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Auftraggeberin, Bauherrin, Sammlerin:
"Extra schön", die Ausstellung in der Barockresidenz Rastatt (2008)

Was davon heute noch sichtbar ist, sind vor allem ihre künstlerischen Schöpfungen: Sie holte ein Niveau in das kleine Land, wie es davor und danach kaum wieder erreicht wurde. Ein Glück, dass von ihren berühmten Sammlungen vieles erhalten blieb. 2008 präsentiert die Ausstellung "Extra schön" ihr Wirken - eine Frau des frühen 18. Jahrhunderts als Landesherrin, als ambitionierte Bauherrin und als Kunstkennerin auf Augenhöhe mit den ganz Großen der Zeit.

Im Zentrum der Aktivitäten steht die Ausstellung "Extra schön" in der Barockresidenz Rastatt. Das Zitat, das den Titel gibt, klingt modern, stammt aber aus einem Schreiben der Markgräfin. Sibylla Augusta wollte 1721 ihre Schlosskirche "extra schön" eingerichtet haben und "keineswegs schlechter als die Schloßzimmer". Ob nun ihr repräsentatives Residenzschloss, die feierliche, theaterhafte Schlosskirche oder ihr kurios-heiteres und zugleich kostbares Lustschloss in Favorite Rastatt: Was die kunstsinnige und machtbewusste Markgräfin bauen und einrichten ließ - es trägt ganz und gar ihre persönliche Handschrift.

Viele Stücke sind hier zum ersten Mal zu sehen: Kostbare Stickereien und kunstfertige Klosterarbeiten, hoch verehrte Reliquien und glänzend fürstliches Tischgerät, eindrückliche Familienbilder und persönliche Sammelstücke - die Bandbreite ist groß. Die Ausstellung versammelt Leihgaben aus Florenz, aus adeligen Privatsammlungen und aus dem Schweizer Kloster Einsiedeln über den Sommer in Rastatt. Was man sieht, steht alles in engstem Bezug zu Sibylla Augusta: Es sind Stücke, die sie persönlich aussuchte, Geschenke, mit denen sie die guten Beziehungen pflegte, Aufträge, die sie selbst mit präzisen Anweisungen erteilte.

Die Bauherrin sammelte mit Leidenschaft Kostbarkeiten. Ihre Bauten - die außergewöhnliche Schlosskirche, das Lustschloss Favorite und weitere Bauwerke im Umkreis der Residenz, ihre Aufträge für kirchliche Stiftungen und ihre Sammlungen bilden den Kern der Ausstellung. An die 150 Exponate aus Privatsammlungen und Museen in Baden-Württemberg, Deutschland, Italien und der Schweiz zeigen den hohen Rang der Künste am Markgräflichen Hof. Im Vergleich mit Sammlungen in München oder Florenz wird deutlich, auf welchem künstlerischen Niveau sich die Markgrafschaft zurzeit von Sibylla Augusta bewegte.

Dass all der Geschmack an kostbaren Dingen einen Zweck hatte, erfährt man auch: Die Regentin schuf so geschickt die Bühne, auf der sie in der europäischen Politik mit den Wichtigen verkehren konnte: mit dem Kaiser in Wien, mit dem französischen König, mit den großen Kirchenfürsten der Zeit. Die Ausstellung hat damit zwei Zielrichtungen: Sie will eine Epoche ungewöhnlich kostbarer Kunst wieder sichtbar machen. Und sie will die unerwarteten Hintergründe einer Politikerin und einer ungewöhnlichen Frau vor drei Jahrhunderten zeigen.

Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt der Staatlichen Schlösser und Gärten und des Wehrgeschichtlichen Museums, das in einer ergänzenden Ausstellung die politischen und militärischen Umstände der Zeit zeigt: "Das Erbe des Türkenlouis".

Hier werden die politischen Ereignisse nach dem Tod des Markgrafen Ludwig Wilhelm im Jahr 1707 thematisiert. Ein Schwerpunkt sind die Friedensverträge von Utrecht und Rastatt. Die beiden Vereinbarungen in den Jahren 1713 und 1714 beendeten den jahrzehntelangen Krieg, unter dem Baden ganz besonders gelitten hatte. Dem Wehrgeschichtlichen Museum ist es gelungen, dafür herausragende Exponate aus dem Centraalmuseum Utrecht ins Rastatter Schloss zu holen.

Rund um die Barockresidenz Rastatt bieten sich mehrere Möglichkeiten, in die Zeit der Sibylla Augusta einzutauchen: Perfekt erhalten ist das Lustschloss Favorite vor den Toren der Residenzstadt Rastatt: eine nur wenig veränderte Welt der Markgräfin mit kostbaren Sammlungen, einer glänzenden Schauküche, einem weitläufigen Park mit Eremitage. Der Besuch dieses berühmten Porzellanschlosses Favorite bei Rastatt ergänzt die Sonderausstellung perfekt.

"Ein märchenhaft Gebilde, Dornröschens Zauber gleich": Das Stadtmuseum Rastatt zeigt eine Sonderausstellung über die Beschäftigung der Künstler mit Schloss Favorite. Häufig wurde es romantisch und sehnsuchtsvoll verklärt, in allen Reisebeschreibungen ist es zu finden. Park und Schloss beflügelten die Fantasie vieler Maler und Schriftsteller. Der Besuch im Stadtmuseum ist eine gute Ergänzung zur Sonderausstellung in der Barockresidenz.

Nicht zuletzt: Die Markgräfin von Baden-Baden besaß natürlich mehr als ein Schloss! Ab 1726 ließ sich Sibylla Augusta Schloss Ettlingen zum Witwensitz ausbauen. Künstlerischer Höhepunkt: die malerische Ausgestaltung der Schlosskapelle durch den berühmten Cosmas Damian Asam.

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credits:

Text: Schlösser und Gärten

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