Teilte man früher den Schwarzwald grob in Nord- und Südschwarzwald.
wobei die Kinzig die Grenze bildete, ist heute die Unterteilung
differenzierter:
- Nach Nordosten liegen die „Schwarzwald-Randplatten“,
die hauptsächlich aus Schichten des Buntsandsteins bestehen.
Sie sind vor allem von der Enz und ihren Nebenflüssen
durchflossen.
- Nach Nordwesten liegt der „Nördliche Talschwarzwald“,
der durch zahlreiche Talaustritte gekennzeichnet ist. Das Tal
der Rench bildet seinen südlichen Abschluss zum Mittleren
Schwarzwald hin, das Tal der Murg die Grenze zum hoch gelegenen „Grindenschwarzwald“.
- Zwischen beiden liegt der „Grindenschwarzwald“ mit
den „Enzhöhen“, hier auch mit der Hornisgrinde
die höchste Erhebung des Teilgebiets.
- Der Mittlere Schwarzwald ist durch eine sehr starke Zergliederung
durch Flusstäler gekennzeichnet, von denen das der Kinzig
mit fast 70 km (innerhalb des Schwarzwalds) hier das längste
ist. Er reicht im Südwesten bis an die Dreisam bei Freiburg,
während das östlich anschließende Gebiet um
Furtwangen und Schönwald bereits zum „Südöstlichen
Schwarzwald“ gezählt wird.
- Der Hochschwarzwald umfasst das Berggebiet des Feldbergs
mit seinen von hier ausgehenden Quellflüssen sowie das
der anderen Bergmassive (Schauinsland, Belchen, Blauen etc.)
und reicht im Süden mit dem Hotzenwald bis an den Hochrhein.
- Der Südöstliche Schwarzwald bildet eine nach Osten
hin abfallende Hochfläche, die von Brigach und Breg
sowie von der ursprünglich zur Donau hin entwässernden
Gutach durchflossen wird.
Geologisch ist der Schwarzwald Teil des vom Einbruch des
Oberrheingrabens getrennten Gebirgsstocks von Schwarzwald
und Vogesen. Bei dessen Bildung hoben sich die beiden Gebirgsflanken
noch zusätzlich heraus. Die Gesteinsschichten des Gebirgsstocks,
beginnend mit dem kristallinen Grundgebirge aus Gneis und
Granit, über Buntsandsteinschichten bis zur Jura-Deckschicht,
wurden in der folgenden Zeit von der Abbruchkante aus erodiert
und in den Rheingraben transportiert. Dadurch wurde der Höhenunterschied
von bis zu 3000 m auf etwas über 1300 m ausgeglichen.
Bild: Gipfel des Feldbergs mit Feldsee. © LMZ-BW Armin
Weischer
Gneis und Granit herrschen vor allem in den südlichen
und mittleren Gebieten vor, im Nordschwarzwald steht Granit
nur am Westabhang und an den Hängen z.B. des Murgtals an,
vor allem der östliche Teil besteht zum größten
Teil noch aus den stark zerfurchten Schichten des Buntsandsteins.
Im Osten
folgen in schmalen Bändern
Muschelkalk und Keuper, ehe dann im Übergang zur Schwäbischen
Alb die Schichten des Jura anstehen.
Für die Morphologie des Schwarzwalds spielt die eiszeitliche
Vergletscherung der Höhen des Südschwarzwalds,
aber auch der höchsten Lagen des Nordschwarzwalds,
eine große Rolle. Im Feldberggebiet formte vor allem
der Feldberggletscher das Seebachtal, ließ den Titisee
als Zungengletscher entstehen und stieß in seiner
weitesten Erstreckung bis weit ins Tal der Gutach hinter
Neustadt vor.
Im Nordschwarzwald sind die Karseen durch kurze Kargletscher
im Schatten der Gipfel entstanden.
Der landschaftliche Reiz des Schwarzwalds wird bestimmt
durch die langgezogenen Täler, die das Gebirge durchziehen.
Das Tal von Seebach, Gutach und Wutach ist dabei mit ca.
90 km das längste, Murg- und Kinzigtal folgen mit je
etwa 70 km Länge in ihrem Gebirgsanteil.
In römischer Zeit war wohl nur die Straßenverbindung
durch das Kinzigtal (Straßburg – Rottweil)
ständig
benutzt und entsprechend auch mit Siedlungsposten besetzt.
Keltenzeitlicher und römerzeitlicher Bergbau fand
vereinzelt an zugänglichen Stellen in den Tälern
statt (Neuenbürg,
Schuttertal, Münstertal). Nach dem Fall des Limes
und der Ansiedlung der Alamannen wurde die galloromanische
Bevölkerung
zwischen Kinzigtal und dem Hochrhein aus den guten Siedlungsplätzen
verdrängt und zog sich nach Ausweis der sprachgeschichtlich
untersuchten Flurnamen großflächig in die Seitentäler
zurück, wo in geringem Umfang Viehzucht und Ackerbau
betrieben wurde. Die Bewohner der Täler behielten ihre
romanische Sprache und standen vermutlich
mit
den vogesen-
und moselromanischen
Gebieten im Westen und den rätoromanischen Gebieten
im Süden in Kontakt. Erst in karolingischer Zeit verlor
sich die romanische Sprache zugunsten des Deutschen. Genetische
Merkmale der gallorömischen Bevölkerung im Kinzigtal
waren noch für die Musterungsbehörden des beginnenden
20. Jahrhunderts feststellbar.
Die Täler befanden sich früh im Besitz der großen
Klöster, sie sowie adlige Herrschaften trieben die Rodungstätigkeit
in den ausgedehnten Waldgebieten voran, was ab dem 10. Jahrhundert
die Grundlage zur Bildung freieigener Rodungsherrschaften
gab. Während der Westen des Nordschwarzwalds badisch
war, hatte das Hochstift Straßburg im Renchtal umfangreichen
Besitz, an den sich im Süden das Gebiet der Reichsstädte
und des Klosters Gengenbach und im Südosten das der
Grafschaft Fürstenberg anschloss. Der Löwenanteil
des Südschwarzwalds gehörte zu Österreich,
der östliche Teil zur fürstenbergischen Landgrafschaft
der Baar.
Während des Mittelalters wurde – zum Teil sicher
planmäßig – nach silberhaltigem Bleierz
geschürft. Dieses bildete die Grundlage für den
wirtschaftlichen Reichtum der Stadt Freiburg, aber auch für
die politischen Höhenflüge etwa der Herren von
Geroldseck. Zentren dieses Bergbaus waren das Münstertal
und das Kinzigtal um Haslach. Die geroldseckische Bergbaustadt
Prinzbach fiel jäh in die Bedeutungslosigkeit zurück,
als die Silbererträge, wie im Schwarzwald durchaus üblich,
plötzlich ausblieben. Bergbaubetriebe der frühen
Neuzeit sind heute noch teilweise als Besucherbergwerke zugänglich.
Wirtschaftlichen Reichtum brachte seit der frühen Neuzeit
die Waldwirtschaft mit dem Holzhandel. Auf fast allen größeren
Flüssen des Nord- und nördlichen Mittleren Schwarzwalds
fuhren zum Teil sehr große Holzflöße zu
Tal. Das Stammholz, dessen beste Stämme „Holländer-Tannen“ genannt
wurden, wurde zunächst bis Straßburg, dann bis
Köln und schließlich bis in die Niederlande verhandelt,
wo der Schiffbau für permanente Nachfrage sorgte.
Die lange Winterzeit wurde in verschiedenen Regionen zur
Anfertigung geschnitzter Uhrwerke und gemalter Uhrschilder
genutzt, die dann als Exportartikel verkauft wurden. Mit
zunehmender Industrialisierung wurden die Uhrwerke ein
Produkt der Feinmechanik, die gemalten Uhrenschilder durch
Gehäuse,
die sich an der Bahnwärterhäuschen der Schwarzwaldbahn
orientierten, ersetzt.
Die Industrialisierung setzte vor allem an den Flüssen
des Südschwarzwalds ein, deren Energie genutzt werden
konnte. Nachhaltig war auch der Versuch des Abts von St.
Blasien, durch Ansiedlung einer Brauerei in Grafenhausen-Rothaus
die Wirtschaftskraft seines Territoriums zu heben.
Die starke politische Zersplitterung des Schwarzwalds und
die Dominanz der Landwirtschaft, verbunden mit der im Schwarzwald
geltenden Erbfolge auf den ältesten Sohn, sorgten für
eine Betonung der jeweiligen Identität als Bevölkerungsgruppe
und für das Bedürfnis, den Reichtum auch in der
traditionellen Kleidung (Tracht) zur Schau zu stellen. Der
Schwarzwald ist daher eine sehr vielfältige Trachtenlandschaft.
Das Tragen der Tracht ging in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts unter dem Einfluss bürgerlicher Moden
zunächst zurück, wurde aber nach 1850 vom großherzoglichen
Hof als verbindende Klammer im jungen badischen Staat gefördert.
Auf die politische Zersplitterung geht auch die Vielfalt
der Hausformen bei den – meist vereinzelt inmitten
ihrer Weidegebiete gelegenen – landwirtschaftlichen
Höfen zurück.
In engem Zusammenhang mit der Wiederentdeckung der „malerischen“ Trachten
steht auch der Aufschwung der künstlerischen und literarischen
Rezeption – jene mit der Gutacher Malerkolonie um Wilhelm
Hasemann, diese mit den Schwarzwaldromanen Heinrich Hansjakobs
oder den Schwarzwälder Dorfgeschichten Berthold Auerbachs.
Gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts hielt
der Skisport auf den Höhen des Südschwarzwalds
Einzug.
Der Schwarzwald hat mit einer Waldfläche von 66,1%
seiner Gesamtfläche den größten Waldanteil
unter den baden-württembergischen Großlandschaften,
der Grindenschwarzwald mit den Enzhöhen mit 83,7% noch
einmal mehr. Entsprechend ist er ein beliebtes Ziel für
Wanderer und Natursuchende. Grundgerüst ist ein zu Beginn
des 20. Jahrhunderts durch den Schwarzwaldverein angelegtes
Netz von Fernwanderwegen mit Längs- und Querwegen, die
zum Teil in mehrtägigen Strecken den gesamten Schwarzwald
erschließen. In den 1950er Jahren wurden, den sich ändernden
Ansprüchen folgend, Rundwanderwege ausgeschildert, die
zunächst von den Bahnstationen, später von Wanderparkplätzen
ausgingen.
|