Auschwitz


Auschwitz - Birkenau

 

Nachdem im Sommer 1941 mit dem weiteren Ausbau des Stammlagers Auschwitz begonnen worden war, folgte im Oktober 1941 der Baubeginn des zweiten Lagers Birkenau in der Nähe. Die Konzeption, wie sie im Januar 1941 bereits formuliert worden war, sah hierfür, ohne dass das ausdrücklich so bezeichnet worden wäre, den Charakter eines Vernichtungslagers vor, das Elemente des Konzentrationslagers (Dachau oder Groß-Rosen) mit dem des Todeslagers (Treblinks oder Belzec) vereinte.

Birkenau war das größte der mehr als 40 Lager und Unter-Lager, die den Auschwitz-Komplex ausmachten. Während der drei Jahre seines Bestehens hatte es ein weites Aufgabenspektrum. Zur Zeit seiner Errichtung im Oktober 1941 war es als Lager für 125.000 Kriegsgefangene geplant. Im März 1942 wurde es als Zweiglager von Auschwitz in Betrieb genommen und diente sofort als Lager für die Vernichtung der Juden. In seiner Endphase, 1944, wurden hier Gefangene untergebracht, die dann in die deutsche Rüstungsindustrie als Zwangsarbeiter geschickt wurden.


Die berüchtigte Selektionsrampe mit dem als das "Tor des Todes" bezeichnete Einfahrtstor zum Lager. Hier wurden die Häftlinge "sortiert" - nach arbeitsfähig und lebensunwert.

Die entscheidende Idee, in Brzezinka, einem Dorf in der Nähe des Lagers Auschwitz, ein zweites Lager zu errichten, geht auf die erste Inspektion des Lagers Auschwitz durch SS-Führer Heinrich Himmler am 1. März 1941 zurück. Rudolf Höß, später Kommandant von Auschwitz, berichtet in seiner Autobiografie, dass Himmler während seines Besuchs eine Reihe von Beschlüssen über die Erweiterung des bestehenden Lagers und den Arbeitseinsatz der Gefangenen fasste. Eines der bei dieser Gelegenheit aufgezeichneten Projekte war ein „Lager für 100 Tausend Kriegsgefangene“.

Die ersten Pläne sahen eine anfängliche Kapazität von 100 bis 125.000 Gefangenen vor. Diese wurden allerdings bis 1942 soweit verändert und erweitert, dass schließlich das Lager 200.000 Gefangenen aufnehmen konnte. Das Lager sollte in vier Bereiche unterteilt, die oft Bauabschnitte genannt und mit römischen Ziffern bezeichnet wurden. Der erste Abschnitt war für die Aufnahme von 20.000 Häftlingen vorgesehen, die anderen für jeweils 60.000. Das gesamte Lager hatte eine Fläche von über 70 ha.

Die Entscheidung, die Einrichtungen zur massenhaften Vernichtung von Menschen im gerade im Bau befindlichen Lager Birkenau anzusiedeln, fiel ebenfalls schon 1941. Die Gaskammern für den Massenmord an Juden, Teil des Plans der Nationalsozialisten, die Juden in Europa auszurotten, gingen im folgenden Jahr 1942 in Betrieb.

Auschwitz-Birkenau
Die berüchtigte Selektionsrampe. Hier wurde 2010 ein Güterwagen des Typs aufgestellt, in dem die Häftlinge wie Vieh in das Lager gebracht worden waren

Die Originalpläne sahen vor, dass das Lager von den Kriegsgefangenen selbst errichtet werden sollte. Um die 10.000 sowjetische Soldaten waren dafür zunächst in eingezäunten Blocks im Lager Auschwitz untergebracht und begannen im Oktober 1941, täglich zur Baustelle beim Dorf Brzezinka zu marschieren.

BI, der erste der vier geplanten Abschnitte des Lagers Birkenau, wurde im Dorf Brzezinka im Winter 1941/42 und im Verlauf des Jahres 1942 errichtet und in zwei Sektoren, BIa und BIb, aufgeteilt. Einschließlich der später hinzugekommenen Bauten enthielt dieser Abschnitt zum Schluss 62 Unterkunftsbaracken (30 aus Ziegelsteinen, 32 aus Holz), dazu 10 Baracken mit Waschgelegenheiten und Toiletten, 2 Küchen, 2 Badehäuser und 2 Lagerbaracken.

Die Arbeit am Abschnitt BII begann 1942 und war Ende 1943 beendet. Der Abschnitt war in 7 Zonen mit Holzbaracken unterteilt; Sektor BIIa enthielt 16 Unterkunftsbaracken sowie 3 Baracken mit Waschräumen und Toiletten und eine Küchenbaracke. Die Sektoren BIIb, c, d und e bestanden aus 32 Unterkunftsbaracken und 6 Baracken mit Waschräumen und Toiletten sowie 2 Küchen. In Sektor BIIf standen 17 Unterkunftsbaracken und eine Badebaracke.. In Sektor BIIg wurden 30 Baracken errichtet, die vor allem als Lager dienten, dazu eine gemauerte Badebaracke mit Sauna..

Im selben Jahr begannen die Arbeiten am Abschnitt BIII. Die Annäherung der Frontlinien ließen die Arbeiten 1944 stoppen. Die Arbeiten am Abschnitt BIV wurden nie aufgenommen.

Die Sektoren, in die die Abschnitte unterteilt waren, waren mit elektrisch geladenem Stacheldrahtzaun voneinander abgetrennt. Wachtürme umgaben das gesamte Lager. Eine dreigleisige Eisenbahnstrecke und die berüchtige Entladerampe wurden im Mai 1944 in Betrieb genommen.

Insgesamt errichteten die Deutschen fast 300 Häuser und Baracken für Unterkünfte, Verwaltung und Versorgung, 13 km Entwässerungsgräben, 16 km Stacheldrahtzaun und innerhalb des Geländes von fast 140 ha mehr als 10 km Straßen.


Ruinen eines der von der SS 1944 gesprengten Krematorien

Zwei provisorische Gaskammern, bekannt als Bunker 1 und 2, wurden 1942 in unmittelbarer Nähe der Baustelle Birkenau in Betrieb genommen, als Lagerkommandant Rudolf Höß mit der Ausführung der „Endlösung“, der Ausrottung der europäischen Juden, beauftragt wurde. Es handelte sich um umgebaute Bauernhäuser, die ehemals vertriebenen Polen gehört hatten. In der ersten wurde der Betrieb im Frühjahr 1942, möglicherweise im März, in der zweiten Mitte desselben Jahres aufgenommen.

Der Bau eines Komplexes von vier riesigen Gaskammern und der dazu gehörenden Krematorien begann Mitte 1942. Deutschen Schätzungen zufolge konnten hier jährlich 1,6 Millionen Menschen getötet und verbrannt werden.

In der Aufgabenverteilung der drei Lager in der Umgebung von Auschwitz hatte Auschwitz I die Versorgung der drei Betriebe Deutsche Ausrüstungswerke G.m.b.H (DAW), Deutsche Erd- und Steinwerke G.m.b.H (DEST) und Deutsche Lebensmittel GmbH. mit Zwangsarbeitern zu leisten. Auschwitz II Birkenau war ein reines Vernichtungslager, in dem auch die arbeitsunfähigen und die zum Tod verurteilten Gefangenen aus den anderen Lagern umgebracht wurden.

    Alle Bilder: B. Mlynek

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