Das
Städtchen Gernsbach mit insgesamt knapp 17800
Einwohnern wurde im 13. Jahrhundert von den Grafen von Eberstein
gegründet und gilt als der historische Hauptort des Murgtals.
Seine wirtschaftliche Blüte
verdankt es dem Holzreichtum des Gebirges, dessen sinnfälligster
Ausdruck das Alte Rathaus der Stadt,
das so genannte
Kast-Haus, ist. Es wurde von dem
Waldbesitzer, Holzhändler sowie Rhein- und Murgschiffer
Johann Jakob Kast 1617–1618 als repräsentativer Wohnpalast
im Stil des gerade beginnenden Frühbarock im Herzen der Stadt
erbaut.
Wenige Jahre später an die Stadt geschenkt, diente es bis
1936 als Rathaus.
Bild: Giebelseite des Kast-Hauses mit reicher Fensterumrahung
und dreistöckigem Renaissance-Giebel
Die Stadt entwickelte sich aus drei Kernen: Zum
ersten lag eine herrschaftliche Hofstatt unmittelbar am Übergang
über die Murg, zum zweiten lag oben auf dem Burghügel eine Burganlage,
deren Kapelle vermutlich in der katholischen Liebfrauenkirche
fortbesteht. Zum dritten zieht sich vom Murgübergang zur Liebfrauenkirche
die Kaufmannssiedlung entlang der zum Marktplatz aufgeweiteten
Hauptstraße den Hang hinauf. Der zweite Kern hieß Kirchdorf,
der dritte Marktdorf, ehe beide in der privilegierten und ummauerten
Stadt aufgingen. Diese historische Topografie erklärt, warum
die Pfarrkirche der Stadt
außerhalb
des Mauerberings
lag.
Eine Fehde mit dem Grafen von Württemberg, die
als "Überfall von Wildbad" (1367) bekannt blieb, ging für den
beteiligten Grafen Wolf von Eberstein verlustreich aus, er musste
seine Hälfte der Grafschaft gegenüber Württemberg öffnen. Hoch
verschuldet verkaufte Graf Wolf schließlich diese Hälfte 1387
an Markgraf Rudolf VII. von Baden, die andere Hälfte blieb im
Besitz von Wolfs Bruder Wilhelm. Als die Ebersteiner 1660 im
Mannesstamm erloschen, zog das Bistum
Speyer
deren Hälfte
als erledigtes Lehen ein und setzte seinerseits die Gemeinschaft
mit Baden fort. Mit der Säkularisation des Kirchenbesitzes
1803 kam Gernsbach ganz an Baden.
In Gernsbach wurde 1488 die Genossenschaft der
Murgschiffer gegründet, einer Genossenschaft von Waldbesitzern,
Holzflößern und Rheinschiffern, die durch herrschaftliche Privilegien
ein
Monopol auf den Holzhandel hatten. Aus dem von der Murgschifferschaft
betriebenen Holzhandel und der Holzverarbeitung gingen die Gernsbach
noch heute prägenden Unternehmen der Papier- und Pappe-Industrie
hervor. |