Hans Baldung Grien, ein humanistischer Maler
Hans Baldung Grien ist einer der typischsten und
gleichzeitig eigenständigsten Vertreter der Frührenaissance am
Oberrhein. Sein Werk dokumentiert das Nebeneinanderbestehen von
Alt und Neu: das Festhalten an oft noch typisch mittelalterlichen
ikonographischen Formeln, unter gleichzeitiger Hinwendung zum neuen
Gedankengut und den damit verbundenen Themen.
Hans Baldung Grien, Straßburg
Bildnis des Kanonikus Ambrosius Volmar Keller
1538
Öl auf Lindenholz
98 x 72 cm
Als Anhänger des Humanismus wandte sich Baidung auch
profanen Themen und vor allem der neuen Bildgattung des Porträts
zu. Mit außergewöhnlichem Scharfblick gab er die Gesichter von
Prinzen, Theologen, Ärzten oder Musikern wieder, die seine Zeitgenossen
und oft auch seine Freunde waren.
Das Porträt von Ambrosius Volmar Keller, seit 1537 Kanonikus der Kirche
Jung-Sankt-Peter in Straßburg, kam 1890 als Geschenk Kaiser Wilhelms
II. in das Museum. Einer örtlichen Chronik zufolge war das Gemälde lange
Zeit im Kapitelsaal der Straßburger Thomaskirche aufgestellt. Johannes
Sturm, der Begründer der protestantischen Universität der Stadt, soll
es dieser Kirche um 1550 gestiftet haben.
Der Kanonikus, ein stattlicher, in einen weiten
roten Mantel gehüllter
Mann, ist in Dreiviertelansicht dargestellt. In der Hand hält er ein
Buch, auf dessen Schnitt sein Name geschrieben ist. Links hinter ihm
rankt sich ein Rebstock an einem Vorhang hoch, der auf der rechten Seite
den Blick auf eine gebirgige Landschaft mit Burgruinen freigibt. In diesem
Bildnis hat Baldung der Landschaft erstmals eine wichtige Rolle zugewiesen.
Links unten stehen das Datum (1538) und das Monogramm des Künstlers (HB). |