Landeskunde > Städte > Lahr > Stadt > Stadtgeschichte

Die Stadt im 19. Jahrhundert

Lahr als badische Amtsstadt

Nach dem Übergang der Stadt an das Kurfürstentum Baden 1803 wurden die alten Privilegien angesichts ihrer starken Tradition noch einmal aufgegriffen und neu gefasst, jedoch mit dem Ende des Alten Reiches 1806 endgültig den Forderungen des modernen Flächenstaates nach Rechtsgleichheit unterworfen. Die Lahrer Bürger führten in verschiedenen Eingaben an die großherzogliche Regierung den Kampf um ihre Privilegien fort, mussten sich aber 1811 mit der definitiven Ablehnung abfinden.

Ungeachtet dieser politischen Irritationen konnte die Stadt ihren wirtschaftlichen Aufstieg fortsetzen und wurde schnell zum nach Mannheim zweitwichtigsten Handelsplatz in Baden. Die bauliche Entwicklung setzte sich zunächst unter dem Einfluss großbürgerlicher Familien fort, klassizistische Villenanlagen traten neben die Barockbauten des vergangenen Jahrhunderts. Da diese Entwicklung mit dem Bau der Eisenbahn, die an Lahr vorbei geführt wurde, jäh abbrach, die Stadt aber in der Folgezeit keine schweren Kriegszerstörungen erleiden musste, bietet das Stadtbild auf weite Strecken noch ein einzigartiges Bild des "Romantischen Klassizismus" der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Das politische Selbstbewusstsein der Bürgerschaft indessen führte unter der Führung des ehemals nassauischen Amtmanns Ludwig von Liebenstein zu einer Formulierung grundsätzlicher liberaler Forderungen in der neugewählten II. Kammer der Badischen Landstände in Karlsruhe. Liebenstein wurde anschließend als Sanktionsmaßnahme der Regierung nach Mannheim versetzt, wo er vermutlich mit seiner liberalen Haltung den Kreis um Adam von Itzstein und Friedrich Hecker beeinflusste.

In der Revolution 1848/49 engagierte sich die Bürgerschaft nicht mehr als andernorts, auch Lahr erlitt nach der Revolution einen Aderlass durch Wegzug und Auswanderung.

Die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Lahr wurde durch den Bau der Bahnlinie von Karlsruhe nach Basel jäh abgeschnitten, da die Stadt auf Grund ihrer Lage im Tal nicht unmittelbar an das Eisenbahnnetz angeschlossen wurde. Das bisher unbedeutende Offenburg an der Abzweigung der Schwarzwaldbahn erlebte in der Folgezeit durch seine günstigere Verkehrslage einen stärkeren wirtschaftlichen Aufschwung. Die Annexion des Elsass nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 bescherte der Lahrer Industrie neues Wachstum, vor allem im Bereich der Tabak- und Kartonagen-Industrie, die Stadt wurde Standort einer Garnison. Verkehrsmäßig wurde die Stadt sowohl durch eine Normalspur-Stichbahn zur Rheintal-Linie als auch durch eine Schmalspur-Verbindung, die im Schuttertal bis Seelbach geführt wurde, angeschlossen.

Industrielle Entwicklung

1795 rief Johann Heinrich Geiger mit dem "Lahrer Wochenblatt" die erste Zeitung in Lahr ins Leben, sein "Kalender des Lahrer Hinkenden Boten", begründet 1801, brachte der Stadt den Ruf als "Kalenderstadt" ein. Geigers Druckbetrieb wurde später von Moritz Schauenburg übernommen und bis zum Ende des 20. Jahrhunderts als Familienbetrieb weitergeführt. Schauenburg engagierte sich nach 1850 auch bei der Herausgabe von "Kommersbüchern".

Grabstein für Dekan Albrecht FördererIm Kulturkampf des badischen Staates engagierte sich der katholische Dekan der Stadt, Albert Förderer, und begründete mit dem "Anzeiger für Stadt und Land" die später als "Lahrer Anzeiger" weitergeführte katholische Tageszeitung. Dekan Förderer war ein prominenter Vertreter der badischen Zentrumspartei und wurde 1889 ermordet.

Das Ende des 1. Weltkriegs und der Friedensvertrag von Versailles rückte die Stadt mit der Rückgabe des Elsass an Frankreich erneut in eine ungünstige Randlage, die Garnison musste in Folge der Entmilitarisierungsbestimmungen aufgelöst werden. Ersatz brachte die Ansiedlung der ehemals in Straßburg ansässigen Badischen Tabakmanufaktur (mit den Marken Roth-Händle und Reval), die in die leer stehenden Kasernengebäude einzog.

weiter:  
siehe auch:  
weiter:  

Startseite | Service | Aktuelles | zur ZUM | © Landeskunde online/ kulturer.be 2017