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Römische Zeit

Die römische Straßenstation von Lahr-Dinglingen

Der römische Vicus von Lahr-Dinglingen, dessen antiker Name leider nicht überliefert ist, gehört neben Riegel am Kaiserstuhl zu den bekanntesten Niederlassungen der Römer im südlichen Oberrheintal. Wie die meisten größeren Siedlungen lag er an der im 1. Jh. n. Chr. gebauten Fernstraße, die auf der rechten Rheinseite von Basel nach Mainz führte. Die hier mitten durch den Ort verlaufende Trasse hat sich naturgemäß stark auf Struktur und Entwicklung dieses "Straßenvicus" ausgewirkt und vor allem auch die Ansiedlung von Handwerkern gefördert, die den Durchreisenden technische Hilfe (Reparaturen) anbieten konnten und damit auch den reibungslosen Ablauf des Personen- und Warenverkehrs gewährleisteten. Darüber hinaus wurden am Ort Produkte hergestellt, die für den Absatz in der umliegenden Region bestimmt waren, so vor allem einfache gebrauchskeramik wie Kochtöpfe, Schüsseln und Teller, aber auch Erzeugnisse von Bronzegießern und Eisenschmieden. Sogar die herstellung von Terra Sigillata, dem damals weltweit verhandelten rotglänzenden Tafelgeschirr, wurde versucht, wenn auch ohne dauerhaften Erfolg.

Während das Zentrum des Vicus mit teilweise recht gut ausgestatteten, repräsentativen Steingebäuden bisher nur punktuell und damit in kleinen Ausschnitten erfasst worden ist, konzentrierten sich die Ausgrabungen der 1990er Jahre auf das südliche "Gewerbegebiet" mit außerordentlich dichter, mehrphasiger Holzbebauung, deren Spuren sich in einer mächtigen Kulturschicht gut erhalten haben.

Die umfangreichen Grabungen in diesem Areal ergaben immer wieder überraschende Beobachtungen, die teilweise die Vorstelllung von einer nach römischen Normen gut organisierten Lebensgemeinschaft erheblich modifizierten. Immer mehr drängte sich der Gedanke auf, dass hier keine zugezogene römische Bevölkerung, sondern eher eine einheimische keltische Bevölkerung ansässig war, deren Romanisierung in vielem noch recht oberflächlich war.

Gallo-römischer Umgangstempel

Grundriss des gallorömischen TempelsIm Lauf des 2. Jahrhunderts entstand an der Stelle eines älteren, abgerissenen Hauses ein kleiner sakraler Bezirk, erkennbar am Umriss eines winzigen gallo-römischen Umgangstempels, einem quadratischen Bau von 2,70 m Seitenlänge und einer inneren, 1,30 x 1,30 m messenden "Cella", also nicht mehr als eine Hauskapelle, vielleicht mit einem schlichten hölzernen Götterbild ausgestattet, vielleicht auch nur mit einem Altar.

Um diesen bescheidenen Sakralbau fanden sich kleine Steinkisten in den Boden versenkt, darin Tongefäße, teilweise auf eine Schicht von Scherben gestellt, vereinzelt auch mit Deckeln versehen. Für ihren ursprünglichen Inhalt ergaben sich keine Hinweise. Sie enthielten weder Leichenbrand noch Tierknochen, Eierschalen oder ähnliches.

Nach einer Benutzungszeit von unbestimmter Dauer wurde dieses Kultgebäude bis auf die Grundmauern abgebrochen, doch blieb die sakrale Bestimmung des Platzes zunächst erhalten, denn auf den Fundamenten des Tempelchens wurden jetzt die gleichen Gefäßopfer deponiert wie früher um den stehenden Bau, ebenfalls in kleinen, trocken gemauerten Steinkisten.

Später errichtete man über dem Ganzen einen gemauerten Töpferofen, der dann auch längere Zeit in Betrieb war.

Text, teilweise verändert, aus:
Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1998, S. 189/90
(G. Fingerlin)

 

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