Die römische Armee durchlief eine lange Entwicklung,
um zu Beginn des 1. Jhs. n. Chr. eine reine Berufsarmee
zu werden, die ausschließlich aus römischen
Bürgern bestand. Anschließend öffnete sie
sich allmählich den Provinzbewohnern – zunächst
in den stark romanisierten Gebieten, später auch in
den Grenzprovinzen, wo sie zu einem Schmelztiegel der Integration
wurde. Im Zuge der Krise des 3. Jhs. n. Chr. führten
die Reformen Diokletians und Konstantins zur schrittweisen
Eingliederung ausländischer Völker (foederati,
Verbündete genannt) um eine bessere Verteidigung der
Grenzzonen zu gewährleisten.
Unter Augustus zählte die römische Armee 25
Legionen, was ca. 150 000 Mann entspricht. Hinzu kamen
Hilfstruppen ähnlicher Größenordnung. Die
Dienstdauer erhöhte sich mit der Zeit und erreichte
eine beachtliche Länge – 20 Jahre in der Legion,
25 in den Auxiliartruppen und 28 in der Marine. Der Korpsgeist
war sehr ausgeprägt: Jede Legion stellte einen festen
Verbund dar, zu dem ein Name und eine Nummer gehörten.
Die Aufnahme in die Legion beginnt mit der probatio, einer
Art Einstellungsgespräch, das unserer heutigen
Musterung entspricht. Hierbei wurde überprüft,
ob der Rekrut alle Voraussetzungen erfüllte: Er musste
ein freier Mann und römischer Bürger sein, mindestens
17 Jahre alt sein und die erforderliche körperliche
Eignung besitzen. Er musste außerdem des Lateinischen
mächtig sein, um die Befehle zu verstehen.
Nachdem der frischgebackene Soldat in die Listen seiner
Diensteinheit aufgenommen worden war, erhielt er seine
Erkennungsmarke und leistete einen Eid auf den Kaiser und
die Standarte. Es folgten vier Monate harten körperlichen
Drills, bei dem vor allem das Marschieren in Reih und Glied
erlernt wurde. Jeder Soldat hatte seinen festen Platz in
der Marschordnung, den es beizubehalten galt, komme was
wolle.
Der Gebrauch von Kurzschwert und Speer (pilum) wurde unter
der Aufsicht eines spezialisierten Ausbilders erlernt.
Der junge Rekrut musste zudem lernen, die Dienstgrade und
die zur Befehlsübermittlung verwendeten Signale zu
unterscheiden. Alsdann kam die Zeit der Ausbildung im Manöver:
Die Soldaten wurden an lange Märsche gewöhnt
und mussten dabei ihr gesamtes Gepäck mitführen,
dessen Gewicht ca. 30 kg erreichen konnte. Auch das schnelle
Errichten des Lagers gehörte zum Lehrplan.
Hatte er seine langen Dienstjahre überlebt, so durfte
der Legionär in das zivile Leben zurückkehren
und erhielt den Status eines Veteranen. Er behielt sein
Schwert, bekam sein erspartes Geld ausgezahlt und überdies
eine Prämie von 3000 Denaren bzw. ein Stück Land
in einer der römischen Kolonien. Er genoss ebenfalls
beachtliche Vorrechte: Er war von allen Bürgerpflichten
sowie von verschiedenen Steuern befreit. Hatte er eine
Frau, so wurde die Ehe für legal erklärt und
Frau und Kinder erhielten die römische Staatsbürgerschaft.
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