Darstellungen von Männern und Phalli sind in der
Eiszeitkunst relativ selten. Aber es gibt sie durchaus.
Während es zu den Venusdarstellungen sehr viele Überlegungen
gibt, befasst sich die Forschung nur selten mit den Mannbildern.
Doch die eiszeitlichen Menschen haben nicht nur ein Geschlecht
dargestellt. Sie hatten Männer und Frauen gleichermaßen
im Blick ihrer Kunst. Und dies auch oft gemeinsam. Auffällig
ist auch eine Vermischung von weiblichen und männlichen
Merkmale. Je nach Blickwinkel wird aus einer Venus ein
Phallus. Die Künstler und Künstlerinnen waren
oft Meister/innen des zweideutigen.
Der Ausstellungsraum "Männlichkeit"
Bei einer Bestandsaufnahme der europäischen Eiszeitkunst
wurden 702 Ganzkörperdarstellungen von Menschen gezählt.
Darunter sind 74 Abbildungen von eindeutigen Männern.
Bei ihnen sind Hodensack bzw. Penis klar erkennbar. 27
Mannsbilder zeigen dabei eine deutliche Erektion. Bei Gesichtern
fällt die Zuordnung zum Geschlecht manchmal schwerer,
da sie oft auf wenige Striche für Augen, Mund und
Nase reduziert sind. Aber es existieren bärtige Gesichter.
Oft werden Vulva und Phallus losgelöst vom menschlichen
Körper dargestellt. Von den 107 bekannten Darstellungen
einzelner Genitalien sind die meisten weiblich. Nur 22 „allein
stehende“ Phalli sind gezählt worden.
Stärke, Dominanz und auch Fruchtbarkeit – das
sind die Schlagworte zur Deutung von eiszeitlichen Männerdarstellungen.
Diese Schlagworte zielen jedoch sicher zu kurz. Die wenigsten
Männerdarstellungen demonstrieren Macht und Stärke.
Phallus vom Hohle Fels
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