Die
frommen Frauen siedelten sich meist in der Nähe
eines Gebetshauses an oder in direkter Nähe zu einer
Kapelle oder eines Hospitals, um so ihrem Wunsch nach karitativem
Einsatz nachzukommen und gleichzeitig ihrer Religiosität
Rechnung zu tragen. Das Konzept dieser ersten Beginengemeinschaften
ist denkbar einfach und praktisch zugleich: abgelegene
Wohngebiete in Form kleinerer Dörfer, mit einer kleinen
Kirche in der Mitte, idealerweise in direkter Nähe
zu fließendem Gewässer. So lebten die „mulieres
religiosae“ zusammen, eigenverantwortlich und genaue
Regeln befolgend, später abgeschieden von der Stadt
durch eine Mauer, als Stadt in der Stadt.
Als „kontrollierte
Interaktion“ kann man die Art des Kontakts zwischen
Beginen und Stadtbewohnern charakterisieren. Durch Eingangstore,
Portale, die meist am Abend geschlossen wurden, blieb der
beschauliche Beginenhof von der städtischen Außenwelt
abgeschlossen. Freier Ausgang war tagsüber aber sehr
wohl erlaubt. Der Name Begine geht zurück auf einen
Spottnamen „Begina“ und wurde um 1200 gebraucht,
um Frauen zu bezeichnen, die man ihrer angeblichen Scheinfrömmigkeit
verdächtigte. Denn sie legten kein ewiges Gelübde
ab, so lag der Gedanke nahe, dass diese Frauen gar nicht
so fromm waren wie sie vorgaben. Doch im Beginenhof galten
strenge Regeln. Bereits im 13. Jh. gab es die ersten Versuche,
diese Regeln auch schriftlich in einem Kodex zu manifestieren,
wie es bereits die Franziskaner- und Dominikanerorden handhabten.
Sie galten als Vorbild. Die Institutionalisierung der Beginen
in festen Gemeinschaften stand also im Vordergrund. Adel verpflichtet
Der Besucher eines flämischen Beginenhofes wundert
sich nicht selten über deren prachtvolle Ausgestaltung,
und manch einer fragt sich, wer das bloß alles finanziert
hat. Woher kam das Geld dieser in Askese lebenden Frauen?
Der Schlüssel zu allen Rätseln liegt in den reich
gefüllten Geldbeuteln des Adels verborgen. Hatten
Beginen erst einmal einen Gönner oder eine Gönnerin
gefunden, stand ihnen bei der Errichtung ihres eigenen
Hofes eigentlich nichts mehr im Wege. Der Adel gab gerne
und viel, entweder Geld oder Land. Für die Grafschaft
Flandern spielte Gräfin Johanna und später auch
deren Schwester Margaretha eine Schlüsselrolle. So
sorgten sie für die Freistellung von Steuern, dafür
gewährten sie den weltlichen Ämtern mehr Einspracherecht.
Arbeit und Gebet
Der Einritt in ein Kloster war mit hohen Kosten verbunden,
nur wenige Frauen konnten sich das auch wirklich leisten,
und wollten die Frauen dann doch den Orden wieder verlassen,
waren sie im wahrsten Sinne des Wortes arm dran, denn das
Beitrittsgeld wurde nicht erstattet. Ob reich oder arm,
jede Begine musste für ihren Lebensunterhalt selber
sorgen. Für alle galten schließlich dieselben
Regeln. Weniger wohlhabende Frauen mussten für ihren
Unterhalt arbeiten, die finanzkräftigeren mussten
allerdings genauso zupacken, waren nur weniger auf deren
Entlohnung angewiesen. Sie webten Leinen, klöppelten
Spitze und unterrichteten die ihnen anvertrauten Mädchen.
Auch Armenfürsorge und Krankenpflege gehörten
zu ihren Aufgaben. Fester Bestandteil des Alltags im Beginenhof
blieben die Gebete und die Innere Einkehr.
Bild: Beginenhof im Schatten zweier Kirchen: Kortrijk
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