Lorsch

ehem. Benediktinerkloster


UNESCO-Weltkulturerbe

 

Die karolingerzeitliche Torhalle des ehemaligen Klosters Lorsch ist der bekannteste Bauteil der Klosteranlage und macht durch ihre Einzigartigkeit den besonderen Rang des Weltkulturerbes aus.

Die zweistöckige Vorhalle wurde in karolingischer Zeit als monumentales Zugangsbauwerk des Klosterbezirks errichtet, vermutlich unter Kaiser Ludwig dem Frommen im ersten Drittel des 9. Jahrhunderts. Im Erdgeschoss bilden drei gleich hohe, halbrund geschlossene Bögen, zwischen denen Halbsäulen mit ionisch-korinthischen Kompositkapitellen stehen, einen offenen Durchgang. Die Michaelskapelle im Obergeschoss könnte durchaus in dieser Funktion auf die Bauzeit zurückgehen. Das heutige steile Dach stammt aus einem spätgotischen Umbau um 1390.


Karolingisches Kompositkapitell der Erdgeschosszone, etwas zu klein für den Säulendurchmesser gearbeitet. Die Kapitelle werden hin und wieder für antike Spolien gehalten, dürften aber eher einer karolingischen Werkstatt entstammen.


Gliederung des Obergeschosses

Während das Untergeschoss in den reinen Formen antiker Triumphtore gehalten ist, gibt das Obergeschoss eine karolingische Adaption eines antiken Aufrisses wieder. Die Stockwerkszone ist durch kanellierte Rechteckvorlagen gegliedert, die flache "ionische", mit doppeltem Eierstab versehene Kapitelle tragen. In der Reihung der Dreiecksgiebel klingt die Arkadenreihe antiker Sarkophage mit ihren Jerusalem- bzw. Paradies-Darstellungen nach.

Die Fläche ist durch rote Sechsecke mit weißen Dreiecken in den Zwischenzonen gegliedert.

Die Zweckbestimmung des im Spätmittelalter als Michaelskapelle genutzten Obergeschosses ist nicht belegt. Die karolingische Ausmalung lässt sich als Architekturmalerei rekonstruieren, bei der auf einem farbigen Sockel mit Rechteckmuster ionische Säulen einen vielfach reliefierten Architrav tragen.

 

Das Gebäude wurde in spätgotischer Zeit mit einem steileren Dach versehen, um dem Innenraum mehr Höhe zu geben. Die Gewölbezone der Giebelwände wurde dabei mit musizierenden Engeln ausgemalt. Die Bestimmung als Michaelskapelle dürfte einem erhaltenen Malereirest zufolge älter, aber nachkarolingisch sein.

 

     

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