Heinrich Issel (* 2. Juli
1854, Rinklingen bei Bretten, + 16. September 1934, Karlsruhe)
war der Enkel von Georg Wilhelm Issel, studierte 1877 – 1885
an der Karlsruher Akademie Genremalerei sowie Porträt- und
Historienmalerei und lernte bereits dort Johann Baptist Tuttiné kennen.
1886 machte er sich als Kunstmaler selbständig; Gemälde
aus dieser frühen Zeit sind zwar belegt, aber nicht erhalten.
1891 und 1892 stellte er als Auftragsarbeit für den badischen
Staat seine beiden Hauptwerke „Zug der silbernen Hochzeit“ und „Zug
der grünen Hochzeit“ fertig, die er in der Folgezeit
als Vorlagen für privat vertriebene Einzelarbeiten weiter
nutzte. Mit diesen großformatigen Gemälden war Issels
für die Folgezeit auf im Zug der Heimatbewegung aufblühende
Trachtenmalerei festgelegt.
1900 fertigte er für die Kirche in Meißenheim (Ortenaukreis)
einen am Werk des dänischen Bildhauers Berthel Thorwaldsen
orientierten segnenden Christus. In dieser Zeit erschien auch
im Freiburger Elchlepp-Verlag das Buch „Volkstrachten im
Schwarzwald“, das 25 Aquarelle Issels reproduziert und
mit einem Text von Heinrich Hansjakob eingeleitet wird. Diese
Publikation war so erfolgreich, dass der Verlag diese Aquarelle
sowie weitere Arbeiten als Postkartenserie verlegte. Weitere
Postkartenserien erschienen im Verlag von Max Seeger in Stuttgart
und vermutlich auch bei Edm. v. König in Heidelberg.
Bild:
Heinrich Issel: Zwei junge Frauen in Gutacher Tracht. Aquarell,
1893. Badisches Landesmuseum Karlsruhe. Abb aus: Brigitte Heck:
Festzug, S. 89 Nr. 70
Diese Publikationen reichte allerdings nicht aus, um Issels
permanente Geldnot zu beheben. Einige seiner sechs Kinder musste
er daher bei Verwandten unterbringen oder „in Dienste geben“,
d.h. selbst arbeiten lassen. Auch ein großherzogliches
Stipendium zur Anfertigung von Trachtenskizzen im Schwarzwald
von 200 Mark (1908) linderte die Not nur marginal. Eine Übernahme
in den Staatsdienst wurde wegen mangelnder Begabung und Eignung
abgelehnt. Ein neues Stipendium von 200 Mark ermöglichte
1915 immerhin die Fertigstellung zweier Ölgemälde,
mit denen Issels an der damaligen Ausstellung des Badischen Kunstvereins
teilnehmen konnte. Der Verbleib von drei Bildern, die Issel 1921
an die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe verkaufte, ist ungeklärt.
Der dafür erzielte Preis von 700 Mark dürfte allerdings
durch die Inflation sehr schnell aufgezehrt worden sein.
Issels verlor drei Söhne im Ersten Weltkrieg, seine Familie
konnte er ohne die Zuwendungen seiner Tochter Marie und seines
Sohnes Ernst nicht unterhalten – jene hatte reich geheiratet,
dieser bezog als Pastor ein regelmäßiges Einkommen.
Mit seinem Werk konnte Issels nicht im gleichen Maß wie
die Mitglieder der Gutacher Malerkolonie von der aufstrebenden „Heimatkunst“ profitieren,
seine Genrebilder sind durch ihren Realismus und die fast ausschließliche
Bevorzugung heimischer Motive im Urteil der Fachwelt nicht über
das Etikett „provinziell“ hinausgekommen.
Brigitte Heck: Festzug. Der Karlsruher Historische Festzug von
1881. (=Volkskundliche Veröffentlichungen des Badischen Landesmuseums
Karlsruhe 4). Sigmaringen: Thorbecke, 1998. |