Gottesfurcht und Gotteslob
Orgelmusik von Adam Steigleder für das Ulmer Münster
um 1600 komponiert, empfängt den Besucher beim Betreten
der Gefühlswelt Glaube. Die sakrale Atmosphäre
intensiviert sich zunehmend durch die axiale Anordnung
der Vitrinen; Assoziationen an einen Kirchenraum werden
wachgerufen.
Im Christentum gehören Liturgie und Musik untrennbar
zusammen. In der Präsentation wird dies durch die
einstimmigen Gesänge des gregorianischen Chorals akustisch
demonstriert, die die Messfeiern prägten. Ein weiteres
Beispiel stellt das Lorcher Chorbuch aus dem Jahr 1511/
12 dar, das als eines der schönsten Messbücher
Württembergs betrachtet werden darf.
Anhand der großformatigen Stuttgarter Chorbücher
erfährt der Besucher, wie sich die Messe als musikalische
Gattung zu einer repräsentativen Kunstform entwickelte.
Dabei verbanden die Komponisten die liturgischen Gesänge
zu einem Gesamtzyklus und lösten sie zunehmend aus
der gottesdienstlichen Ordnung heraus.
Weitere Hörbeispiele – eine Messe aus einem
oberschwäbischen Kloster und ein pietistisches Lied – belegen,
dass das Auseinanderdriften der christlichen Konfessionen
nach der Reformation zu unterschiedlichen musikalischen
Stilen und Aufführungspraktiken führte. Dabei
kam es auf die spezielle Funktion an, die Musik im jeweiligen
Bekenntnis hatte.
Lorcher Chorbuch_65_fol_94r
Die Anfangsseite des Osterpropriums aus einem Lorcher Chorbuch,
1511/12
©
Württembergische Landesbibliothek Stuttgart
König David
Glasscheibe
Straßburg um 1478
(aus der Tübinger Stiftskirche)
© Landesmuseum Württemberg, Stuttgart; Foto: H. Zwietasch/ P. Frankenstein
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