Georg Wilhelm Issel (*
13. Oktober 1785 in Darmstadt; † 15. August 1870 in Heidelberg)
wurde als Sohn des Darmstädter Tuchmachermeisters Johannes
Issel und der ehemaligen Bediensteten Marie Friederike Dorothea
Issel (geb. Borger) geboren. Seine Mutter hatte vorher als Bedienstete
beim Darmstädter Landgrafen und späteren Großherzog
Ludwig I. von Hessen gearbeitet. In der Familienchronik ist vermerkt,
dass nicht Johannes Issel der leibliche Vater ist, sondern der
Erbprinz Ludwig I. selbst. Dieser Umstand würde die lebenslangen
Zuweisungen des Darmstädter Hofs an Issel erklären.
Sie begannen mit der Erziehung Issels und setzten sich in der
Finanzierung des juristischen Studiums fort, das er 1803 in Gießen
aufnahm. Gleichzeitig bildete er sich ab 1804 zum Maler aus.
1810 wurde er Hofkammersekretär, 1818 Hofrat, bis er sich
1830 als Hofmaler etablierte. Bereits 1810 hatte er auf einer
Fahrt durch den Odenwald und nach Heidelberg Bekanntschaft mit
Friedrich Cropp und mit Heinrich Voß, dem Sohn des Dichters
Johann Heinrich Voß, sowie mit dem damals 15-jährigen
Carl Philipp Fohr gemacht. Diesen nahm er nach Darmstadt mit,
wo Fohr von 1811 an bei ihm wohnte. Die Beamtenlaufbahn hinderte
ihn indessen nicht, ab 1813 mit Unterstützung des Großherzogs
auf Ausbildungsreisen nach Paris, wo er Kontakt zum Malerkreis
um David fand, nach Rom, München, Wien, Prag, Dresden, Weimar
und Berlin zu gehen. Später hielt er sich wiederholt im
Schwarzwald, am Bodensee und in der Schweiz auf, wo er eine Fülle
von landschaftlichen Motiven malte. Ab Oktober 1816 ließ er
sich einige Zeit in Konstanz nieder, wo er mit der dortigen Künstlergemeinde
verkehrte, darunter Johann Jakob Biedermann, Robert Eberle, Lorenz
Schönberger, Friedrich Mosbrugger, August von Bayer und
Ernst Baer.
Er setzte sich dafür ein, Museen als Mittel zur Bildung
des Volks einzurichten und verfasste im Jahr 1817 eine Denkschrift
für den Großherzog: Über deutsche Volks-Museen
1817. Einige fromme Worte über Museen deutscher Alterthümer
und Kunst.
Am 15. März 1818 wurde Issel zum Hofrat ernannt. Weitere
Reisen folgten nach Berlin, Dresden und Thüringen, wo er
im Juli 1818 mit Goethe zusammentraf. Im Jahr 1819 ließ Issel
sich in Darmstadt nieder und begann, Kunstgegenstände für
den Darmstädter Hof einzukaufen. Er hoffte auf eine Anstellung
als Galerieinspektor, doch diese wurde dem Maler Franz Hubert
Müller zuerkannt. 1820 verbrachte er in Heidelberg und versuchte
dort, Werke des 1818 im Tiber ertrunkenen Carl Philipp Fohr anzukaufen;
die insgesamt gesammelten 255 Blatt bilden den grundstock für
die heutige Darmstädter Sammlung des Fohrschen Werks.
Mit seiner Frau Viktoria von Chrismar zog Issel 1820 nach Konstanz,
wo er auf eine Anstellung als Konservator hoffte. Jedoch standen
diesem Wunsch die Interessen des Darmstädter Kabinettsekretärs
Ernst Christian Friedrich Schleiermacher entgegen, der die Konkurrenz
Issels fürchtete, woraufhin es zu einem Zerwürfnis
kam.
Von 1827 bis 1835 war Issel Gutsbesitzer des Hauses Egg gegenüber
der Insel Mainau. In Konstanz konnte Issel einen Künstlerkreis
um sich scharen, zu dem unter anderem Annette von Droste-Hülshoff
und kurzzeitig auch Ludwig Uhland stoßen. Er war außerdem
im Stadtarchiv von Konstanz tätig und veröffentlichte
wahrscheinlich als Herausgeber Der Konstanzer Sturm im Jahre
1548 von Georg Vögeli und Christoph Schultheiß.
Von Freiburg aus, wo er seit 1836 wohnte, unternahm Issel Reisen
durch den Schwarzwald und malte Motive und Szenen vor allem aus
dem Glottertal. 1844 siedelte er nach Heidelberg über, wo
er bis zu seinem Tod 1870 blieb. Über Henriette Feuerbach,
die ihn in Heidelberg oft besuchte, lernte Issel auch den Maler
Anselm Feuerbach kennen, dessen Mentor er wurde. Er verkehrte
weiter mit Künstlern, Dichtern und Gelehrten, war sowohl
als Maler als auch als Kunstgelehrter erfolgreich und förderte
als Kunstkritiker junge Künstler.
Issels Werke wurden vom Leiter des Kurpfälzischen Museums
Heidelberg, Karl Lohmeyer, wiederentdeckt und auf einer Romantik-Ausstellung
(1919) und in einer eigenen Issel-Ausstellung (1920) präsentiert.
1929 folgte eine Biografie des Malers aus Lohmeyers Feder.
http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Wilhelm_Issel
Max Fischer: Georg Wilhelm Issel (1785 – 1870). Der Maler
der schlichten deutschen Landschaft. Mein Heimatland 23 (1936)
S. 18 – 23.
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