Große Landesausstellung
2015 „Karl Wilhelm 1679 – 1738“
im Badischen Landesmuseum Karlsruhe
(blm) Markgraf Karl III. Wilhelm von Baden-Durlach hat Geschichte
geschrieben – eine wahre Erfolgsgeschichte: Als er vor
300 Jahren die Stadt Carols-Ruhe gründete, überstrahlte
sie mit ihren 32 Straßen bereits Versailles. Heute ist
Karlsruhe mit rund 300.000 Einwohnern die zweitgrößte
Stadt des Landes Baden-Württemberg. Mit dem runden Jubiläum
in diesem Jahr feiert sie auch ihren Stadtgründer, der mit
seiner innovativen Regierung und seinem legendären Lebensstil
unvergessen ist. Die Große Landesausstellung „Karl
Wilhelm 1679 – 1738“ ist die erste Schau über
den Markgrafen überhaupt und ein zentraler Beitrag des Landes
Baden-Württemberg zum 300jährigen Bestehen Karlsruhes.
Während
der Vorbereitungen zur Großen Landesausstellung sind viele
Details über den Menschen Karl Wilhelm zu Tage getreten:
Stark und ehrgeizig, gebildet und charmant soll er gewesen sein.
Neben seinen politischen Ambitionen gab er sich vor allem seinen
persönlichen Leidenschaften hin. So ankerte etwa im Rheinhafen
seine 25 Meter lange Jacht, stets bereit für private Reisen
ins In- und Ausland. Er importierte über 5.000 verschiedene
Tulpensorten sowie exotische Pflanzen und Tiere, darunter Affen
und wohl auch einen Tiger. Daneben übte er sich im Experimentellen,
wie der Herstellung von Gold (was ihm verständlicherweise
nicht gelang) oder gründete sogar eine eigene Tabakfabrik.
Und: Er hatte nicht nur eine Schwäche für seine Hofsängerinnen,
sondern auch für rauschende Feste. In seiner Sammlung befanden
sich nahezu 70 unterschiedliche Karnevalskostüme wie das
eines Harlekins oder ein „Nonnenkleid“.
Rund 250 zum Teil noch nie gezeigte Exponate lassen ab Mai
nicht nur den Markgrafen, sondern auch den Geist seiner Epoche
wieder aufleben – und dies am Originalschauplatz des Geschehens:
im Karlsruher Schloss, der ehemaligen markgräflichen Residenz.
So lag es nahe, dem barocken Ausstellungsthema auch gestalterisch
Rechnung zu tragen und die Sonderausstellungsfläche ganz
im Sinne der Epoche in Szene zu setzen. Mit einem visuellen Paukenschlag
wird der Besucher deshalb im ersten Ausstellungsbereich in Empfang
genommen. Dort betritt er eine barocke Theaterbühne, deren
Prospekt die Darstellung der brennenden Residenzstadt Durlach
zeigt – ein Ereignis des für die Markgrafschaft Baden-Durlach
so verheerenden Pfälzischen Erbfolgekrieges. Ganz persönliche
Exponate des Markgrafen aus seinen ersten Lebensjahren, wie ein
Kinderporträt Karl Wilhelms, ein Kavaliersdegen, Schreibübungshefte
und Briefe, vermitteln ein lebendiges Bild des späteren
Stadtgründers bis zu seiner Regierungsübernahme 1709.
Über ein dunkles Waldstück, das gestalterisch auf
die Verlegung der ehemaligen Residenz von Durlach in den Hardtwald
Bezug nimmt, erreicht der Besucher die „Fächerstadt“ um
1715. Über den gesamten Raum gespannte Richtschnüre
sowie schräg positionierte Stellwände laufen auf das
urbane Zentrum Karlsruhe zu, den Schlossturm. Umfangreiche Baupläne
und beeindruckende Zeugnisse, darunter unter anderem der berühmte
Privilegienbrief, dokumentieren die frühe Zeit der Stadtgründung.
Hier findet sich auch ein bislang unbekanntes und noch nie öffentlich
ausgestelltes Portrait seiner geliebten Eberhardine von und zu
Massenbach. Sie war seine einzig wahre Mätresse.
Noch
näher an den Menschen Karl Wilhelm führt die „Schatzkammer“,
das Herzstück der Ausstellung. Hier werden kostbare und
noch nie in einer Ausstellung präsentierte Objekte aus dem
Familienbesitz des Hauses Baden gezeigt. Zu den Preziosen zählen
u.a. die Ordenspokale der Ritter des Fidelitas-Ordens sowie der
Ordensmeisterpokal und das Ordenskreuz Karl Wilhelms.
Im letzten Bereich der Ausstellung lädt eine barocke Parkanlage
mit Bosketten und einem Tulpenbeet zum Spaziergang ein. Die Besucherinnen
und Besucher begegnen hier dem Barockfürsten Karl Wilhelm „zwischen
Lust und Last“. Wie belesen und wissbegierig Karl Wilhelm
war, belegt die Inszenierung seiner einst umfangreichen Hofbibliothek.
Andererseits beweist ein Besoldungsbuch, dass der Lebemann nicht
zögerte, für sein leidenschaftliches Begehren nach
Mädchen, Musik und Tulpen tief in die Staatskasse zu greifen.
Bis zum Ende seiner Regierungszeit 1738 sollte es Karl Wilhelm
dennoch gelingen, die hohe Last der Staatsschulden, die ihm sein
Vater Markgraf Friedrich Magnus überlassen hatte, um die
Hälfte zu reduzieren.
Über das Finanzielle hinaus war der Bau des Schlosses und
die Neugründung der Stadt Karlsruhe auch konzeptionell ein
Erfolg. Die Geometrie der Schloss- und Stadtanlage ist bis heute
einzigartig. Die 32 Strahlen, die vom Schlossturm aus in alle
Richtungen hinaus strahlen, ziehen 2015 in umgekehrter Richtung
die Blicke der Weltöffentlichkeit auf Karl Wilhelms Werk.
Große
Landesausstellung 2015
Karl Wilhelm 1679 – 1738
9.5. – 18.10.2015
Badisches Landesmuseum, Schloss Karlsruhe
Text: blm |