Luxus und Lustbarkeiten des Rokoko


Luxus und Lustbarkeiten des Rokoko

Herzog Carl Eugens Venezianische Messe

Landesmuseum Württemberg, Stuttgart

20.6. - 21.9.2008


Texte
Italienbegeisterung
Venezianische Messe
Tafeldekoration

Bilder
Gesamtansicht
Maskengruppe
Maskenpaar
Marktstand

Gruppenszenen
Schuhmacher
Schneider
Gelage
Schürzenjäger
Streit in der Schenke
Würfelnde Soldaten
Musikstunde

Die Venezianische Messe in Ludwigsburg und Stuttgart

  

Im Januar 1768 veranstaltete Herzog Carl Eugen die erste Venezianische Messe - auch St. Markus-Messe oder Maskenmesse genannt - auf dem Ludwigsburger Marktplatz. Dank seines Einfalls, eine 14 Tage währende Verkaufsmesse für Luxuswaren mit einem Maskenfest zu verbinden, etablierte Herzog Carl Eugen ein unvergleichliches Spektakel in Württemberg und zog damit gleichermaßen finanzkräftiges Publikum wie Händler aus dem In- und Ausland in seine Residenzstadt.

Bis zu Herzog Carl Eugens Tod 1793 wurde die Venezianische Messe alljährlich abgehalten. Mit der Rückverlegung der Residenz nach Stuttgart im Jahr 1775 wechselten auch der Messestandort und die Jahreszeit. Acht der insgesamt 26 Venezianischen Messen fanden während der Karnevalszeit in Ludwigsburg statt, 18 - im Frühsommer - auf dem Marktplatz in Stuttgart. Trotzdem hielt Carl Eugen auch in Stuttgart an den Maskenpromenaden fest - ein Kuriosum, das sich wohl nur mit der Venedigbegeisterung des Herzogs erklären lässt.

Schon mehrere Wochen vor Messebeginn wurde die Veranstaltung in der Presse angekündigt, was den Händlern die Gelegenheit bot, sich durch rechtzeitige Anmeldung einen Standplatz zu sichern. Insgesamt 44 Plätze standen in Ludwigsburg zur Verfügung, 104 in Stuttgart. Es war der ausdrückliche Wunsch Herzog Carl Eugens, die Kaufleute auf der Venezianischen Messe nach Art und Kostbarkeit ihrer Waren zu platzieren. Die prominentesten Standplätze nahmen folglich die "herzoglichen Boutiquen" ein, in denen Waren aus den Manufakturen Carl Eugens verkauft wurden: Ludwigsburger Porzellan, Spiegel aus Spiegelberg und Ludwigsburger Fayence.

Mode in vielerlei Facetten war das die Messe beherrschende Thema. Etwa zwei Drittel aller Verkaufsstände boten 1776 Modewaren feil, mehr als die Hälfte davon Stoffe unterschiedlicher Art. An Stoffen, Bändern, Spitzen und Borten bestand im 18. Jahrhundert großer Bedarf, zumal in einer Residenzstadt. Auch Verkaufsstände für Accessoires und für Galanteriewaren, die hoch begehrten modischen "Nichtigkeiten", waren regelmäßig in großer Zahl auf der Venezianischen Messe zu finden. Daneben zählten Gläser, Silber, Genussmittel und Bücher zu den Luxusgütern, die an bevorzugtem Platz feilgeboten wurden.

Da die offiziellen Messeplätze für auswärtige Kaufleute vorgesehen waren, mussten die einheimischen Handwerker ihre Stände an der Peripherie des Marktes und in den angrenzenden Gassen aufschlagen.

Neben dem Warenverkauf diente die Venezianische Messe dem herzoglichen Hof als Schauplatz zur Selbstdarstellung. Allabendlich fanden Theateraufführungen, Opern oder Maskenbälle statt. Bei Maskenpromenaden zu festgesetzten Tageszeiten, im Spielcasino und in eigens eingerichteten Gastwirtschaften mischte sich die Hofgesellschaft - hinter der Maske scheinbar inkognito - unter das Volk, das einerseits mitfeiern durfte, andererseits als staunendes Publikum benötigt wurde.

Das Gestalterbüro space4 hat den Gedanken der Selbstdarstellung der höfischen Gesellschaft im 18. Jahrhunderts aufgegriffen und für die Ausstellung - gleichsam als vergängliche Festarchitektur - einen Bühnenraum geschaffen, der Herzog Carl Eugen in Szene setzt.

Der Museumsbesucher, der die Exponate, die Waren aus dem 18. Jahrhundert, besichtigt, bewegt sich zwischen den Bühnenkulissen und übernimmt so - wie einst der Flaneur auf der Venezianischen Messe - die Doppelrolle von Akteur einerseits und Publikum andererseits.

Bild: Am Bügeltisch, Teil der Tafeldekoration „Venezianische Messe“ © Foto: P. Frankenstein/ H. Zwietasch, Landesmuseum Württemberg (Ausschnitt)

    Text: Landesmuseum Württemberg

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