Welten aus Papier


Motivische Schwerpunkte
- Kinderbilderbogen

 

Bilderbogen als Anschauungsmaterial
Der Weißenburger Verlag druckte als erster großer Bilderbogenhersteller Anschauungstafeln. Zwar kopierte Wentzel dafür die Bogen des deutschen Zeichners und Lithografen J. F. Schreiber aus Esslingen bei Stuttgart. Doch von diesem etwas unfeinen, damals allerdings sehr gängigen Vorgehen einmal abgesehen, ist es ihm zu verdanken, dass diese Bogen in den Schulen Frankreichs als Anschauungsmaterial Verbreitung fanden. Kleine Kinder konnten bei der Beschreibung der Gegenstände und Figuren auf den Tafeln ihren Grundwortschatz erweitern, die Älteren lernten anhand der oft mehrsprachig beschrifteten Tafeln die Namen der verschiedenen Vogel-, Fisch- und Säugetierarten.

Die in kleine Felder unterteilten Bogen waren vermutlich zum Punktesammeln gedacht, die etwas größeren wurden den Kindern für eine bestimmte Anzahl von Punkten ausgehändigt.

Märchen und Legenden
Diese Bogen wurden in sehr hohen Auflagen gedruckt und immer wieder neu aufgelegt. In der Hauptsache handelte es sich um die Märchen der Gebrüder Grimm und von Charles Perrault, aber auch Gedichte von Schiller, Fabeln von Jean de la Fontaine und Jugendliteratur wie „Robinson Crusoe“ wurden verlegt. Die vierteiligen Serien –zum Beispiel die Genvefa von Brabant- waren auch Vorlagen die fürs Geschichtenerzählen dienten.

Gesellschaftsspiele
Eine einfache Art der Verwendung von Bilderbogen waren gedruckte Spielbretter. Am bekanntesten ist in Frankreich das „Gänsespiel“ mit seinen verschiedenen Varianten. Hierbei handelt es sich um ein Laufspiel. Ende des 19. Jahrhunderts kamen aber auch mit Glücksspielen bedruckte Bogen auf den Markt; dazu zählen auch die Lotteriebilder. Diese Bogen wurden in kleine Karten zerschnitten, die gezogen werden mussten. Je nachdem, was auf der Karte stand, gewann oder verlor man den jeweils angezeigten Betrag. Mit einer der Karten konnte der gesamte Spieleinsatz gewonnen werden.

Guckkastenbilder
Guckkastenmänner Guckkästner zogen von Dorf zu Dorf und zeigten der neugierigen Landbevölkerung für wenig Geld (nicht immer ganz wirklichkeitsgetreue) Ansichten europäischer Hauptstädte. Auch Schattenspiele waren in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein beliebter familiärer Zeitvertreib.

Um 1900 nahm Burckardt mit dem bereits 1845 erfundenen Zoetropen ein sehr ausgefeiltes optisches Spielzeug in das Sortiment auf. Dabei handelt es sich um eine Trommel aus Pappkarton, in deren Innenraum sich beidseitig mit Bewegungsabfolgen bedruckte Bilderbogen drehen.

Papiertheater
Miniaturtheater aus Papier wurden mit Ausnahme des Holzrahmens und der Haltestäbe für die Kulissen komplett aus Bilderbogen gebastelt: Bühnenprospekt, austauschbare Kulissen, Ausschneidefiguren, Setzstücke. Die Kinder brauchten die verschiedenen Charaktere nur noch zu bewegen und deren Rollen aus Opern, Märchen und Theaterstücken nachzuspielen. Besonders beliebt war damals die Legende der Genofeva von Brabant.

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