Von der Werbung zum Comic
Der römische Legionär nimmt eine Sonderstellung
im kollektiven Bewusstsein ein und auch das Kino zollte
ihm von der ersten Stunde an Tribut. Die Stärke der
römischen Legionen, ihre brillanten Eroberungen und
die Aura der antiken Heeresführer haben den Stoff
für eine Vielzahl von Historienfilmen geliefert: Von
Quo vadis über Gladiator und Der Untergang des römischen
Reiches zu Spartakus – jeder in der Antike spielende
Monumentalfilm setzt die Heldentaten und das strategische
Gespür der Legionen in Szene.
Eben um jener Charakterzüge – Kraft, Ausdauer
und Mut – willen hat sich die Werbung der Figur des
Legionärs bedient. „Esso“ ließ ihn
in einer seiner Werbekampagnen der Vorkriegszeit auftreten,
um die Stärke und Schnelligkeit – bildlich dargestellt
durch einen Legionär im Lauf – anzupreisen,
die das Benzin der Marke einem Fahrzeug verleihen sollte.
Die Marke „Banania“ bewarb ihren Vitamindrink
mit dem Bild eines römischen Soldaten in voller Kampfmontur.
Der Mineralwasserhersteller „Perrier“ wiederum
zeigte in seiner Werbung einen Legionär, der nach
einem langen Marsch in der Sonne seinen Helm mit Regenwasser
befüllt, da ihm die Quelle des berühmten Mineralwassers
natürlich unbekannt ist! Nicht minder erwähnenswert
sind die Comics: Von Alix und den Legionen des Cäsar über
die in den Lagern „Kleinbonum“ und „Babaorum“ in
der Nähe eines berühmten gallischen Dorfes stationierten
Legionäre bis zu den meisterhaft in Szene gesetzten
Schlachten gegen die Kelten in Vae Vicitis von Rocca und
Mitton, das die Eroberung Großbritanniens nacherzählt – die
Legionen sind allgegenwärtig.
Als jüngste Inkarnation ist der Playmobil-Legionär
zu nennen, zusammen mit den zahlreichen Nachbildungen des
Römerlebens die Teil einer neuen Serie der berühmten
deutschen Spielzeugmarke sind. Der Mythos des Legionärs
ist nicht vom Aussterben bedroht!
Zeitgenössischer Blick von Bernard Latuner
Der Elsässer Künstler Bernard Latuner liefert
uns wiederum eine sehr persönliche Sicht der Antike
anhand seiner Kreationen zum Thema historischer Monumentalfilm.
Malereien, Zeichnungen, Fotos und Videos bieten zahlreiche
ergänzende künstlerische Ausdrucksformen, um
Fragmente unserer gegenwärtigen Welt zu entdecken,
die nach den Codes des Historienfilms in Szene gesetzt
werden:
„… seit seiner Entstehung in der Welt
des Kinos dreht sich der ANTIKE HISTORIENFILM in Wahrheit
nur um das Reich und die Macht und der Name Roms dient
lediglich als Blende, hinter der sich zeitgenössische
Städte verbergen, die nach dem Vorbild des antiken
Roms davon geträumt haben, ein neues Reich zu schaffen
und die Welt zu beherrschen.
Doch bevor die enorme Hollywood-Machinerie
sich des Historienfilms bemächtigt, ist dieser Filmtypus vor allem italienischen
Ursprungs, direkt hervorgegangen aus den Opern Verdis,
den Liedern, die man in den Straßen von Neapel und
Rom hört und aus den Cinecitta-Studios, die Mussolini
ins Leben gerufen hatte.
Jedes Mal, wenn im Laufe des 20.
Jahrhunderts (und vielleicht des 21. Jahrhunderts) ein
Reich entsteht und zerfällt,
taucht auf unseren Bildschirmen ein neuer Historienschinken
auf, um seine Botschaft der Eroberung und Beherrschung
zu verkünden. Kraft und Effizienz werden in grandiosen
und spektakulären, bisweilen unterschwelligen Bildern
gefeiert, die von Macht und Oligarchie handeln.
Die Antike
bleibt in unserer heutigen Gesellschaft verankert: in Sprache
und Symbol. Der Historienfilm oder das Spiegelbild
von Narzissmus, Gewalt und Perversion ist mehr denn je
brandaktuell“.
Bernard Latuner, 2004
Die symbolhafte Figur des Legionärs taucht viele
Male in der Welt auf, die Bernard Latuner geschaffen hat;
der Künstler hat dem Museum freundlicherweise einige
seiner jüngsten Werke zur Verfügung gestellt,
deren Kraft und suggestive Macht seine Vision eines kriegerischen
und eroberungsfreudigen Roms (und eines sehr zeitgenössischen „neuen
Roms“) offenbaren.
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