Um die finanziellen Belastungen des Wiederaufbaus nach
dem Dreißigjährigen Krieg zu bewältigen,
hatte Kurfürst Karl Ludwig 1657 einen Freundschafts-
und Subsidienvertrag mit Frankreich geschlossen, den der
französische König Ludwig XIV. als politischen
Hebel im Reich benutzen wollte. Zwar wurde dieser Vertrag
schon 1660 nicht mehr verlängert, doch war der Kurfürst
schon 1663 wieder auf französische Hilfe angewiesen,
um seine Rechte im Wildfangstreit mit den Nachbarn im Reich
durchzusetzen.
Im Zusammenhang mit dem Ziel der französischen Politik,
die Kurpfalz enger an Frankreich zu binden, ist auch das
Heiratsprojekt zwischen Karl Ludwigs Tochter Elisabeth
Charlotte und dem Bruder Ludwigs XIV, dem Herzog Philippe
von Orleans, zu sehen. Das Projekt geht auf die Vermittlung
Anna Gonzagas, der Schwägerin des Kurfürsten,
und ihre Verbindungen zum französischen Hof zurück.
Ludwig XIV. beabsichtigte damit eine enge politische Verbindung
mit der Kurpfalz einzugehen, um seinen Einfluss in Reich
zu wahren; dass der Sohn des Kurfürsten seiner Schwester
an Vitalität erheblich nachstand und sich von daher
gewisse Chancen auf ein Erbe eröffneten, mag unzweifelhaft
eine Rolle gespielt haben.
Der Ehevertrag sah zwar den Verzicht der pfälzischen
Braut auf ihre territorialen Ansprüche im Reich vor,
aber die allodialen Besitzungen blieben davon ausgenommen.
Schon die folgenden Jahre sollten dem französischen
König zeigen, dass Karl Ludwig keineswegs der feste
und unverbrüchliche Bündnispartner und Sachwalter
französischer Interessen war, den er sich erhofft
hatte. In der sich anbahnenden Auseinandersetzung des Holländischen
Kriegs konnte es für den Kurfürsten keine wirkliche
Entscheidung zu Gunsten Frankreichs geben, so dass er sich
auf die Seite des Kaisers schlug.
Nach dem Tod des Kurfürsten 1680, dem kinderlosen
Tod seines Sohnes, des gerade 34jährigen Kurfürsten
Karl II., 1685 und dem Regierungsantritt des Herzogs Philipp
Wilhelm von Pfalz-Neuburg als Kurfürst in Heidelberg änderte
sich die politische Lage für Frankreich. Der neue
Kurfürst trat bereits 1686 der Augsburger Allianz
bei, in der sich die Niederlande, der Kaiser, König
Karl II. von Spanien und Herzog Viktor Amadeus von Savoyen
gegen die französische Reunionspolitik verbündet
hatten. Auch sonst machte er, besonders in seiner Heiratspolitik,
keinen Hehl aus seiner antifranzösischen Haltung.
Seine Tochter Maria heiratete 1687 König Peter II.
von Portugal, ihre Schwester Maria Anna König Karl
II. von Spanien. Das musste für Ludwig XIV. wie eine
Neuauflage der habsburgisch-spanischen Koalition des 16.
Jahrhunderts wirken.
Dazu kam, dass der Kaiser seit dem Sieg über die
türkischen Belagerer von Wien 1683 in Ungarn große
militärische Erfolge errang und über kurz oder
lang Frankreich vor erhebliche Probleme stellen konnte.
Zudem hatte Ludwig XIV. durch seine Einmischung in den
Kölner Bistumsstreit erhebliche Sympathien im Reich
verloren. Eine militärische Auseinandersetzung, um
die Reunionen auf dem linken Rheinufer zu sichern, war
also gewissermaßen das Gebot der Stunde.
Anlass für die französische Politik war der
Anspruch auf das Erbe der Liselotte von der Pfalz, das
im Heiratsvertrag nur unzureichend umschrieben war. Kurfürst
Karl Ludwig hatte zwar Verfügungen in Geld und Naturalien
in seinem Testament anerkannt,
in seinem Testament wiederum alle Ansprüche abgelehnt
und Liselotte enterbt, aber Ludwig XIV. ließ dieses
Testament durch das Pariser Parlament für nichtig
erklären. Da es dem König nur vordergründig
um das pfälzische Erbe ging, war es hier nur notwendig,
die Auseinandersetzung selbst am Laufen zu halten.
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