Schon im Verlauf der ersten Kriegswochen ergaben sich
die Festungen Philippsburg und Mannheim den Angreifern,
auch Heidelberg wurde kaum verteidigt und den Franzosen übergeben.
Französische Truppen griffen weit darüber hinaus
bis Ulm und Mergentheim aus, um das Land auszuplündern,
Kontributionen einzutreiben und bei Widerstand die Orte
zu zerstören.
Der Schwäbische Reichskreis fand mit seiner schwerfälligen
Organisation nur langsam zum militärischen Widerstand,
kursächsische Truppen konnten allerdings die Franzosen
aus dem Neckartal und dem Odenwald wieder hinausdrängen.
In dieser Situation, wo die französischen Truppen
sich einer erstarkenden militärischen Kraft des Reichs
gegenüber sahen, wurde der Plan einer systematischen
Zerstörung der Pfalz umgesetzt, um das Aufmarschgebiet
im Vorfeld der französischen Festungen für die
Reichstruppen unbrauchbar zu machen.
Ab dem Januar 1689 wurden planmäßig 11 Dörfer
des Oberamts Heidelberg südlich des Neckars niedergebrannt,
nachdem die Bewohner vertrieben waren. Vor dem Widerstand
kursächsischer Truppen bei Weinheim wichen die Franzosen
zurück und legten unter Ausschreitungen gegen die
Bevölkerung Handschuhsheim in Schutt und Asche. In
Heidelberg wurden nur die Befestigungen von Schloss und
Stadt gesprengt, der französische Stadtkommandant
Graf Tessé begnügte sich seinen Oberen gegenüber
mit einigen kleineren Feuern in der Stadt, die letztlich
nur 34 Häuser zerstörten. Mannheim dagegen wurde
als Festungsstadt dem Erdboden gleichgemacht.
Die französischen Truppen wandten sich daraufhin
nach Süden und setzten ihr Zerstörungswerk am
mittleren Oberrhein (Durlach und Pforzheim) und im Kraichgau
(Bretten) fort.
Nachdem die verbündeten Reichstruppen im September
1689 Mainz zurückerobern konnten, gingen die Franzosen
auch dazu über, das linksrheinische Gebiet nördlich
einer Linie Philippsburg – Neustadt – Kaiserslautern – Mont
Royal planmäßig zu zerstören, vor allem
die pfälzischen Oberämter Oppenheim und Alzey,
aber auch die Reichsstädte Speyer und Worms samt ihren
romanischen Bischofskirchen. Der militärische Effekt
der verbrannten Erde wurde allerdings durch einen ungeheuren
Einbruch der öffentlichen Meinung zu Ungunsten Frankreichs
und seines Zerstörungswerks erkauft.
Im vierten Kriegsjahr, 1692, als militärische Erfolge
ausblieben, Ludwig XIV. allerdings auf einen „medienwirksamen“ Erfolg
angewiesen war, wurden die Kampfhandlungen durch einen
Vorstoß an den nördlichen Oberrhein wieder aufgenommen.
Einerseits, um einen schnellen Erfolg verbuchen zu können,
andererseits, um die Reichstruppen unter Markgraf Ludwig
Wilhelm von Baden über die taktischen Ziele im Unklaren
zu lassen, wurde Heidelberg nach kurzer Belagerung am 22.
Mai 1693 erneut eingenommen.
Die französischen und vor allem die jakobitischen
Truppen, im Gefühl ihres schnellen und lang erwarteten
Siegs, fielen stark alkoholisiert und durch ihre eigenen
Offiziere kaum gehindert über die Heidelberger Bevölkerung
her und richteten ein Massaker an, bei dem Brände
ausbrachen, die schließlich binnen Kurzem die ganze
Stadt in Schutt und Asche legten. Auch das 1689 nur an
wenigen Stellen begonnene Zerstörungswerk am Schloss
wurde vollendet.
Die antifranzösische Publizistik im Reich schöpfte
vor allem aus den Berichten aus Heidelberg selbst und nannte
dem französischen König schlimmer als die Türken.
Dieser, obwohl die flächige Zerstörung der Stadt
so nicht beabsichtigt gewesen war, ließ die Eroberung
und Zerstörung durch ein Te Deum und die Prägung
einer Medaille mit der Aufschrift „Heidelberga deleta“ feiern.
In den folgenden Jahren zog sich der Krieg hin, Markgraf
Ludwig Wilhelm, der „Türkenlouis“ konnte,
vor allem durch die Verschanzung der „Eppinger Linien“,
die Franzosen an einem weiteren Vordringen hindern. Zu
kriegsentscheidenden Feldschlachten kam es nicht.
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