Museum Deutscher Fayencen


Fayence

    

Fayence entstand aus dem Versuch, chinesisches Porzellan nachzuahmen. Bevor 1708 das Geheimnis seiner Herstellung in Meißen entschlüsselt wurde, gab es in Europa nur teures importiertes Porzellan aus China oder Japan. Fayence galt als preiswertere Alternative, die optisch dem Porzellan sehr nahe kommen konnte.

Dabei besteht Fayence aus einfachem Ton mit einer deckenden weißen oder bunten Zinnglasur und nicht – wie Porzellan – aus einer weißen, sehr festen Mischung von Kaolin, Feldspat und Quarz. Fayence wird meist mit Unterglasurfarben oder sogenannten Muffelfarben dekoriert und mehrmals gebrannt.

Porzellan, bis heute die edelste, teuerste und begehrteste Keramik, kann so dünnwandig gearbeitet werden, dass durch den rein weißen Ton Licht scheint. Fayence ist dagegen meist dickwandiger und poröser. An Bruchstellen sieht man den braunen, gelblichen oder rötlichen gebrannten Ton – „Scherben“ genannt –, der von der weißen Glasurschicht überzogen ist.

Die ersten Fayencen wurden wahrscheinlich im 9. Jahrhundert in Samarra (Mesopotamien, heute Irak) hergestellt. Osmanen brachten im 14. Jahrhundert Fayencen aus dem Nahen Osten in das von ihnen besetzte Spanien mit. Von dort aus verbreitete sich die Fayence in ganz Europa. Von dem spanischen Produktionsort Malaga oder der Handelsstation Mallorca leitet sich der Name „Majolika“ ab. Majolika und Fayence sind im Herstellungsprozess und Material in etwa identisch, unterscheiden sich aber durch ihre Bemalung. Im 16. Jahrhundert wurde auch die Bezeichnung „Fayence“ nach dem Produktionsort Faenza in Italien geprägt.

Die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Deutschland einsetzenden Gründungen von Fayencemanufakturen gehen auf die Nachfrage nach Porzellan aus China und nach Delfter Fayence zurück. Delfter Fayencen orientierten sich im Dekor an dem damals seltenen und begehrten chinesischen Blau-Weiß-Porzellan. In Delft gab es zeitweilig über 30 Fayencemanufakturen, deren Produkte in ganz Europa verbreitet waren. Abwandernde Handwerker aus Delft sorgten für Neugründungen an anderen Standorten.

Die erste deutsche Fayencemanufaktur wurde 1661 in Hanau gegründet. Sie orientierte sich zunächst ganz am Delfter Vorbild. Ihren Höhepunkt erreichte die Fayencekunst in Deutschland um 1750 bis 1770. Damals gab es rund 100 Manufakturen, die versuchten, sich auf dem hart umkämpften Keramikmarkt zu behaupten. Einige bestanden nur wenige Jahre, andere dagegen bis ins 19. Jahrhundert.

    Text & Bilder: © Bayerische Schlösserverwaltung

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