Die
Beginenbewegung entstand Ende des 12. Jahrhunderts. Wohlhabende,
aber auch weniger begüterte Frauen bildeten ohne
Segen des Papstes eine religiöse Gemeinschaft
Beginen führten im Gegensatz zu Nonnen ein eigenständiges
Leben in demokratischer Gemeinschaft. Eine Begine musste
kein Gelübde ablegen. So gelobte sie zwar Keuschheit,
aber keine Armut und konnte jederzeit wieder aus der Gemeinschaft
austreten. Mädchen, die sich der Verbindung mit einem
ungeliebten Mann entziehen wollten oder keine Mitgift hatten,
also zu arm waren, um heiraten zu können, boten die
Höfe ebenso Zuflucht wie adeligen Damen oder Witwen.
Trotz großer Standesunterschiede hatten alle Beginen
gleiche Rechte und Pflichten. Jeder Beginenhof war souverän
und wurde von einer demokratisch gewählten „Grootjuffrouw“ geleitet.
Die demokratische Struktur innerhalb der Mauern war nötig,
um gegenüber der von Männern dominierten weltlichen
und kirchlichen Sphäre Stärke zu zeigen. Die
in den Beginenhöfen gefassten Beschlüsse mussten
von Magistraten der Stadt respektiert werden.
Entstehung und Entwicklung der Beginengemeinschaften
Die ersten Gemeinschaften entstanden am Ende des 12. Jh.
im Gebiet um Lüttich und verbreiteten sich von dort
aus über West- und Mitteleuropa; doch handelte sich
dabei noch nicht um die ummauerten Höfe, wie sie heute
noch in Flandern zu finden sind, sondern um Lebensgemeinschaften
in der Nähe von Klöstern. Das Zusammenleben im
festen Verband stand allerdings im Vordergrund. Anfangs
wurden gemeinsame Häuser oder kleinere Wohnungen gemietet,
erst später entstanden die ummauerten Beginenhöfe,
die den festen Verband auch architektonisch unterstrichen.
Auf freiwilliger Basis lebten die Frauen so im engen Kontakt
mit- und füreinander. Als Feministinnen dürfen
diese Lebensgemeinschaften allerdings nicht verstanden
werden. Es war vielmehr der bewusste Entschluss zu einem
verantwortungsvollen und bewusst spirituellen Leben in
eigener Regie, ohne den Segen des Papstes. Die Frauen sorgten
selbst für ihren Unterhalt, ob reich, ob arm; sie
waren alle willkommen, doch sie mussten sich auch an die
Spielregeln auf dem Hof halten. Was allen Frauen gemeinsam
war, ist ein tiefer religiöser Impuls, der sie freiwillig
in die Frauengemeinschaften führte, und wer nicht
mehr wollte, der durfte auch gerne wieder gehen und sich
dem weltlichen Leben zuwenden.
Die Ursprünge dieser tiefen Spiritualität, wie
sie das 12. Jh. kennzeichnete, sind in der Mystik zu suchen.
Bernardus von Clairvaux, Gründer des Klosters von
Clairvaux im Jahre 1115, strebte nach Wiederbesinnung auf
ein Leben in Einfachheit und Armut. Und er fand zahlreiche
Anhänger dieser Lebenshaltung. Wegen einer regelrechten Übersättigung
der Klöster,- denn als unverheiratete Frau hatten
viele gar keine andere Überlebensmöglichkeit
als diese Klöster, - und dem gleichzeitigen Wunsch
vieler Frauen nach einem autonomen, selbständigen
und gleichzeitig frommen Leben, entwickelten sich letztendlich,
eher aus einer Not heraus, die Beginenhöfe.
Nach 1215 brachen düstere Zeiten für die Beginen
an; zahlreiche Frauen wurden wegen ihres allzu ungebundenen
Lebens der Ketzerei bezichtigt, viele endeten daher qualvoll
auf dem Scheiterhaufen. So konnte diese Bewegung außerhalb
der südlichen Niederlande, wo die Höfe noch vom
größten Übel verschont blieben, nicht überleben.
Denn in zahlreichen europäischen Ländern herrschten
Religionsunruhen, ganze Klöster wurden später
geschlossen oder hohe Steuern auf kirchliche Besitztümer
erhoben. Flandern kam jedoch besser weg: Im Auftrag Papst
Johannes XXII wurden südniederländische Bischöfe
damit beauftragt, die bestehenden Beginenhöfe auf
ihren Glaubensstand hin zu prüfen. Deren Beurteilung
viel schließlich derart positiv aus, dass die flämischen
Beginenhöfe weiterbestehen durften.
Bild: Beginenhof im Schatten zweier Kirchen: Kortrijk |