Der kleine Baumeister
Die Druckerei Wentzel verlegte 1861 vermutlich als erster
großer Bilderbogenverlag die Serie „Le petit
architecte“/„Der kleine Baumeister“.
Dabei handelte es sich um Konstruktionsbogen für
Bauernhöfe, Burgen oder Weihnachtskrippen, die die
Kinder (manchmal mithilfe von Erwachsenen) ausschneiden,
falzen und zusammenkleben mussten. Manche Spiele bewegten
sich dank einer Mechanik mit Sandantrieb oder aufsteigender
warmer Ofenluft (Ofenbilder). Die Bastelanleitungen dieser
zum Teil komplexen dreidimensionalen Modelle waren oft
sehr kurz gehalten, sodass sich die Kinder manchmal stundenlang
intensiv damit beschäftigen konnten. Ein Paradebeispiel
hierfür ist das Modell der Hoch-Königsburg:
Für seinen Aufbau benötigte ein Mitarbeiter
der Weißenburger Druckerei drei Tage! Hampelmänner
In Weißenburg wurden unzählige dieser hinterseitisch
auf Pappe verklebten und mit Fäden versehenen Ausschneidefiguren
verlegt. Schon im 18. Jahrhundert schufen Kupferstecher
Hampelmänner nach dem Vorbild der Helden der commedia
dell'arte, Harlekin und Pulcinella. Diese Figuren druckte
auch Ackermann zu Anfang des 20. Jahrhunderts noch, fügte
ihnen aber viele weitere exotische und originelle Gesellen
hinzu.
Ankleidefiguren
Diese ausschließlich für Mädchen gedachten
Figuren wurden schon im 18. Jahrhundert u. a. in Augsburg
und Paris gedruckt und können als Klassiker unter
den Bilderbogen gelten. Während Mädchen Ankleidefiguren
ausschnitten, spielten die Knaben mit kleinen Pappsoldaten.
Militärbogen
Auch Miniatursoldaten aus Papier haben eine lange Tradition.
Zunächst benutzten Generäle solche ausgeschnittenen
und mit Pappe versteiften Figuren für die Simulation
von Militärmanövern, auch kleine Prinzen schätzten
die Pappsoldaten als Zeitvertreib. In der Folge wurden
sie zu einem weit verbreiteten Spielzeug, das man sich
allerdings durch aufwändiges Basteln verdienen musste:
Die Soldatenfiguren wurden zuerst verklebt und dann mit
einem kleinen Messer sorgfältig ausgeschnitten.
Um ihre Standfestigkeit zu gewährleisten, mussten
sie anschließend auf einem kleinen Holzsockel befestigt
werden. Bis 1870 stellten die Bogen vor allem französische
Soldaten dar, wobei den nordafrikanischen Zuaven und
Turcos eine gewisse Vorliebe galt. Nach der Angliederung
des Elsass an das Deutsche Reich umfasste das Sortiment
vorwiegend deutsche Soldaten und ihre Verbündeten,
allerdings gab es nach wie vor auch französische
Uniformen. Im Ersten Weltkrieg nahm das Weißenburger
Bilderbogenheer ab 1914 auch Soldaten aus der Schweiz,
aus Belgien und der Türkei, aus China und vielen
anderen Armeen auf.
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