Luxus und Lustbarkeiten des Rokoko


Luxus und Lustbarkeiten des Rokoko

Herzog Carl Eugens Venezianische Messe

Landesmuseum Württemberg, Stuttgart

20.6. - 21.9.2008


Texte
Italienbegeisterung
Venezianische Messe
Tafeldekoration

Bilder
Gesamtansicht
Maskengruppe
Maskenpaar
Marktstand

Gruppenszenen
Schuhmacher
Schneider
Gelage
Schürzenjäger
Streit in der Schenke
Würfelnde Soldaten
Musikstunde

Herzog Carl Eugen von Württemberg und seine Italienbegeisterung

  

Insgesamt viermal besuchte Herzog Carl Eugen von Württemberg (reg. 1744-1793) Italien. Die erste Rundreise, einer Kavalierstour ähnlich, unternahm er 1753 zusammen mit seiner Gemahlin Elisabeth Friederike. Auf der letzten, einer Bildungs- und Informationsreise, begleitete ihn 1774/75 die Reichsgräfin Franziska von Hohenheim. Über die jeweilige Reiseroute und das Besichtigungsprogramm sind wir durch Tagebücher Mitreisender informiert und wissen, dass der Herzog jeweils für mehrere Tage in Venedig Station machte.

Die beiden dazwischen liegenden Italienreisen waren dagegen reine Vergnügungsreisen mit dem Ziel Venedig. Im Frühsommer 1762 hielt sich Herzog Carl Eugen drei volle Wochen in der Lagunenstadt auf, 1767 gar ein halbes Jahr.

Ein während der Reise 1766/67 akribisch geführtes Ausgabenbuch lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass der württembergische Regent seinem Land für ein halbes Jahr den Rücken kehrte, um sich in Venedig nach Kräften zu amüsieren - ein ungeheurer Vorgang, auch im 18. Jahrhundert. Auf insgesamt 230.910 Gulden und 14 ¾ Kreuzer summierten sich am Ende der Reise die Ausgaben.

Der Aufenthalt der württembergischen Reisegesellschaft in Venedig umspannte die Zeit vom Karnevalsbeginn bis zur Prunk-Regatta am Himmelfahrtstag. Zwischen diesen beiden Höhepunkten im venezianischen Festkalender reihten sich ungezählte Lustbarkeiten - offizielle und private Empfänge und Feste, Theater- und Opernbesuche, Konzerte und Bälle - wie Perlen auf einer Kette. Dem einheimischen Adel gleich, logierte Herzog Carl Eugen mit seinem 125 Personen umfassenden Gefolge den Winter über direkt in der Stadt, im Frühjahr dann in einer Villa auf dem nahen Festland.

Bei seiner Rückkehr nach Württemberg im Juli 1767 wurde Herzog Carl Eugen von den innen- und außenpolitischen Schwierigkeiten eingeholt, denen er durch seine Vergnügungsreise nach Venedig für ein halbes Jahr scheinbar entronnen war. Was lag näher, als ein Stück heiterer venezianischer Lebensart in den württembergischen Alltag hinüber zu retten und auf diese Weise wenigstens die Erinnerung an die sorgenfreien Monate wach zu halten?

Maskeraden waren im 18. Jahrhunderten ein fester Bestandteil höfischer Festkultur. Als wichtigste Veranstaltung der Karnevalszeit hatten sich im deutschsprachigen Raum - von Venedig inspiriert - Maskenfeste, so genannte Redouten, herausgebildet. Der ausgedehnte Venedig-Aufenthalt Carl Eugens 1767 und seine Teilnahme am berühmten venezianischen Karneval gaben dem Maskentragen in Württemberg ganz neue Impulse.

Noch unter dem Eindruck des in Venedig Gesehenen muss in jenem Herbst 1767 bei Herzog Carl Eugen der Plan gereift sein, die so genannte Venezianische Messe ins Leben zu rufen. Als Kombination zweier venezianischer Besonderheiten - Maskentreiben und Warenverkauf unter freiem Himmel - ist sie des württembergischen Regenten ureigenste Erfindung.

Bild: Galan in der Schenke, Teil der Tafeldekoration „Venezianische Messe“ © Foto: P. Frankenstein/ H. Zwietasch, Landesmuseum Württemberg (Ausschnitt)

    Text: Landesmuseum Württemberg

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