Todesahnung und Jenseitshoffnung
Über das Requiem von Niccolo Jommelli, komponiert
1756 anlässlich der Beerdigung für Herzogin Maria
Augusta, findet der Besucher den Einstieg in die Gefühlswelt
Trauer. Ein Grabkreuz, schwarze Wände und gedämpfte
Beleuchtung symbolisieren Tod und Trauer. Die Exponate– darunter
gedruckte Leichenzüge, Totenbilder, Totenkrone – werden
auf Grabplatten präsentiert.
Jeder Todesfall bedeutet für die Hinterbliebenen
einen Abschied. Die Rituale, mit denen sie ihre Trauer
ausdrücken, sind ebenso dem Wandel unterworfen wie
die Bewertung des Todes. War im Barock der Umgang mit dem
Sterben von einer starken Heilsgewissheit bestimmt, so
traten mit der Aufklärung der persönliche Verlust
und die individuelle Trauer in den Vordergrund.
Diese Verschiebungen spiegeln sich in den Musikstücken
für Beerdigungsfeierlichkeiten wider. Die so genannte
Funeralmusik ist jedoch auch von den Gepflogenheiten der
Komponisten der jeweiligen Zeit geprägt. Um 1600 galt
ein gesungenes Zwiegespräch zwischen der verstorbenen
Tochter und ihren Eltern als angemessen. Ein Requiem für
ein katholisches Mitglied der Herzogsfamilie im 18. Jahrhundert
sowie ein Trauergesang für Männerchor, der die
Trauerfeier für den 1864 gestorbenen König Wilhelm
I. umrahmte, bezeugen den fortwährenden Geschmackswandel.
Trauer lindern, Schwermut heilen – Musik schrieb
man schon zu biblischen Zeiten heilsame Kräfte zu.
Das 1803 entstandene Gemälde „David vor Saul“,
aus dem Besitz der Staatsgalerie Stuttgart, das die Heilung
des gemütskranken Saul durch die Musik Davids zeigt,
eröffnet abschließend eine kleine Einheit zur
therapeutischen Wirkung von Musik, über die um 1800
intensiv nachgedacht wurde.
Gedenktafel für Anna Catharina, Clara Elisabeth und
Catharina Magdalena Kern
Schwäbisch Hall, 1697
©
Landesmuseum Württemberg, Stuttgart; Foto: H. Zwietasch/
P. Frankenstein
Totenbild von Herzog Wilhelm Ludwig von Württemberg
Stuttgart, 1677
© Landesmuseum Württemberg, Stuttgart; Foto: H. Zwietasch/ P. Frankenstein
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