Landeskunde   > [Städte] > Schwetzingen > Schloss

Zu den fürstlichen Betten

Im Schkafzimmer des Kurfürsten Carl Theodor steht ein Lit a la polonaise (Bild links), im Schlafzimmer der Kurfürstin Elisabth Augusta ein Lit a la Duchesse.

Beim Lit a la polonaise sind die Stützen, die den Baldachin tragen, nach innen geschwungen, so dass dieser wesentlich kleiner ausfällt als das Bett selbst. Die Stützen sind mit Vorhängen im selben Dessin wie das Bett verhängt. Betten dieses Stils konnten entweder mit der Langseite oder mit dem Kopfteil an der Wand stehen.

Andere Betten hatten zwei oder drei geschlossene Seiten und wurden häufig in Nischen oder Alkoven mit der langen Seite an der Wand aufgestellt. Der Ausdruck Lit à la Polonaise (polnisches Bett), im 18. Jahrhundert oft verwendet, bezeichnet Betten, bei denen die Stützen des Baldachins aus gekrümmten und durch Vorhänge verborgenen Eisenstangen bestehen. Der Typ des Betts, das gebogene und gerollte Enden ohne irgendwelche sichtbaren Säulen hatte, wurde Lit à la turque (türkisches Bett) genannt. 

Das Lit a la duchesse ist dadurch gekennzeichnet, dass es ein hohes Kopfteil, mit dem es an der Wand steht, und kein Fußteil hat. Es wird bekrönt von einem Baldachin im selben Umfang und der selben Größe wie das Bett. Vor dem letzten Viertel des 17. Jahrhunderts war es unbekannt. Königliche Inventare, die in der Zeit Ludwigs XIV. angefertigt wurden, zählen nicht weniger als 413 Betten, darunter auch einige a la Duchesse. Diese Betten waren im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts verbreitet, und 1718 erfährt man von einem Bett, das speziell für den achtjährigen Ludwig XV. gefertigt wurde. Dieses Bett hatte einen gewölbten Baldachin, eine Eigenheit, die nur bei den prächtigsten Betten dieses Typs in Gebrauch war.
                                                             
Das Lit a la Duchesse kam ab 1743 besonders in Gebrauch, als es zum ersten Mal von einer Königin, von Maria Leczinska, benutzt wurde. Von diesem Bett schreibt der Herzog von Luynes in seinen Memoiren: "Es ist nicht von der Art mit vier Pfosten, wie es alle die Betten von Königinnen bisher waren, es ist von der Art, die man 'a la Duchesse' nennt." Die Art des Bettes mit vier Pfosten, die der Herzog meint, wird als "a quatre quenouilles" bezeichnet., was bedeutet, dass die vier Pfosten aufwärts gerichtet sind und Stützen für den Baldachin bilden. Die einfache Entwicklung vom "lit a quatre quenouilles", das für viele Jahre der vorherrschende Typ war, zum "lit a la duchesse bestand darin, dass man die vier Pfosten absägte und den Baldachin an Ketten von der Decke herabhängen ließ.

Das Lit a la duchesse und das Lit d'anges werden zurückgeführt auf bessere Heizbedingungen in den Räumen, die eine offenere Bett-Architektur ermöglichen.

Übersetzt aus dem Bulletin of the Metropolitan Museum of Art (Vol. 19, No. 1, Jan., 1924, S. 6-8) www.jstor.org/pss/3254632.

Über ein anderes Bett aus den Beständen des Getty Museums: http://www.judithdobrzynski.com/9724/object-of-desire-a-bed-not-for-sleeping

Das Lit d'anges entspricht in allen Einzelheiten dem Lit a la Duchesse, hatte aber einen kürzeren Baldachin http://chestofbooks.com/home-improvement/furniture/Furniture/The-Bed-Part-5.html.

Abbildung eines Lit a la polonaise im Getty Museum http://www.getty.edu/art/gettyguide/artObjectDetails?artobj=7106

Artikel über Betten der Aristokratie im 17./18 Jahrundert:  http://www.artnet.com/Magazine/features/garrett/garrett6-13-00.asp

   
siehe auch:  
weiter:  

Startseite | Service | Aktuelles | zur ZUM | © Landeskunde online/ kulturer.be 2018