Karl Wilhelm 1679 - 1738


Landeskunde > Kultur > Museen > Badisches Landesmuseum > Ausstellungen > Karl Wilhelm
Aufgedeckt – Gerüchte und Legenden um Karl Wilhelm
 

Markgraf Karl Wilhelm. Werkstatt Johann Ludwig Kisling, um 1775. © BLM Karlsruhe, Foto: Th. GoldschmidtEin Schlossturm voller Hofsängerinnen oder „Tulpenmädchen“?

Der Markgraf war nicht nur ein Freund exotischer Blumen, sondern vor allem auch der Frauen. Bis zu 60 Hofsängerinnen beschäftigte Karl Wilhelm im Schloss. Als Vorbild dieses weiblichen Ensembles mögen venezianische Ospedali gedient haben – Waisenhäuser mit musikalischer Ausbildung für Mädchen. Mit vielen Damen seines Ensembles pflegte Karl Wilhelm Affären, aus denen etwa 20 kleine Carls und Carlinas hervorgingen.
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist auch die Bezeichnung „Tulpenmädchen“ für die Hofsängerinnen geläufig. Dies geht auf die Behauptung zurück, dass die Damen auch für Karl Wilhelms Tulpen oder die umfassenden Tulpenaquarelle zuständig waren. Doch diese Annahme ist schlichtweg falsch. Anscheinend wurde Karl Wilhelms Leidenschaft für schöne Pflanzen einfach auf fleischliche Gelüste übertragen.


Karl Wilhelm – ein (Städte-)Träumer?

Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts findet sich die Legende, der Markgraf sei nach anstrengender Jagd im Wald eingeschlafen und habe im Traum die Gründung seiner neuen Residenz ersonnen. Die Entstehung der Legende geht auf eine Eintragung vom 24. April 1721 im Hoftagebuch Karl Wilhelms zurück: „Da er [der Markgraf] sich nun verirrt hatte[,] tröstette er sich unter dießen bircken baum weil es darzu so schrecklich ungestüm regnete und schneijte wolte er so lange bleibn biß daß es tag würde. Er wäre aber verfroren wan wire nicht die jäger junges und weidtgeseln welche ihn dann unter dißn baum gefundn.“ –Spätere Geschichtsschreiber griffen die Geschichte von 1721 immer wieder auf und verknüpften diese mit der bereits sechs Jahre zuvor stattgefundenen Stadtgründung. (Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe, FA, 2. Pers, Mappe 15, Eigentum Haus Baden)


Karl Wilhelms Flucht vor der eigenen Ehefrau?

Das überlieferte Bild der Beziehung zwischen Karl Wilhelm und Magdalene Wilhelmine ist stark von späteren Geschichtsschreibern des 19. Jahrhunderts geprägt: Magdalene habe Karl Wilhelms Leidenschaften für Musik, Theater und Pflanzen nicht geteilt und ihn mit ihrer Bigotterie, ihrer Frömmigkeit, Zänkerei und mangelnden Schönheit aus der alten Residenz Durlach vertrieben. Tatsächlich verhielt sich Karl Wilhelm distanziert: So ermahnte ihn sein Vater zwei Jahre nach der Hochzeit, er solle seiner Gemahlin „mit aller Vernunft und wie es dero vor Gottes Angesicht abgestattete Pflicht erfordert, beywohnen, selbige ehren und lieben und in keinerley Weise beleidigen“.
Eine Verbindung, die sich auf verzehrende Leidenschaft und unkontrollierte Begierde gründete, galt im Barock für einen Fürsten als unangemessen. Die Gefühle sollten von den Entscheidungen des Herrschers getrennt werden. Karl Wilhelm führte eine typische barocke Ehe, die primär die dynastische Absicherung zum Ziel hatte. Liebesheiraten waren hierbei eine Seltenheit.
(Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe, FA 2 Pers. Mappe 19a).

    Text: blm

im Detail:

weiter:

siehe auch:

 

zurück:

Startseite | | Service | Aktuelles | zur ZUM | © Badische Heimat/Landeskunde online 2015