Lust und Leidenschaft
Die Gefühlswelt Liebe umschmeichelt die Sinne des
Besuchers auf allen Ebenen: Musikalisch mit einem Liebeslied
der Flippers begrüßt, wandeln die Besucher auf
rotem Flokati und begegnen Ausstellungsstücken, die
auf rotem Samt gebettet sind.
Seit der Antike spricht man von der großen Verführungskraft
der Musik in Liebesfragen. Die Liebesideale und die Form
der Gunstbezeugungen variierten jedoch über die Jahrhunderte
hinweg, und damit änderte sich auch ihr musikalischer
Ausdruck.
Der Minnesang des Hochmittelalters war ein von höfisch-ritterlichen
Idealen geprägtes Liebeswerben. Hierbei sollten die
ritterlichen Tugenden kultiviert werden, unter anderem
die Selbstbeherrschung und die Mäßigung. Die
im Original ausgestellte Weingartner Liederhandschrift
aus dem Jahr um 1310, zu der ein Hörbeispiel neu eingespielt
wurde, verdeutlicht dieses Ethos.
Die Schäfermode des Barock entwarf das Sehnsuchtsbild
eines ländlichen, freien und vor allem auch in der
Liebe ungezwungenen Lebens. Mit Kostümfesten und Schäferopern
versetzte sich die Hofgesellschaft in eine erotisch gefärbte
Traumwelt, was die Objekte der Schäfermode und das
Hörbeispiel eindrucksvoll vermitteln.
Das Liebesideal der Romantik, das die innige Partnerschaft
Gleichgesinnter anstrebte, spiegelt sich in der Liedkultur
des 19. Jahrhunderts wider. Zwei Vertonungen eines Mörike-Gedichts
deuten den erotischen Subtext der Verse musikalisch aus.
Die Weingartner Liederhandschrift
Konstanz, um 1310/20
©
Württembergische Landesbibliothek Stuttgart
Liegende Sappho
Johann Heinrich Dannecker (1758 bis 1841), 1802
Staatsgalerie Stuttgart
© Staatsgalerie Stuttgart, Foto Staatsgalerie Stuttgart
Muss i denn zum Städtele hinaus
Postkarte mit Schallplatte, um 1920
Silcher-Museum
© Silcher-Museum Schwäbischer Chorverband e.V., Weinstadt-Schnaid;
Foto: Landesmuseum Württemberg, Stuttgart, H. Zwietasch/ P. Frankenstein
Single mit Elvis-Interpretation von Muss I denn
Kanada, um 1960
Silcher-Museum
© Silcher-Museum Schwäbischer Chorverband e.V., Weinstadt-Schnaid;
Foto: Landesmuseum Württemberg, Stuttgart, H. Zwietasch/ P. Frankenstein
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