Donnerhall und Wutgeschrei
Düstere Farben, kaltes Licht, aufgerissene Wände
und dazu die Musik der schwäbischen Metalband „Black
Abyss“ – in dieser Gefühlswelt sind Angst
und Aggression zu Hause. Aggressive Musik findet über
Exponate wie die Motorsäge von Stihl, die im Song „Schizophren“ von
den Fantastischen Vier zu hören ist, Einlass in die
Ausstellung. Die Präsentation greift aber auch die
Katharsisthese auf, der zufolge Musik der Abfuhr von Energien,
der Verarbeitung von Gewaltphantasien, kurz der Behinderung
gewalttätiger Handlungen dienen kann und somit eine
läuternde Wirkung hat. Künstlerische Darstellungen der menschlichen Aggression
schwanken zwischen ideologischer Zuspitzung und existenzieller
Reflexion. So hatte etwa die Inszenierung des Brudermords
von Kain an Abel auf der Gmünder Passionsbühne
der Barockzeit die Aufgabe, die Zuschauer moralisch im
Sinne der Kirche zu bilden. Wenn dagegen Gewalt im Musiktheater
des 20. Jahrhunderts dargestellt wird, so ist damit keine
eindeutige ethische Wertung mehr verbunden. Dies gilt sowohl
für Paul Hindemiths Einakter „Mörder. Hoffnung
der Frauen“, zu dem eindrucksvolle Grafiken Oskar
Kokoschkas ausgestellt sind, als auch für Helmut Lachenmanns
Oper „Mädchen mit den Schwefelhölzern“.
Der gebürtige Stuttgarter Lachenmann verarbeitete
das Märchen von Hans-Christian Andersen zu einer Oper – 1997
in Hamburg uraufgeführt – , in der er sich mit
gesellschaftlicher Gewalt und des gewaltsamen Aufbegehren
der RAF beschäftigt.
Oskar Kokoschka:
Illustration zum Einakter Mörder. Hoffnung der Frauen,
vertont von Paul Hindemith, uraufgeführt in Stuttgart
Oskar Kokoschka, 1908/1913
©
Sammlung Angelika und Heinz Spielmann, Hamburg; Foto: Landesmuseum
Württemberg, Stuttgart, H. Zwietasch/ P. Frankenstein
Motorsäge
MS-660
© STIHL
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