergrößert werden. Weinbrenner war auch hier federführend, als die Fabrikanlagen zum Landsitz umgebaut wurden. In den ehemaligen Fabrikgebäude wurde das Herrenhaus eingerichtet, die Brennöfen dienten, nachdem die Kamine abgebrochen waren, als Terrasse. Das neu entstandene Landschloss wurde 1818 bezogen, allerdings in den darauf folgenden Jahren noch weiter ausgebaut. Besonders 1842/43 erhielt der Kernbau noch zwei senkrecht zum Hautgebäude stehende Wirtschaftsflügel.

Vom Markgrafen angestellte Probegrabungen nach Steinkohle stießen 1839 auf die Mineralquelle, die bis in die 1880er Jahre für einen kleinen Kurbetrieb im Ort sorgte. Nachdem sich Rotenfels allrdings nicht gegen die wachsende Baden-Badener Konkurrenz durchsetzen konnte, wurde der Kurbetrieb eingestellt und das Kurhaus 1906 abgebrochen. 1899 war bereits das „Römische Haus“ der Spitzhacke zum Opfer gefallen.

Der Grundbesitz war seit 1937 Staatsdomäne und an Daimler-Benz verpachtet, die hier einen Musterbetrieb im Zusammenhang mit der nebenan liegenden Produktionsstätte des Unimog einrichtete. Das zwischenzeitlich privat bewohnte Schloss ist heute Heimat der Landesakademie für Schulkunst, Schul- und Amateurtheater, der Schlosspark ist Kurpark des Gaggenauer Stadtteils Bad Rotenfels.

Rechts: das 1899 abgebrochene "Römische Haus"

    Richard Melling: Das ehemalige markgräfliche Schlossgut Rotenfels. Badische Heimat 37 (1957) S. 283 - 288

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